Volkswagen verzeichnete im dritten Quartal 2024 einen drastischen Gewinneinbruch von 63,7 Prozent, der auf eine Kombination aus erhöhten Fixkosten, schwachem Absatz auf dem chinesischen Markt sowie erheblichen Umbaukosten zurückzuführen ist.
Der Gewinn des Konzerns sank im Vergleich zum Vorjahr auf 1,58 Milliarden Euro. VW sprach von einem "herausfordernden Marktumfeld", das "den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen" verdeutliche.
Absatzeinbruch auf wichtigen Märkten und Wettbewerb in China
Besonders gravierend sind die Entwicklungen auf dem chinesischen Markt, der traditionell eine der wichtigsten Absatzregionen für den Konzern darstellt. In China brachen die Absatzzahlen der Pkw-Marken von VW im dritten Quartal zweistellig ein, was maßgeblich auf das geringe Angebot an Elektrofahrzeugen zurückzuführen ist. Da viele chinesische Käufer vermehrt auf Elektroautos heimischer Hersteller setzen, konnte Volkswagen mit dem bestehenden Angebot nur bedingt konkurrieren. Die Nachfrage nach traditionellen Verbrennerfahrzeugen, einem Bereich, in dem deutsche Autobauer wie VW lange führend waren, schwächt sich zudem deutlich ab.
Insgesamt sank der weltweite Absatz des Konzerns um sieben Prozent auf knapp 2,2 Millionen Fahrzeuge. "Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen", betonte Finanzchef Arno Antlitz. Die schwachen Verkaufszahlen und die geringe Nachfrage belasten insbesondere die Kernmarke VW, deren Rendite sich nach neun Monaten auf nur noch zwei Prozent beläuft.
Umbaukosten und Sparmaßnahmen
Die jüngsten Quartalszahlen sind auch durch den laufenden Umbau des Konzerns belastet. VW sieht sich gezwungen, angesichts der wirtschaftlichen Lage umfangreiche Sparmaßnahmen zu ergreifen. Zu diesen Maßnahmen gehören der Abbau von Kapazitäten und Arbeitsplätzen, was durch Umstrukturierungen und die Schließung von Werken in Deutschland begleitet wird. Anfang der Woche wurde bekannt, dass der Konzern laut Betriebsrat plant, mindestens drei seiner zehn deutschen Werke zu schließen und die verbleibenden Standorte deutlich zu verkleinern. Laut Angaben des Betriebsrats sind Zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet.
Die Arbeitnehmerseite hat bereits Widerstand angekündigt und fordert ein umfassenderes Konzept als alleinige Einsparungen bei Arbeits- und Fabrikkosten. "Die Arbeitnehmer fordern umfassendere Rezepte als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen", erklärten die Vertreter der Belegschaft. Heute trifft sich das Management des Unternehmens mit der Gewerkschaft IG Metall zu einer weiteren Gesprächsrunde über den VW-Haustarifvertrag. Bereits in der ersten Verhandlungsrunde im September lehnte der Konzern die Forderung der IG Metall nach einer siebenprozentigen Gehaltserhöhung ab. Für die laufende Verhandlungsrunde kündigte der Konzern "konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten" an. Die Friedenspflicht läuft Ende November aus, und ab Dezember wären Warnstreiks möglich.
Schwächelnde Kernmarke und Prognosen für das vierte Quartal
Im September passte Volkswagen seine Jahresprognose nach unten an und geht nun davon aus, dass der Konzern im Gesamtjahr nur noch rund neun Millionen Fahrzeuge verkaufen wird, was eine geringere Rendite von 5,6 Prozent zur Folge hätte. Das operative Ergebnis wird für das Gesamtjahr auf etwa 18 Milliarden Euro geschätzt. Vorstandschef Oliver Blume hat im Zuge der aktuellen Krise angekündigt, dass weitere Einsparungen vorgenommen werden sollen, insbesondere um die Kernmarke VW Pkw wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Der Fokus liegt dabei auf der Steigerung der Effizienz und der Senkung der hohen Fixkosten.
Die Krise von VW wird nicht nur durch interne strukturelle Probleme, sondern auch durch äußere Rahmenbedingungen beeinflusst. Ein Bericht des Wall Street Journal macht die aktuelle Klimapolitik für die Schwierigkeiten der deutschen Autoindustrie mitverantwortlich. "Die deutsche Autoindustrie ist in einer Zange gefangen zwischen höheren Energiepreisen, die die Produktionskosten in die Höhe treiben, und Vorschriften für Elektroautos, die den Absatz bremsen", kommentierte das Blatt. Laut dem Bericht habe sich Volkswagen zudem noch nicht vollständig von den Folgen des Dieselskandals erholt, was dem Unternehmen nach wie vor hohe Kosten und Imageprobleme bereite.
Zusätzlich werden die hohen Lohnkosten und die starke Verhandlungsposition der Gewerkschaft in Deutschland als Belastungsfaktoren angeführt. Diese Faktoren, zusammen mit den laufenden Umstrukturierungen und einem unsicheren Marktumfeld, setzen Volkswagen massiv unter Druck. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für den Konzern ist der zuletzt verbesserte Auftragseingang in Westeuropa, der laut CFO Arno Antlitz "Rückenwind" für das vierte Quartal geben soll. © auto motor und sport
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