Die gescheiterte Apollo-13-Mission zum Mond, Juri Gagarins Erdumrundung als erster Mensch: Im April jähren sich mehrere Meilensteine der Weltraumgeschichte. Auch die Misserfolge haben die Forschung weitergebracht.
Vor 54 Jahren schrieb Juri Gagarin Geschichte: Der damals 27-Jährige umrundete am 12. April 1961 als erster Mensch in einem Raumschiff die Erde. 106 Minuten dauerte die Reise um den Globus.
Neun Jahre später, am 11. April 1970 startete die amerikanische Apollo-13-Mission ins All. Doch anders als bei Gagarins Flug ging nicht alles gut - im Gegenteil. Nach der Explosion eines Tanks mussten die Astronauten die geplante Mondlandung aufgeben. Eine dramatische Rettungskation brachte die drei Astronauten in dem beschädigten Raumschiff dennoch lebend zur Erde zurück.
Gescheitert und trotzdem ein Erfolg
Auch wenn sie ihr eigentliches Ziel nicht erreicht hat, hält Rainer Kresken, Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Apollo 13 für eine der bemerkenswertesten Missionen in der Geschichte. "Sie war zwar kein Erfolg, aber die Art und Weise, wie die massiven Schwierigkeiten gelöst wurden, ist beispiellos. Mit viel Glück, Können und Kreativität wurde das Leben der Besatzung gerettet."
Das Problem war: Mit dem, was passierte, hatte im Vorfeld niemand gerechnet. Folglich existierte auch "kein Rettungsszenario", so Kresken. Ein Sauerstofftank war explodiert, weil er vor dem Start nicht richtig montiert wurde. "Es gab einen Kurzschluss, der das Lebenserhaltungssystem des Raumschiffs zerstörte. Die Astronauten überlebten nur mit Hilfe des Lebenserhaltungssystems der Mondlandefähre."
Die Mondlandung
Zwischen großartigen Erfolgen und tragischen Ereignissen, die aber nicht immer ein Happy End hatten, pendelt die gesamte Geschichte der bemannten Raumfahrt. Gerade in der ersten Zeit von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre jagt ein Höhepunkt jagt den nächsten.
Für die größte Leistung in der Historie der Raumfahrt hält Kresken die erste Mondlandung mit der Apollo 11 am 21. Juli 1969: "So etwas Tolles hat man sich seither nicht mehr getraut." Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins flogen damals zum Erdtrabanten, Armstrong und Aldrin betraten ihn auch. Die bisher letzte Mondlandung ist inzwischen schon 42 Jahre her: Am 19. Dezember 1972 setzte die Apollo 17 als sechstes Raumschiff auf dem Trabanten auf, Eugene Cernan ist der bisher letzte Mensch, der den Mondboden betreten hat.
Ein Wettlauf im All
Die Amerikaner machten mit den Mondlandungen klar, wer die führende Raumfahrtnation ist. Vorausgegangen war ein erbitterter Wettlauf um die Vorherrschaft im All. Am 4. Oktober 1957 schickte die Sowjetunion Sputnik 1 in den Weltraum: Er umrundete als erster künstlicher Satellit die Erde. Kurz danach flog das erste Lebewesen ins All: Die Hündin Laika wurde am 3. November 1957 bei der Mission Sputnik 2 in den Orbit gesandt. Ihre Rückkehr war nicht vorgesehen, das Tier starb schon wenige Tage später. Die USA reagierten geschockt auf die russischen Vorstöße - und gründeten im Juli 1958 die Nasa. Doch die Sowjetunion hatte zunächst weiter die Nase vorn.
Erst ein Jahr nach Juri Gagarin umrundete mit John Glenn am 20. Februar 1962 auch ein Amerikaner die Erde. Die erste Frau im Universum war am 16. Juni 1963 die Russin Walentina Tereschkowa.
Turbulenter Weltraumspaziergang
Ein neuer Meilenstein folgte 1965, als der erste Mensch im All ohne Raumschiff unterwegs war. Der Russe Alexej Leonow unternahm am 18. März 1965 den ersten, zwölfminütigen Weltraumspaziergang. Doch das ging beinah schief, wie Kresken berichtet: "Leonows Raumanzug blähte sich mehr auf, als man erwartet hatte. Er konnte nicht mehr ins Raumschiff einsteigen. Er musste Druck aus dem Anzug ablassen, was aber sehr gefährlich war - es drohte die Taucherkrankheit, bei der ihm der Sauerstoff knapp geworden wäre. Aber der Kosmonaut konnte sich retten."
Doch mit der Mondlandung und den folgenden Apollo-Missionen hängten die USA Russlandab. Die Welt schaute auf die Amerikaner. Erst die Beinahe-Katastrophe der Apollo 13 brachte eine Zäsur in der bemannten Raumfahrt: Die Euphorie war verflogen, es folgten einige ruhigere Jahre.
Eine neue Ära im All begann erst wieder Anfang der 1980er-Jahre. Am 12. April 1981 startete das amerikanische Space Shuttle Columbia zu seinem ersten Flug. Es war das erste Raumtransportsystem, das wiederverwendet werden konnte. Es sollte bis zu 100-mal zwischen Erde und Umlaufbahn hin- und herpendeln.
Doch es gab es immer wieder tragische Unfälle: Im Januar 1986 explodierte die Challenger kurz nach dem Start, die Columbia verglühte 2003 in der Erdatmosphäre. Insgesamt starben dabei 14 Astronauten.
Die Raumstationen Mir und ISS
Der Wettlauf um die Macht im All dauerte lange an: Sowohl Amerikaner als auch Russen arbeiteten seit den 1970er-Jahren mit Raumstationen im All. 1986 baute die Sowjetunion die bemannte Station Mir, die von 1986 bis zu ihrem kontrollierten Absturz 2001 um die Erde kreiste. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeiteten die beiden Nationen auf der Mir zusammen - und setzten das auch auf der internationalen Raumstation ISS fort. Diese befindet sich seit 1998 im Orbit - und ist seitdem ständig mit Astronauten besetzt. An dem Projekt sind neben den USA und Russland auch die Mitgliedstaaten der Esa sowie Kanada und Japan beteiligt.
2014 war auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst an Bord. Die ersten Deutschen waren lange vor ihm im All unterwegs: Im August 1978 startete Sigmund Jähn aus der DDR zur sowjetischen Raumstation Saljut 6. Im November 1983 flog Ulf Merbold für die BRD mit einem Space Shuttle in den Weltraum.
Aber von welchen der vielen Missionen hat die Raumfahrt bislang am meisten profitiert – und tut es auch heute noch? Kresken muss nicht lange überlegen: "Von den Apollo-Missionen, sie haben die Raumfahrt sehr weit gebracht. Für sie wurden etwa völlig neue Antriebsmethoden entwickelt." Seinen Angaben nach basiert etwa die europäische Trägerrakete Ariane 5, die seit 1996 im Einsatz ist, auf dieser Technologie. Kresken ergänzt: "Auch die Entwicklung der Computer profitierte von den Missionen: Bei Apollo wurden erstmals integrierte Schaltkreise benutzt. Vor diesen Missionen wusste man außerdem nicht, wie man solche gigantischen Projekte managen sollte, das hat man damit erst gelernt." Sein Fazit: "Wenn es die Apollo-Missionen nicht gegeben hätte, wären wir in der Raumfahrt heute zehn, wenn nicht sogar 20 Jahre zurück."
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