Die kroatische Virologin Beata Halassy hat ihre Krebserkrankung mit eigens im Labor gezüchteten Viren selbst behandelt. Da eine vollständige Genesung mit konventioneller Behandlung unwahrscheinlich schien, wagte sie sich an eine noch nicht erprobte Therapiemethode - und ist seitdem krebsfrei.

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Obwohl Brustkrebs heutzutage in vielen Fällen gut behandelbar ist, ist er immer noch die weltweit häufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen. Auch Beata Halassy erhielt 2016 die Diagnose Brustkrebs, eine eher seltene und aggressive Form. Der Tumor wurde operiert, die Brust musste abgenommen werden und Halassy machte eine Chemotherapie.

Aber der Krebs kehrte 2018 und trotz Entfernung auch 2020 zurück. Den Krebs vollständig heilen zu können, wurde von ihren Ärzten als unwahrscheinlich eingestuft, da es für die Art ihres speziellen Tumors nur begrenzt wirksame Therapien gibt. Eine weitere Chemotherapie kam für Beata Halassy aber nicht infrage.

Wissenschaftlerin unternimmt medizinisches Experiment

Halassy, die als Virologin und Immunologin an der Universität in Zagreb in Kroatien arbeitet, forschte da bereits seit Jahren an Masernviren und Vesikulären Stomatitisviren (VS-Viren), die dafür bekannt sind, Tumorzellen zu befallen. Auch in klinischen Versuchen wurden diese Virusarten bereits zur Krebsbehandlung eingesetzt, wenn auch hauptsächlich in früheren Krankheitsstadien.

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Bestärkt durch ihr Wissen und ihre Erfahrung in der Kultivierung von Viren, entschied sich Halassy, die bislang noch nicht erprobte Therapieform bei sich auszuprobieren und ihren Brustkrebs auf diese Weise selbst zu behandeln. Kollegen und Kolleginnen unterstützten sie bei dem Selbstversuch und injizierten über zwei Monate immer wieder Masern- und VS-Viren in den Tumor. Die Viren hatte Halassy zuvor selbst im Labor gezüchtet.

Das Ergebnis: Der Tumor wurde schnell kleiner und weicher, sodass er operativ entfernt werden konnte. Positiv war auch, dass die Virentherapie im Vergleich zur Chemotherapie nur geringe Nebenwirkungen wie leichtes Fieber und Schüttelfrost hervorrief. Halassy gelang es also ihre Krebserkrankung in Stadium 3 mit der Virentherapie zu heilen. Seit vier Jahren ist sie nun krebsfrei.

Wie funktioniert eine Krebsbehandlung mit Viren?

Die Behandlungsmethode, die Halassy bei sich angewandt hat, nennt sich onkolytische Virotherapie (OVT). Dabei werden Viren eingesetzt, um Krebszellen anzugreifen und das Immunsystem dazu zu bringen, diese zu bekämpfen. Krebszellen fehlt der natürliche Abwehrmechanismus gesunder Zellen, deshalb können Viren diese leichter befallen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen seit Jahren daran, Krebs auf diese Weise zu bekämpfen. OVT wurde bereits in klinischen Studien getestet und gilt als vielversprechender Bereich in der Krebsbehandlung. In den USA ist eine OVT zur Behandlung von Hautkrebs zugelassen, bisher gibt es weltweit aber keine zugelassenen OVT-Wirkstoffe zur Behandlung von Brustkrebs.

Fortschritt in der Krebsforschung

Halassys Behandlungserfolg bedeutet einen wissenschaftlichen Fortschritt in der Krebsforschung, sie selbst hat den Schwerpunkt ihrer eigenen Forschung nun auf die Virentherapie ausgerichtet. Ob OVT auch bei anderen Patientinnen mit Brustkrebs anschlagen würde, kann bisher aber nicht beantwortet werden. Denn bei der Behandlung von Krebserkrankungen spielen mehrere Faktoren eine Rolle und nicht jede Therapie ist bei jedem Tumor gleich wirksam.

Deshalb werden noch weitere Studien nötig sein, um eine genauere Einschätzung zu den Erfolgschancen von OVT bei Brustkrebs geben zu können. Mit ihrem Selbstversuch hat Halassy aber auf jeden Fall eine Debatte über individualisierte Therapien in der Medizin, besonders bei Krebsbehandlungen, in Gang gebracht.

Kritik am Selbstexperiment

Doch es regt sich auch Kritik an ihrem Vorgehen. Einige Fachzeitschriften lehnten die Veröffentlichung von Halassys Geschichte aus ethischen Gründen ab, auch einige Forscherinnen und Forscher äußerten sich kritisch, denn medizinische Selbstexperimente sind umstritten und Expertinnen und Experten warnen davor, Halassys Selbstmedikation nachzuahmen. Unerprobte Therapien sind stets mit Risiken verbunden und werden nur in seltenen Fällen zugelassen.

Auch Halassy selbst betont in ihrer im Magazin "Vaccines" erschienen Veröffentlichung, dass die Selbstmedikation mit onkolytischen Viren nicht der erste Ansatz bei diagnostiziertem Krebs sein sollte.

Verwendete Quellen

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