Volkswagen brachte im Herbst 2023 den ID.7 auf den Markt. Der hat immer ein Augmented-Reality-Head-up-Display und auf Wunsch eine XL-Batterie an Bord. Den USA bleibt das Elektro-Flaggschiff jedoch vorerst verwehrt.
Der ID.7 ist das zweite Elektro-Modell, das Volkswagen nach dem ID.4 als Weltauto auflegt. Der Viertürer mit großer Heckklappe debütierte kunstvoll getarnt im Januar 2023 auf der CES in Las Vegas und zeigte sich einige Monate später komplett enthüllt auf der Automesse in Shanghai. Der ID.7 steht optisch in einer Linie mit den Limousinen-Studien "ID. Aero" (Video unter diesem Absatz) und "ID. Vizzion" sowie dem Kombi-Concept-Car "ID. Space Vizzion" (siehe unten).
Video: Bloch erklärt #223: VW ID.7 — So macht man einen E-Motor richtig effizient
Verschobener Marktstart in den USA
Offiziell zu kaufen gibt es ihn seit Herbst 2023 in Europa und China. Die Märkte der USA und Kanadas sollten 2024 folgen. Doch nun verschiebt Volkswagen überraschend die dortige Markteinführung. In einer offiziellen Mitteilung nennt der Konzern als Grund "eine sich weiter verändernde Marktdynamik". Was im Klartext bedeutet: VW beobachtet in Nordamerika eine starke Kaufzurückhaltung in Sachen E-Autos und ist sich nicht sicher, ob der ID.7 auf diesen wichtigen Märkten erfolgreich starten würde. Weiterhin heißt es: "Nach der Einführung des ID.7 Tourer ist die Kundennachfrage nach den Modellen in Europa höher als erwartet, insbesondere in Deutschland." Falls das stimmt, muss der Hersteller kürzlich viele Auftragseingänge erhalten haben, die er nun abarbeiten muss, denn der bisherige Erfolg ist überschaubar. Offiziellen KBA-Zahlen zufolge wurden zwischen dem Marktstart und Ende April 2024 in Deutschland insgesamt nur 2.048 ID.7-Exemplare neu zugelassen. Mindestens so viele verzeichnet der Golf aktuell in etwa einer Woche.
VW ID.7: Das Exterieur
Was sich unter der Tarnfolie des CES-Showcars bereits abgezeichnet hatte, bestätigt nun das in China gezeigte Serienauto: Der etwa 2,1 Tonnen schwere VW ID.7 präsentiert als Schrägheck-Limousine fließende, aerodynamisch optimierte Formen. Das Elektroauto verfügt über eine weitgehend geschlossene Front sowie schmale LED-Scheinwerfer, die zur Mitte streben und ID-typisch mit einem LED-Band verbunden sind. Die Fronthaube erscheint leicht gewölbt; an der Seite sind Türgriffe und Griffmulden zu sehen. Die Seitenspiegel thronen auf massiven Trägern.
Das Fensterband verläuft fast waagerecht, während die Dachpartie darüber sehr filigran erscheint. Das ist das Ergebnis eines Design-Tricks, da das Dach und dessen Säulen in glänzendem Schwarz und die Dachrahmenleisten im Alu-Look ausgeführt sind. Auch hinten zeigt der ID.7 ein fast durchgängiges, nur vom VW-Emblem unterbrochenes LED-Leuchtenband, wobei sich die Grafik in der Mitte verjüngt. Im Zentrum leuchtet es weiß – es sei denn, das Abblendlicht ist eingeschaltet. Das Heck weist eine kurze Stufe mit ausgeprägter Abrisskante und eine schwarz abgesetzte Schürze auf.
Der VW ID.7 ist 4.961 mm lang, 1.862 mm breit und 1.538 mm hoch. Der Radstand beträgt 2.966 mm. Das entspricht in etwa den Abmessungen der Studien. Die Gestaltung der Außenhaut soll – abhängig von der gewählten Ausstattung – einen cW-Wert zwischen 0,23 und 0,24 bringen. Die Unterschiede dürften in erster Linie vom gewählten Räderwerk abhängen. Für den chinesischen Markt steht der Elektro-Passat auf 18-Zöllern mit den Dimensionen 235/55 oder auf 19 Zoll großen Felgen mit 255/50er-Bereifung. Die verfügbaren Rad/Reifen-Kombinationen für Deutschland sind noch nicht bekannt.
Interieur des VW ID.7
Bereits auf der CES versprach Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen, ein "hochwertiges Interieur" und ein äußerst großzügiges Raumangebot, das vom fast drei Meter langen Radstand profitieren soll. Die Sitze verfügen über eine Klimaautomatik und auf Wunsch über eine Massagefunktion. Das noch nicht konkret bezifferte Gepäckvolumen soll mehr als 500 Liter betragen.
Insbesondere die Kritik am Qualitätseindruck der bisherigen ID-Modelle hat Volkswagen wohl dazu veranlasst, die Armaturentafel weich zu polstern und klar zu gliedern. Optisch dominant ist der 15 Zoll große, freistehende und zum Fahrerplatz geneigte Infotainment-Touchscreen. Dessen Bedienlogik will VW vereinfacht haben – auch, weil der Homescreen-Button und eine Leiste für frei belegbare Direktzugriffe auf wichtige Apps stets eingeblendet bleiben. Die Sitzfunktionen und die Klimaregelung lassen sich ebenfalls über den Touchscreen bedienen. Letzteres – genau wie die Lautstärke – per Touchslider.
Augmented-Reality-Head-up-Display und Sprachbefehle
Das Fahrer-Informations-Display hat VW in der Größe minimiert; es zeigt nur noch die gesetzlich vorgeschriebenen Standards wie die Geschwindigkeit und Warnmeldungen an. Weitere für das Fahren wesentliche Informationen werden mit dem serienmäßigen Augmented-Reality-Head-up-Display virtuell vor den ID.7 projiziert. Statusanzeigen wie die aktuelle und zulässige Geschwindigkeit zeigt das System im Nahbereich an – also so, als würden sie sich 3,5 Meter vor dem Auto befinden. Andere Informationen wie Navigationshinweise tauchen dagegen etwa zehn Meter vor dem ID.7 auf. Sie alle werden passend über die reale Außenwelt gelegt – dies ist der Augmented-Reality-Effekt.
Die Klimaanlage arbeitet mit intelligenten Ausströmern, die den Fahrer oder die Fahrerin anhand ihres Schlüssels erkennen und bereits vor dem Einstieg Kühlung oder Heizung aktivieren. Die neuen "Smart Air Vents" können sich sowohl horizontal als auch vertikal öffnen sowie schließen und über eine Wedelfunktion den Luftstrom großflächig verteilen. Außerdem erlaubt es die Klimatisierung, die Luft direkt auf die Körper der Passagiere oder indirekt in die Fahrgastzelle zu leiten. Diese Funktionen stellt das neue Display über der Mittelkonsole dar.
Video: Im Video: "Intelligentes" Klimasystem im VW ID.7
Des Weiteren reagiert die Sprachsteuerung namens Ida auf die Wünsche der Reisenden, zum Beispiel über den Befehl: "Hallo Ida, meine Hände sind kalt." Entsprechend stellt der ID.7 die Lenkradheizung an und richtet den Luftstrom der Klimaanlage auf die Hände. Auf ähnliche Weise kann die Ambientebeleuchtung oder die Transparenz des optionalen Sonnendaches eingestellt werden. Dieses lässt sich entweder blickdicht oder lichtdurchlässig schalten.
Der Antrieb des VW ID.7 – auch als GTX
Der VW ID.7 basiert auf Volkswagens Modularem E-Antriebs-Baukasten MEB und verfügt als erster Elektro-VW über einen neu entwickelten Motor namens "App 550". In Europa kommt der Elektro-Passat vorerst in einer einmotorigen Variante auf den Markt, bei der die auf die Hinterachse wirkende Permanentmagnet-Synchronmaschine 210 kW (286 PS) leistet. Das maximale Drehmoment beträgt 550 Newtonmeter. Das Ein-Gang-Getriebe ist zweistufig ausgelegt. In China gibt es den ID.7 dem Ministerium für Information und Technologie (MIIT) zufolge dagegen mit lediglich 204 kW (277 PS).
Bereits für den Spätsommer 2023 angekündigt ist auch eine GTX-Variante des ID.7. Die kommt mit Dual-Motor-Konfiguration und vermutlich 250 kW (340 PS). Der Allradler soll dann mit zusätzlichen sportlichen Design-Merkmalen das Angebot nach oben abrunden. Dazu gehören ein schwarz lackiertes Dach, abgedunkelte Scheiben sowie Kontrastnähte im Innenraum. Premiere feiern wird der GTX auf der IAA in München.
Batterien und Ladeleistung
VW bietet den ID.7 mit zwei Batterievarianten an. Die zuerst eingeführte Pro-Variante verfügt über den bekannten Akku mit 77 Kilowattstunden (kWh) Netto-Kapazität (82 kWh brutto), der mit einer maximalen Leistung von 170 kW geladen werden kann. Hier nennt Volkswagen eine Reichweite von bis zu 621 Kilometern. Sogar bis zu 700 Kilometer soll der etwas später nachrückende ID.7 Pro S schaffen. Hier ist ein 86 kWh netto (91 kWh brutto) großer Energiespeicher an Bord, der sich bei aktivierter Routenführung auf dem Weg zur Schnellladesäule vorkonditionieren lässt. Damit steigt die maximale Ladeleistung auf 200 kW. Für den chinesischen Markt wird von FAW eine Nickel-Kobalt-Mangan-Lithion-Ionen-Batterie zugeliefert.
Assistenzsysteme
VW rüstet den ID.7 mit dem weiterentwickelten "Travel Assist" aus, der bei Bedarf auf Schnellstraßen bei Geschwindigkeiten ab 90 km/h die Quer- und Längsführung des Autos selbstständig übernehmen kann. An Tempolimits hält er sich dank Schwarmdaten-Zugriffs automatisch; auch an Kurven, Kreisverkehren und Kreuzungen passt er die Geschwindigkeit an. Auf der Autobahn übernimmt er auf Wunsch zudem den Spurwechsel. Parken kann der ID.7 gegen Aufpreis ebenfalls automatisch – auf gewohntem Terrain über eine Distanz von bis zu 50 Metern und überwacht per Smartphone-App.
Marktstart und Preise
Volkswagen baut den ID.7 für die Märkte in Europa und (sobald es so weit ist) Nordamerika im Werk Emden. Die Fertigung startete in der zweiten Jahreshälfte. Seit Ende August ist der VW ID.7 als Limousine bestellbar. Die Preisliste für das Elektromodell, das bisher ausschließlich in der Ausstattungsvariante Pro mit einer Reichweite bis zu 621 Kilometern angeboten wird, startete anfangs bei 56.995 Euro. Inzwischen wurde der Einstiegspreis auf 53.995 Euro gesenkt, wovon aktuell ein zusätzlicher Rabatt von 3.570 Euro als "Volkswagen-Umweltprämie" abgezogen wird. Weitere Varianten folgen später zu noch unbekannten Preisen.
ID.7 als Kombi mit Namenszusatz
Wie der ehemalige VW-CEO Herbert Diess bei der Vorstellung der neuen VW-Unternehmensstrategie "New Auto" im Juli 2021 bestätigte, sollte der elektrische Passat als Limousine den Namen ID.6. tragen; ID.7 sollte dem Kombi vorbehalten sein. Mit dem Chef-Wechsel zu Oliver Blume und einigen Verwerfungen bei der Strategie haben die Wolfsburger den Namen ID.6 für den Elektro-Passat kassiert und für das noch ausstehende Trinity-Modell reserviert. Neben dem ID.7 als Limousine wird es später eine Kombiversion geben, die ebenfalls diese Nomenklatur mit dem Zusatz "Tourer" trägt.
Übrigens: VW hat in China bereits mit seinen zwei Joint Venture-Partnern ID.6-Modelle als SUV am Start. Des Weiteren hat der Autobauer die gesamte Bandbreite an ID-Namen (ID.1 bis ID.9) schützen lassen. Unterhalb des ID.3 kommen noch die Kleinwagen ID.1 und ID.2, ein ID.8 als Elektro-Entsprechung für den VW Atlas ist ebenfalls bestätigt. Außerdem will Volkswagen die wertvollen Baureihennamen aus der Verbrenner-Ära auf die Elektromodelle übertragen. So soll es einen ID. Polo ebenso geben wie einen VW ID. Golf.
Die Studien: ID. Vizzion
Der ID.7 wurde bereits früh als Elektro-Passat angekündigt und zahlreiche Studien haben das Konzept in unterschiedlichen Ausprägungen präsentiert. 2018 zeigte VW mit dem ID. Vizzion eine Limousinen-Studie auf dem Autosalon Genf. Das Modell mit einem Radstand von 3,1 Metern verfügte über die größte MEB-Batteriekapazität von 111 kWh und sollte eine theoretische Reichweite von 665 Kilometern ermöglichen. Die große Batterie versorgte einen 75-kW-Motor vorn und ein 150 kW starkes Pendant hinten. Die Systemleistung des Allradlers gab VW mit 225 kW (306 PS) an.
ID. Space Vizzion
2019 hatte VW dann auf der L.A. Auto Show den ID. Space Vizzion als Kombi-Studie präsentiert. Das Concept Car war mit 4,96 Meter sieben Zentimeter länger als der VW Passat und fünf Zentimeter (1,53 Meter) höher. Außerdem verfügte es über einen 16 Zentimeter längeren Radstand. Den Antrieb übernahm ein Elektromotor an der Hinterachse, der 205 kW (279 PS) leistete. Für die Energieversorgung war eine Lithium-Ionen-Batterie mit 82 kWh Energiegehalt zuständig, die nach WLTP eine Reichweite von 590 Kilometern ermöglichen sollte. Als Option war ein Allradantrieb mit einem zusätzlichen Frontmotor mit 75 kW (102 PS) Leistung möglich. Mit ihm steigerte sich die Systemleistung auf 250 kW (340 PS).
ID. Aero
Die jüngste Studie war der ID. Aero, der Mitte 2022 in China debütierte. Optisch zeigte sich das fünf Meter lange Modell als typischer Vertreter der ID-Familie. Die Fronthaube war stark gewölbt, zwischen den LED-Matrix-Scheinwerfern im Waben-Look wurde ein Lichtband verbaut. Die untere Fensterlinie war geschwungen, in den ausgestellten Radhäusern drehten sich 22 Zoll große Bi-Color-Räder im Turbinenstil. Zahlreiche Sicken prägten die Seiten, die klassischen Türgriffe waren durch beleuchtete Touchflächen ersetzt worden. Zum Heck hin neigte sich das Dach sanft. Als Abschluss zeigte sich ein Stummelheck mit Abrisskante und niedrigen Leuchten, die ebenfalls wieder mit einem Band verbunden waren. Die Schürze wirkte massiv.
Entsprechend lehnte sich die Technik an die bereits bekannten ID-Modelle an. Der Akku kam netto auf 77 kWh und sollte dank der optimierten Aerodynamik eine Reichweite von 620 Kilometern nach WLTP ermöglichen. Beim langen Radstand des ID. Aero fand auch der größte MEB-Akku mit 111 kWh Platz, wie er ursprünglich für den ID. Buzz angekündigt war. Den für die Reichweite wichtigen Luftwiderstandsbeiwert (cW) gab VW mit 0,23 an. Als "Kind" des MEB war die Studie digital vernetzt und konnte via Over-the-Air-Schnittstelle geupdatet werden. Dazu erlaubte der Baukasten kurze Überhänge und einen langen Radstand für mehr Platz im Innenraum.
ID.7-Prototyp im Hightech-Tarnkleid
Selbst auf der CES 2023 stand der ID.7 noch im Tarn-Outfit und gab sein Interieur noch nicht live preis. Doch diese Tarnung war keine Klebefolie, sondern eine spezielle Lackierung, die den ID.7 interaktiv zum Leuchten bringen konnte. 40 Lackschichten waren mal isolierend und mal leitend ausgelegt. 22 separat ansteuerbare Areale konnten via Elektrolumineszenz hervorgehoben werden. Über die Kopplung mit der Soundanlage leuchteten einzelne Bereiche im Rhythmus der Musik auf. Dieses Feature war freilich nichts fürs Serienmodell – die in wochenlanger Handarbeit aufgebrachte Speziallackierung machte das Showcar 70 Kilogramm schwerer. © auto motor und sport
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