Neben häufig auftretenden Blutgruppen wie A+ oder 0+ gibt es weltweit eine Vielzahl an seltenen Varianten. Diese sind zumeist auf Gendefekte zurückzuführen und können bei notwendigen Bluttransfusionen zu Problemen führen.

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Jeder Mensch hat eine ganz bestimmte Blutgruppe. Diese wird durch die Struktur der roten Blutkörperchen und unterschiedliche Merkmale auf der Oberfläche dieser Erythrozyten bestimmt. Das bekannteste Blutgruppensystem ist das AB0-System, zu dem die Varianten A, B, AB und 0 gehören. Wichtig ist auch der sogenannte Rhesusfaktor, der je nach Vorliegen eines bestimmten Antigens positiv oder negativ ist.

Neben diesen häufig auftretenden Blutgruppen gibt es seltene Ausprägungen. So haben nur rund 20.000 Menschen weltweit die Blutgruppe Bombay, die meisten davon in Indien. In Europa hat nur einer von einer Million Menschen diese Blutgruppe. Werden Blutkonserven benötigt, kann dies zu Problemen führen.

Was ist die Bombay-Blutgruppe?

Bombay ist eine extrem seltene Blutgruppe. Menschen mit dieser Blutgruppe haben Antikörper gegen alle roten Blutkörperchen der Blutgruppen A, B, AB und O. Die Ursache dafür ist ein Gendefekt.

Was ist das Besondere der Bombay-Blutgruppe?

Medizinisch gesehen unterscheiden sich die Blutgruppen im bekannten AB0-System durch sogenannte Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Bei Blutgruppe A sind Antigene vom Typ A vorhanden, bei Blutgruppe B vom Typ B und Blutgruppe AB hat beide Arten.

Patienten mit Blutgruppe 0 weisen das H-Antigen auf, das den Antigenen A und B lediglich ähnelt. Fehlt auch dieses Antigen H, spricht man von der Bombay-Blutgruppe, die als 0h bezeichnet wird.

Wie wird die Bombay-Blutgruppe diagnostiziert?

Die Bombay-Blutgruppe kann durch spezielle Bluttests diagnostiziert werden, die nach dem Vorhandensein des H-Antigens suchen. Diese Tests sind in normalen Blutgruppenuntersuchungen nicht enthalten und erfordern zusätzliche Labortests.

Welche Schwierigkeiten gibt es bei Bluttransfusionen für Personen mit der Bombay-Blutgruppe?

Patienten mit der Blutgruppe Bombay haben Antikörper gegen alle roten Blutkörperchen der Blutgruppen A, B, AB und 0. Sie können nur Eigenblut oder Spenderblut mit Erythrozyten der Blutgruppe Bombay erhalten. Andernfalls kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

Bluttransfusionen für Menschen mit der Bombay-Blutgruppe sind eine große Herausforderung, da die Blutgruppe extrem selten ist. Laut DRK sind nur sehr wenige Spender der Blutgruppe Bombay registriert, die in dringenden Fällen kontaktiert werden, um zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu helfen. Zudem werden wenige kryokonservierte, also tiefgefrorene Spenden vorgehalten.

Warum kann jemand mit der Bombay-Blutgruppe kein Blut der Gruppe 0 empfangen?

Menschen mit der Bombay-Blutgruppe produzieren Antikörper gegen alle Grundsubstanzen der bekannten Blutgruppen, auch gegen das H-Antigen. Da Blut der Gruppe 0 genau diese H-Antigene aufweist, könnte eine Transfusion mit dieser Blutgruppe eine schwere immunologische Reaktion hervorrufen.

Kann eine Person mit der Bombay-Blutgruppe Blut an andere Blutgruppen spenden?

Eine Person mit der Bombay-Blutgruppe kann nur anderen Menschen mit der gleichen Blutgruppe spenden, da ihr Blut keine A-, B- oder H-Antigene enthält.

Gibt es spezielle Register für Menschen mit der Bombay-Blutgruppe?

Die Blutspendedienste in Deutschland und auch international sind gut vernetzt. Sie helfen sich im Rahmen der Möglichkeiten bei der Beschaffung seltener Blutkonserven gegenseitig.

Zudem existieren spezialisierte Blutspenderregister, die Personen mit seltenen Blutgruppen unterstützen. So gibt es beispielsweise seitens der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) seit 2012 ein Register für seltene Blutspender in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Blutspendedienste erfassen die Spender pseudonymisiert unter der Angabe der Blutgruppe und mit einer Identifikationsnummer. Die Kontaktaufnahme mit dem potenziellen Spender einer seltenen Blutgruppe obliegt im Bedarfsfall der jeweiligen Blutspendeneinrichtung vor Ort.

Was sollte eine Person mit der Bombay-Blutgruppe im Falle eines medizinischen Notfalls tun?

Personen mit der Bombay-Blutgruppe sollten immer einen Blutgruppenausweis bei sich tragen und sich bei ihrem behandelnden Arzt registrieren lassen. Es wird auch empfohlen, sich mit spezialisierten Blutbanken und Netzwerken in Verbindung zu setzen, um auf Notfälle vorbereitet zu sein. Sinnvoll kann eventuell die Kryokonservierung von Eigenblut sein. Das Verfahren ist jedoch sehr teuer.

Gibt es medizinische Risiken für Menschen mit der Bombay-Blutgruppe?

Abgesehen von den Herausforderungen bei Bluttransfusionen gibt es keine spezifischen gesundheitlichen Risiken für Menschen mit der Bombay-Blutgruppe. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich in der Beschaffung kompatiblen Blutes im Falle von Operationen oder Unfällen.

Verwendete Quellen

Blutspende: Ein kleiner Piks, der viel zurück gibt

Am 14. Juni ist Weltblutspendetag. Etwa vier von fünf Menschen brauchen laut Deutschem Roten Kreuz mindestens einmal im Leben das Blut eines anderen. Doch nur einer von fünf spendet regelmäßig Blut. Das führt regelmäßig zu Engpässen. Dabei hat Blutspenden auch Vorteile für Spenderinnen und Spender. (Foto: imago/Funke Foto Services)
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