Autos wie der Audi RS4, der Nissan Skyline GT-R standen zu ihrem Marktstart um die Jahrtausendwende auf der Wunschliste vieler Autofans. In den USA bliebt der Wunsch aber nicht nur wegen mangelndem Potenzial des Geldbeutels verwehrt – sie waren schlicht verboten. Bis jetzt!
Nicht erst mit dem wiedergewählten Präsidenten gelten in den USA für Einwanderer ganz besondere Kriterien – auch für automobile Migranten sind die USA ein hartes Pflaster – und so schafft es nicht jedes Auto über den Teich. Allzu oft scheitern sie an den geforderten Abgaswerten oder die Fahrzeuge halten die speziellen Sicherheitsanforderungen nicht ein, die in den USA gelten. Aus diesem Grund bleiben dem US-Markt so manche Raritäten vorbehalten, die andernorts zu den Traumwagen ganzer Generationen gehören. Doch 25 Jahre nach der Erstzulassung drücken die Sheriffs ein Auge zu und sehen das mit den Regeln nicht mehr ganz so eng. Welche Youngtimer dadurch ganz legal an ihre Green-Card für die USA kommen und Jugendträume wahr werden lassen, haben wir zusammengetragen:
Audi RS4 Avant
Zu denen zählt hierzulande sicherlich der Audi RS4 Avant, der Nachfolger des prägenden Powerkombi Audi Avant RS2, den die Ingolstädter zusammen mit Porsche auf Basis des Audi 80 (B4) von 1994 bis 1996 bauten. Ab 2000 war der RS4 Avant mit seinem 380 PS Bi-Turbo-V6 das stärkste Derivat des Audi A4 (B5).
Der Motor wurde von Cosworth modifiziert und bekam beispielsweise überarbeitete Zylinderköpfe sowie einen größeren Turbolader und Ladeluftkühler. Aus dem Basis-Motor des 265 PS starken Audi S4 wurde so ein maximales Drehmoment von 440 Nm geholt. Der Sprint auf 100 km/h gelang dem RS4 mit Allrad und 6-Gang-Handschalter in 4,9 Sekunden.
Alfa Romeo 156 Sportwagon
Mit den klassischen Audi-Kombi-Vorzügen hat der Alfa Romeo 156 wenig gemein. Denn Stauraum ist trotz des Kombihecks nicht gerade seine Stärke. Gerade einmal 360 Liter bringt er unter. Wer ihn zum Zweisitzer macht und die Rückbank umklappt, kommt auf 1.180 Liter Ladevolumen. Denn der Alfa will, wie kann man es anders erwarten, eher ein Coupé als ein Kombi sein. auto motor und sport schrieb damals: "Er will Coupé-Eleganz mit kleinem, aber feinem Praktikabilitätsplus verbinden."
Wer sich unter den US-Bürgern übrigens die Hände nach dem 250-PS-starken 156 GTA reibt, muss noch warten. Der kam erst 2002.
Lotus 340 R
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Wie viel Streit der Lotus 340 R ausgelöst hat, wollen wir an dieser Stelle nicht näher beleuchten. Für all diejenigen, die für den extrovertierten Oben-Ohne-Sportler Partei ergriffen haben, geht mit dem Jahreswechsel 2025 aber vielleicht ein Traum in Erfüllung, denn er darf nun ganz offiziell importiert werden – und dient vielleicht dem ein oder anderen Lotus Exige-Fan als Überbrückung. Denn der technisch nahezu identische Exige kam erst 2006 in die USA.
Weiße Enkei-Räder, die rote Lackierung mit Dekor und natürlich der fette Flügel. Die Tommi Makinen Edition ist ein Bonbon unter den JDM-Cars um die Jahrtausendwende. Als würden Farbe und Dekor (übrigens optional für die Sonderedition) nicht ausreichen, hat der Mitsubishi Lancer Evo VI als TME auch noch einen anderen Turbolader und eine überarbeitete Lenkung bekommen.
Leider nicht allzu oft. Denn es wurden nur 5.000 von ihnen gebaut und damals für 3.278.000 Yen (heute rund 20.000 Euro) verkauft. Heute werden gute Modelle des EVO VI für rund 50.000 Euro gehandelt, manche TME-Versionen sogar für mehr als das Doppelte. Trotz größerem Turbo soll der Evo übrigens serienmäßig nur auf 280 PS kommen – genauso wie die reguläre Version.
Nissan Skyline GT-R V-Spec II
Ein anderer Heißsporn aus Japan ist der R34 Skyline GT-R von Nissan. Den gibt es zwar schon seit 1999 in den USA, aber einige Fans warten dort auf die V-Spec II-Variante des Zweitürers. Die kam nämlich mit verbesserten Bremsen, einem steiferen Fahrwerk und neuen Sitzen. Außerdem ist dem V-Spec II eine Karbon-Motorhaube mit NACA-Lufteinlass vergönnt.
Opel Speedster
Selbst der einstigen GM-Tochter blieb bislang der Einlass verwehrt. 2025 ändert sich das aber und so dürfen der Opel Speedster und sein britischer Zwilling Vauxhall VX220 nun doch noch in die USA einwandern. Als Basis für die beiden diente ein verlängertes Chassis der Lotus Elise. Angetrieben wurden sie vom 2.2-Liter Ecotec aus dem GM-Regal, der immerhin für 147 PS sorgte.
Da der Speedster nur 870 Kilo auf die Waage bringt, ist der Reihenvierzylinder mit seinen 203 Nm nicht überfordert. Für Beschleunigungsrekorde reicht der Antrieb, der sonst im Zafira, Astra und Vectra zum Einsatz kommt, aber freilich nicht. Die 5,9 Sekunden auf 100 km/h, die gutmütigen Fahreigenschaften und sein Seltenheitswert machen ihn aber zu einem interessanten Importobjekt.
Beim Subaru Legacy B4 Blitzen suchten sich die Japaner bei den Kollegen aus Zuffenhausen Unterstützung. Zumindest in optischer Hinsicht. Denn Felgen und Bodykit stammen von Porsche Design. Eine ungewöhnliche Kooperation – selbst wenn die beiden Unternehmen doch ihre Vorliebe für Boxer-Motoren eint.
An den legten die Techniker von Subaru übrigens nur selbst Hand an und kitzelten 280 PS aus dem Zwei-Liter-Vierzylinder. Optional spendierten sie dem Blitzen außerdem noch eine Viergangautomatik mit Schaltknöpfen am Lenkrad.
Toyota Origin
Dass die Japaner ihrer Zeit immer wieder voraus sind, zeigt beispielsweise der Toyota Origin, der schon im Jahr 2000 auf den Retro-Trend setzte. Ob er tatsächlich das Potenzial hatte, die Retrowelle auszulösen, sei mal dahin gestellt. Aber diese Hommage an den Toyota Crown sorgt sicherlich für Aufsehen. Dabei helfen nicht nur die Selbstmördertüren und das fragwürdige Design, sondern auch der Motor. Denn der Drei-Liter-Reihensechszylinder kommt ebenfalls in der Toyota Supra zum Einsatz und liefert mit leichten Modifikationen weit mehr als die serienmäßigen 230 PS.
VW Lupo GTI
Für die einen ein Frevel, für die anderen ein wahr gewordener Traum auf 15 Zoll – wobei gerade die Aluräder unter heutigen Gesichtspunkten mehr Fragen als Antworten liefern dürften. Denn nachdem der Lupo 1999 als Super-Spar-Diesel mit Drei-Liter-Verbrauchs-Versprechen auf dem Kofferraum angelaufen war, schickte VW im Herbst 2000 einen Lupo GTI fürs andere Ende des Portfolios ins Rennen und ließ nichts aus.
Türen, Kotflügel und Motorhaube aus Aluminium. 20 Millimeter tiefergelegt. Sportsitze, Bi-Xenon zählen ebenfalls zum Paket sowie der mittig angebrachte Doppelauspuff am Heck. Mit Super Plus befeuert soll er laut Hersteller auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,3 Liter kommen. Der 1,6-Liter Vierzylinder mit 125 PS und 152 Nm spurtet in 8,2 Sekunden auf 100 km/h. In der Spitze erreicht er sogar 205 km/h.
Toyota WiLL Vi
Um die Jahrtausendwende gab es bekanntlich viele Konzepte für kleine Stadtautos. So entstanden etwa Fahrzeuge wie der Smart Fortwo. Toyotas Antwort, der Toyota iQ kam zwar erst ein Jahrzehnt später zu uns nach Europa, die Japaner waren aber nicht untätig.
Um junge Käuferschichten in Japan zu erreichen, versuchten sie sich an einer Mikrolimousine auf Basis des Toyota Yaris: Den Toyota WiLL Vi. Unter dem Lable WiLL wurde damals allerhand vertrieben. Vom Lufterfrischer bis zur Mikrowelle. Zum durchschlagenden Erfolg des Toyota WiLL Vi hat das allerdings nicht beigetragen und er wurde nach fünf Jahren wieder eingestellt. Wer aber etwas Extravagantes mit Designanleihen besagter Lufterfrischer und Mikrowellen sucht, sollte einen Blick in den Innenraum des WiLL Vi werfen.
TVR Tuscan
Aber nicht nur in Japan gab es um die Jahrtausendwende mehr oder weniger begehrenswerte Fahrzeuge. Auch auf der großen Insel in Europa wurden unerfüllte Begehrlichkeiten geweckt – wie etwa in Form des TVR Tuscan. Zu seinem Ruhm kam der Brite vor allem durch die heiße Verfolgungsjagd im Travolta-Streifen Password: Swordfisch, wo er rund drei Minuten durchs Bild raste.
Durch den Film angestachelt, sollen seinerzeit 50 Anfragen täglich von US-Interessenten bei TVR eingegangen sein. Die Briten mögen den Sportwagen doch endlich in den USA verkaufen. Aufgrund der strengen Abgasrichtlinien war er dort nämlich weder mit dem 3,6-Liter- noch mit dem 4-Liter-Reihensechszylinder zu haben. Wer nach 25 Jahren noch immer schwelgt, hat jetzt die Chance, auf Travoltas Spuren zu wandeln. © auto motor und sport
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