Der amerikanische E-Autobauer vermeldet Absatzrekorde im vierten Quartal 2024, der Verkauf stationärer Tesla-Speicher geht durch die Decke und die Tesla-Aktie verharrt auf einem Allzeit-Hoch. Ist CEO Elon Musk nun wirklich ein Fluch oder mehr Segen für das Unternehmen?

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Ende Januar 2025 präsentiert Tesla seinen Investoren die Zahlen vom letzten Quartal 2024. Die Produktion neuer Fahrzeuge ging leicht zurück (auf 459.445 Einheiten), dafür wurden mit 495.570 neuen Elektroautos mehr als je zuvor in einem Drei-Monats-Zeitraum ausgeliefert. Insgesamt entschieden sich im Jahr 2024 weltweit knapp 1,8 Millionen Käufer für einen neuen Tesla.

Auch wenn in Deutschland Diskussionen hochkochen, die sich um Elon Musks Einmischung in den Wahlkampf drehen, so scheint die extreme politische Positionierung des Tesla-CEO kaum Einfluss auf den Absatz der Elektroautos zu haben – zumindest noch nicht. Dabei machen sich andere Konkurrenz-Marken wie Polestar bereits Hoffnung auf einen abspringenden Kundenstrom.

Polestar hofft auf neue Kunden von Tesla

Polestar-CEO Michael Lohscheller sagte bereits in einem Interview mit Bloomberg News, er habe seinen Verkäufern gesagt, sie sollten verärgerte Tesla-Besitzer als potenzielle Kunden ansprechen. Zur politischen Einmischung und Musks Unterstützung der AFD sagte Lohscheller: "Ich denke, das ist völlig inakzeptabel. Völlig inakzeptabel. So etwas macht man einfach nicht. Das ist pure Arroganz, und das wird nicht funktionieren."

Keine Indizien in deutschen Verkaufszahlen

Umfragen zeigen tatsächlich, dass Elon Musk zumindest in Deutschland potenzielle Kunden abschreckt. Zusammen mit der Automobilwoche hat die Markt- und Meinungsforschung Civey 5.000 Menschen in Deutschland befragt. Für zwei Drittel der Befragten haben die umstrittene Musk-Geste mit seinem rechten Arm, das Live-Gespräch mit Alice Weidel und die Video-Schalte zum AfD-Parteitag dazu geführt, dass sie die Marke Tesla in Zukunft meiden wollen. Dennoch meint jeder Fünfte, dass er sich dadurch erst recht zum Kauf animiert fühle.

An den deutschen Tesla-Verkaufszahlen kann man diesen Trend noch nicht ablesen. Im Dezember 2024 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt knapp 4.000 neue Tesla zugelassen – knapp zwei Prozent weniger als noch im November. Solch kleine Schwankungen lassen sich aber auf viele Ursachen zurückführen. Viele Kunden warteten beispielsweise auf das Facelift des Model Y (siehe Bildergalerie). Insgesamt verkaufte Tesla im Jahr 2024 knapp 38.000 Elektroautos in Deutschland – etwa 40 Prozent weniger als noch im Elektro-Boomjahr 2023. Damals gab es allerdings noch eine staatliche Förderung in Form des Umweltbonus. Und auch andere Elektromarken mussten 2024 ähnliche Einbrüche verkraften.

Aufruf zum Tesla-Boykott in Polen

Indes führt die radikal rechte Positionierung von Elon Musk in Polen zur Verärgerung. Musk hatte auf dem AfD-Parteitag dafür plädiert, dass die Deutschen ihr historisches Schuldgefühl ablegen sollten. "Ehrlich gesagt, ist der Fokus zu sehr auf die Schuld der Vergangenheit gerichtet, und das müssen wir hinter uns lassen", sagte Musk. Zur Erinnerung: Polen wurde 1939 als erstes Land von Nazi-Deutschland überfallen. Während des kurzen Feldzugs kamen rund 70.000 polnische Soldaten ums Leben. Bis Kriegsende kamen 240.000 polnische Soldaten, und nahezu 5,3 Millionen Zivilisten ums Leben. Auf polnischem Boden errichteten die Nazis das Vernichtungslager Auschwitz, in dem sie mindestens drei Millionen polnische Juden töteten. Zudem wurden Millionen polnischer Staatsbürger zur Zwangsarbeit gezwungen.

Viele polnische Politiker sehen in Musks Aussagen nun eine Relativierung dieser noch relativ jungen Geschichte. Polens Sport- und Tourismusminister Slawomir Nitras rief nun die Bevölkerung seines Landes dazu auf, Tesla zu boykottieren. "Es gibt für jeden vernünftigen Polen keine Rechtfertigung mehr, Teslas zu kaufen. Eine harte Reaktion ist notwendig, einschließlich eines Verbraucherboykotts", sagte er laut der polnischen Presseagentur. Allerdings gilt das Tesla Model Y auch in Polen immer noch als meistverkauftes Elektroauto. Insgesamt verkaufte Tesla 2024 knapp 4.500 Elektroautos in Polen.

Schadet Musk der Marke Tesla langfristig?

Weltweit scheint die politische Positionierung von Elon Musk keinen großen Einfluss auf den Tesla-Absatz zu haben – zumindest noch nicht. Einige Marktanalysten gehen sogar davon aus, dass dies auch langfristig so bleibt. Schließlich polarisierte Elon Musk seit Beginn der Tesla-Erfolgsgeschichte und beflügelte diese dadurch sogar. Vielmehr dürfte die Modellpolitik entscheidend für den weiteren Erfolg der Elektromarke sein.

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Kommen neue, günstigere Tesla-Modelle auf den Markt? Was wird aus den Robotaxis und dem angekündigten Model Q? Erweitert die Marke ihr extrem erfolgreiches Angebot für stationäre Speichersysteme (plus 244 Prozent zum Vorjahr)? Und kann Tesla die Produktionskosten durch neue Verfahren – und damit die Angebotspreise – weiter senken? Elon Musk wird in den kommenden Jahren klare Antworten auf diese Fragen liefern müssen – glücklicherweise ganz unpolitisch.  © auto motor und sport

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