Wir treffen uns um 08:00 Uhr in der Tiefgarage der Redaktion. Der BMW iX, ein Auto aus dem Dauertestfuhrpark, ist vollgeladen. Bei Temperaturen um die 5 Grad Celsius plus zeigt er eine Reichweite von 440 Kilometer an. Das dürfte für die Strecke Stuttgart-München und zurück nicht ganz reichen. Aber wir haben für unseren Ausflug einen zeitlichen Puffer eingebaut.

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Los geht es zu einem Meeting in der berühmten Allianz Arena. Auf der Homepage wird damit geworben, dass der FC Bayern und Sponsor-Partner Audi auf Nachhaltigkeit setzen. Schon 2021, so heißt es in dem Beitrag, seien 21 Ladepunkte für Elektroautos entstanden. Dazu Hildegard Wortmann, Vorständin für Vertrieb und Marketing der Audi AG: "Nachhaltige Premium-Mobilität steht für uns im Fokus der strategischen Ausrichtung von Audi. Gemeinsam mit dem FC Bayern leben wir den Vorsprung und setzen mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur ein weiteres Zeichen für Elektrifizierung."

Die Autorin dieser Zeilen lässt sich blenden. Sie verzichtet auf den gewohnten Check der EnBW-App, hält die genannten Ladepunkte für öffentlich und verzichtet auf dem Hinweg auf einen vorsorglichen Ladestopp auf dem Gelände des Innovationspark Sortimo bei Zusmarshausen mit 76 Ladepunkten und hervorragendem Bäcker (Bilder vom Ladeparktest in der Galerie). Zeit genug wäre vor dem Termin gewesen.

Ankunft auf dem Gelände der Allianz Arena, Einfahrt Richtung Business Club: "Wo kann ich denn hier laden", frage ich den freundlichen Parkplatzwächter. "Hier können Sie nur am Wochenende oder während eines Spieles laden", antwortet der Herr ohne zu zögern. Ich kann es kaum glauben, hake nach und bekomme als Tipp, es im nahegelegenen P+R-Parkhaus zu versuchen. Gesagt getan. Das Parkhaus ist alt, das Rangieren mit dem BMW gar nicht so einfach, doch im 2. Stock gibt es Ladepunkte. Allerdings alle belegt.

Raus aus dem Parkhaus, gegenüber liegt die Niederlassung von BMW. Dort gibt es Ladepunkte. Auch hier ist jeder Parkplatz belegt, die Schnelllader sind komplett eingeparkt. Kein Zugang möglich. "Lademöglichkeiten an der Strecke" zeigt im Menü des Navigationssystems ein Hotel mit freien Säulen einen Kilometer entfernt. Die Zeit haben wir noch. Angekommen und im engen Hof so lange rangiert, bis alles passt, Ladekabel eingesteckt, Karte an den Bildschirm: "System defekt." Also auch nichts.

Unter den drei Bordpassagieren, alle in Sachen E-Mobilität noch unerfahren, macht sich Unruhe breit: "Ich würde mir nie ein E-Auto kaufen", sagt die Erste. Kopfschütteln beim zweiten Kollegen: "Also den Kauf verschieb' ich."

Zurück zur Allianz Arena, der Pförtner öffnet, wir fahren Richtung Business Club zum vereinbarten Treffpunkt. Vor der Tür: ein von Audi gebrandeter HPC-Lader. "Will der mich ver…", denke ich, parke ein, hole mir das Kabel, halte meine Karte an den Bildschirm: "Laden hier nicht möglich."

Ich entere den Empfang und hake beim Personal nach: "Warum geht das nicht, ich bin angemeldeter Gast." Die Dame ist freundlich, aber bestimmt: "Hier dürfen nur die Spieler des FC Bayern und die Vorstandsmitglieder laden. Sonst niemand." Okay, ich habe noch 160 Kilometer Rest-Reichweite, bin noch nicht in der Not. Aber die Zeit während des einstündigen Meetings ist in Sachen Laden quasi verschenkt.

Wir fahren danach weiter, Richtung München Innenstadt zum Munich Colab. In der Tiefgarage kann man laden – heißt es. Allerdings nur, wenn man die App runterlädt und sich registriert. Es gibt kein WLAN in der Garage, also ist in Sachen Laden auch hier erst einmal Fehlanzeige. Meine drei Begleiter können das Thema langsam nicht mehr hören.

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Erst auf dem Rückweg nach Stuttgart mit 50 Kilometer Restreichweite finden wir am Rande der A8 ein Einkaufszentrum. Nach fünf vergeblichen Versuchen klappt hier alles wie am Schnürchen – so wie es im Alltag eines E-Mobilisten sein soll.  © auto motor und sport

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