Bei VW rumort es: Die Konzernspitze will sparen, die Belegschaft will sichere Jobs. Diese Personen müssen nun schwierige Entscheidungen treffen – ein Überblick von Oliver Blume über Hans Dieter Pötsch bis Daniela Cavallo.

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Die personelle Situation in Volkswagens Führungsetage war die längste Zeit von großer Kontinuität geprägt. Nachdem das 1945 nach Ende des Zweiten Weltkriegs neu gegründete Unternehmen zunächst unter britischer Verwaltung gestanden hatte, gab es bis September 2015 lediglich acht Generaldirektoren oder Vorstandsvorsitzende. Das ergibt eine durchschnittliche Amtszeit von über acht Jahren pro VW-Konzernchef. Darunter legendäre Automanager wie Heinrich Nordhoff, der von 1948 bis zu seinem Tod 1968 die Geschicke in Wolfsburg leitete. Oder Carl Hahn, unter dessen Regie der Konzern erst nach China und nach der Wende in den Osten expandierte. Oder der ebenso charismatische wie streitbare Ferdinand Piëch. Selbst die Amtszeit des wegen des Dieselskandals vorzeitig abgetretenen Martin Winterkorn betrug acht Jahre.

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Danach begann eine ungewohnt starke Fluktuation im Vorstand der Volkswagen AG. Ende September 2015 wechselte der vorherige Porsche-Chef Matthias Müller von Stuttgart nach Wolfsburg, nur um seinen Posten im April 2018 an den ehemaligen BMW-Manager Herbert Diess abzutreten. Der in München geborene Österreicher hielt es kaum länger auf dem inzwischen immer öfter schleudernden Sitz des Vorstandsvorsitzenden aus. Während seiner Amtszeit häuften sich die Probleme: vom Chip- und Teilemangel über Absatzeinbußen, schlechte Auslastung der Werke bis hin zu Qualitäts- und Softwareprobleme. Ebenso wurden Diess ein zu hohes Tempo beim Konzernumbau und ein schlechter Kommunikationsstil angelastet.

Das ist der aktuelle Vorstand der Volkswagen AG

Seit September 2022 hat Oliver Blume die Chance, es besser zu machen. Auch er kam von Porsche, leitet die schwäbische Konzerntochter jedoch in Personalunion – genau wie die konzerneigene Software-Schmiede Cariad und die Bereiche Strategie, Qualität und Design. Blume ist nicht der Einzige im Vorstand der Volkswagen AG, der nebenher noch eine Tochtermarke des Konzerns führt. Gleiches gilt für Gernot Döllner (Vorstandsvorsitzender und Technik-Vorstand von Audi), der obendrein die Markengruppe "Progressive" mit Audi, Bentley, Lamborghini und Ducati verantwortet. Und Thomas Schäfer, der parallel CEO der Marke Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Core ist, zu der neben VWs Pkw- und Nutzfahrzeugsparte noch Skoda und Seat/Cupra gehören.

Hinzu kommen sechs weitere AG-Vorstände, die jeweils klassisch eigene Ressorts verantworten. Arno Antlitz ist für die Finanzen und das operative Geschäft zuständig, während Ralf Brandstätter – vor Schäfer Chef der Kernmarke – das seit Jahren schwächelnde China-Geschäft wieder zum Erfolg führen soll. Thomas Schmall-von Westerholt fungiert als Technik-Vorstand, Gunnar Kilian kümmert sich um die Bereiche Personal sowie Trucks und Manfred Döss bekleidet das Vorstandsressort Integrität und Recht. IT-Vorständin Hauke Stars ist seit dem Ausscheiden von Hildegard Wortmann, die bis September 2024 für den Vertrieb zuständig war, die einzige Frau auf höchster Stufe der Konzernführung.

Das ist der aktuelle Aufsichtsrat der Volkswagen AG

Aktuell gehören dem Vorstand der Volkswagen AG also neun Personen an. Mehr als doppelt so groß ist der Aufsichtsrat des Konzerns, der aus insgesamt 20 Personen besteht. Management-Persönlichkeiten gehören dem Kontrollgremium ebenso an wie Vertreter der Hauptaktionäre (unter anderem aus Katar), der Arbeitnehmerseite und Gewerkschaften, der Familien Porsche und Piëch sowie der Politik. Da Niedersachsen einer der Hauptaktionäre bei VW ist, darf das Bundesland zwei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden. Aktuell sind das Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne).

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Vorsitzender des Aufsichtsrats ist seit 7. Oktober 2015 – also kurz nach Bekanntwerden des Dieselskandals – der vorherige VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Neben Daniela Cavallo, der Vorsitzenden des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG, gehören weitere hochrangige Arbeitnehmervertreter und -vertreterinnen – auch von Tochtermarken wie Seat, Porsche, Audi und MAN – dem Gremium an, genau wie Vertreter der Gewerkschaft IG Metall. Die Mitglieder der Familien Porsche und Piëch vertreten vorrangig die Interessen der Porsche Automobil Holding SE, die als Beteiligungsgesellschaft die Mehrheit der Stammaktien an der Volkswagen AG hält.  © auto motor und sport

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