In den Knochensegmenten eines Dinosaurier-Schwanzes haben Wissenschaftler ungewöhnliche Hohlräume entdeckt. Nun haben sie herausgefunden, woran das Tier gelitten hat: An Langerhans-Zell-Histiozytose, einer Krankheit, die heute noch immer beim Menschen vorkommt.

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Vor mindestens 66 Millionen Jahren hat in der kanadischen Provinz Alberta ein junger Hadrosaurier, auch Entenschnabelsaurier genannt, gelebt. Das Reptil gehörte zu den Pflanzenfressern. Woran das Tier gestorben ist, ist nicht bekannt.

Das einzige, was von dem gigantischen Dinosaurier noch übrig ist, sind elf versteinerte Knochensegmente seines Schwanzes. In ihnen haben Wissenschaftler etwas Erstaunliches entdeckt. Acht der Segmente zeigten verschiedene pathologische Zustände mit teilweise "ungewöhnlichen Läsionen", wie Forscher in ihrer Arbeit auf der Seite "ResearchGate" schreiben. Diese wurden bei Dinosauriern bisher noch nie zuvor gesehen.

Hadrosaurier hatte die seltene Krankheit Langerhans-Zell-Histiozytose

Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, woran der Hadrosaurier gelitten hat. "In zwei Wirbelsegmenten befanden sich große Hohlräume", erklärt Hila May, die an der Universität von Tel Aviv die Forschungen zu dem Dinosaurier leitet, auf der Seite der Universität. Sie seien den Hohlräumen von Tumoren, die mit der seltenen Krankheit Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH) assoziiert werden, sehr ähnlich. Menschen erkranken noch heute daran.

Die detaillierte Analyse der Segmente mithilfe von Mikro-Computertomographie-Scans bestätigt die Vermutung der Wissenschaftler, dass diese seltene Form von Krebs seit mindestens 66 Millionen Jahren auf der Erde existiert. "Das ist das erste Mal, dass diese Krankheit in einem Dinosaurier identifiziert wurde", so May.

Wie die Forscher in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift "Science Report" erschienen ist, erklären, ist es zwar nicht das erste Mal, dass LCH an Tieren nachgewiesen wurde. Frühere Untersuchungen legen nahe, dass eine ähnliche Pathologie bereits bei Tigern und Nördlichen Spitzhörnchen gefunden wurde. Allerdings wurde die Krankheit noch nie in Fossilien entdeckt.

Was ist Langerhans-Zell-Histiozytose?

Langerhans-Zell-Histiozytose ist eine Störung, bei der sich überschüssige Zellen des Immunsystems im Körper ansammeln, die sogenannten Langerhans-Zellen. Langerhans-Zellen helfen eigentlich bei der Regulierung des Immunsystems und sind überall im Körper zu finden, wie zum Beispiel in der Haut, der Lunge oder der Leber. Bei LCH bilden überschüssige, unreife Langerhans-Zellen Tumore, die als Granulome bezeichnet werden.

Häufig wird die Krankheit in der Kindheit diagnostiziert, kann aber in jedem Alter auftreten. Sie verursacht Schmerzen und Schwellungen. Die meisten Patienten genesen allerdings wieder. Was genau LCH auslöst, haben Wissenschaftler noch nicht herausgefunden. Deswegen ist jede neue Entdeckung wichtig.

"Wir versuchen, zu verstehen, warum gewisse Krankheiten die Evolution überstehen, um zu entschlüsseln, was sie verursacht, und um neue sowie wirksame Behandlungsmethoden zu entwickeln", erklärt Israel Hershkovitz von der Universität in Tel Aviv. Solche Studien würden neue Forschungsfelder eröffnen, die sich mit der Entwicklung und dem Verhalten von Krankheiten im Laufe der Zeit beschäftigen.

Verwendete Quellen:

  • ResearchGate: "Paleopathology in Late Cretaceous Hadrosauridae from Alberta, Canada"
  • Scientific Reports: "Suggested Case of Langerhans Cell Histiocytosis in a Cretaceous dinosaur"
  • Tel Aviv University: "Disease Found in Fossilized Dinosaur Tail Afflicts Humans To This Day"
  • U.S. National Library of Medicine: "Langerhans cell histiocytosis"
  • ScienceAlert: "A Rare Human Disease Found Hidden in an Ancient Dinosaur Tail Still Plagues Us Today"
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