Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos? Fehlanzeige! Am Himmel geht es eng getaktet zu. Über drei Millionen Mal passieren Flugzeuge den deutschen Luftraum pro Jahr. Dabei werden immer wieder größere Mengen Kerosin abgelassen. Das schürt Ängste: Wie schädlich ist das für Mensch und Natur?

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Ein Flugzeug hatte am Dienstag kurz nach dem Start in Los Angeles ein Triebwerksproblem und musste umdrehen. Um wieder landen zu können, ließ die Maschine Kerosin über dem Stadtgebiet ab. Dabei wurden mehr als 40 Menschen verletzt.

Fuel Dumping geschieht nur in Notfallsituationen

Ein solches Vorgehen ist kein Einzelfall. Beim sogenannten Fuel Dumping geht es darum, das Flugzeug in einer Notsituation für die Landung leichter zu machen.

Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung betont, dass dies nie willkürlich, sondern immer nur in Notfällen, etwa bei einem technischen Defekt, geschehe. Zudem gelte das Verfahren ausschließlich für Langstreckenflugzeuge sowie Militärjets.

"Würde das Flugzeug sofort landen, wäre das gefährlich", erklärt Otterbein. "Das Flugzeug ist nicht dafür gebaut, mit diesem enormen Gewicht zu landen, eine zu schwere Landung bedeutet eine große Gefahr für die Passagiere, die Besatzung und das Flugzeug."

In einer solchen Situation sei das Ablassen von Treibstoff die einzige Möglichkeit, um Gewicht zu reduzieren. Die Entscheidung, Kerosin abzulassen, treffe der Pilot. Er melde dies dem Fluglotsen mittels Sprechfunk, woraufhin die beiden ununterbrochen in Kontakt stehen und einen geeigneten Luftraum identifizieren würden. Dies erfolge nach den international geltenden Regeln der ICAO, der internationalen Zivilluftfahrtorganisation.

"Geeignet heißt in diesem Fall, dass dieser Luftraum möglichst über unbewohntem Gebiet liegt, was in Deutschland jedoch schwer ist. Außerdem darf in dem Gebiet unterhalb des Ablassvorgangs und auch in der Zeit danach kein anderer Flugverkehr stattfinden", erläutert Otterbein.

Die ICAO gebe eine Mindesthöhe von 6.000 Fuß (rund 1.800 Meter) für den Ablassvorgang vor. "In den allermeisten Fällen allerdings wird der Treibstoffablass in weitaus größeren Höhen durchgeführt", erklärt die Expertin.

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Wie schädlich ist Kerosin für Mensch und Umwelt?

Doch wie gefährlich ist das abgelassene Kerosin für Pflanzen, Tiere und Menschen, wenn der Treibstoff den Boden erreicht? Hoch konzentriert sind die Mineralölkohlenwasserstoffe im Kerosin giftig für Mensch und Umwelt. Werden sie eingeatmet, kann es zu Reizungen der Atemwege kommen. Auch Kopfschmerzen können die Folge sein. Ein Inhaltsstoff von Kerosin ist Benzol, das als krebserregend gilt.

Wie viel Kerosin beim "Fuel Dumping" tatsächlich am Boden ankommt, ist aktuell aber noch nicht eindeutig erforscht. Nach einer theoretischen Berechnung würden 0,02 Gramm Kerosin pro Quadratmeter am Boden ankommen. Der Großteil des Treibstoffs verbleibt demnach in der Atmosphäre und werde dort durch Sonnenenergie in Wasser und Kohlendioxid umgewandelt.

Laut dem Umweltbundesamt hat das Ablassen von Treibstoff demnach keine kritischen Auswirkungen auf die Umwelt oder die menschliche Gesundheit, sofern die entsprechenden Regeln eingehalten werden.

Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv. (Aktualisierung: awa)
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