Angefangen hat es mit einer Scheibe. Dann kam die Röhre. Dann das Plasma. Sie verstehen nur Bahnhof? Macht gar nichts, denn sobald Sie unsere kurze Geschichte des Fernsehens gelesen haben, wissen Sie, worum es geht.
Mehr als 120 Jahre sind vergangen, seit ein gewisser Paul Nipkow mit einer Lochscheibe experimentierte und es schaffte, Bilder in ihre Hell-Dunkel-Signale zu zerlegen und sie so zu übertragen. Und über 100 Jahre ist es auch schon her, dass Ferdinand Braun und Jonathan Zenneck eine Kathodenstrahlröhre erfanden, die es ermöglichte, Bilder auf elektronischem Wege zu übertragen.
Heutzutage sprechen wir nicht mehr von Nipkow-Scheiben oder Braun'schen Röhren, sondern von HDTV, Plasma-Bildschirmen und IPTV. Es gibt nicht mehr nur zwei Fernsehsender wie in den Anfangstagen, sondern eine Vielzahl an Sendern, die alle möglichen medialen Bedürfnisse der Zuschauer erfüllen.
Von der Scheibe zum Plasma: Wie sich das Fernsehen entwickelte - das erfahren Sie hier.
In die Röhre geschaut
Am Anfang war die Röhre. Nun ja, streng genommen war am Anfang die Scheibe. Denn der Techniker Paul Nipkow hatte 1883 eine nach ihm benannte Scheibe erfunden, die es mittels spiralförmig angeordneter Löcher erlaubte, Bilder in Hell-Dunkel-Signale zu zerlegen und so zu übertragen. Nipkow kann daher als Erfinder des "mechanischen" Fernsehers gelten. Doch erst die im Jahr 1897 von Ferdinand Braun und Jonathan Zenneck entwickelte Kathodenstrahlröhre - auch Braun'sche Röhre (siehe obiges Bild) genannt - erlaubte den Bau von Röhrenbildschirmen, wie wir sie noch heute kennen. Verschiedene Forscher versuchten in der Folgezeit, auf Basis dieser Röhre Bilder elektronisch zu übertragen. Als Erstem gelang dies 1927 dem US-Amerikaner Philo T. Farnsworth in seinem Labor in San Francisco.
Ein knappes Jahr wurden auch die ersten Fernsehgeräte präsentiert, allerdings noch auf Basis der Nipkow-Scheibe: Auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung in der Berlin stellten sowohl August Karolus als auch Dénes von Mihály ihre Erfindungen vor. Zwar konnte der Telefunken-Prototyp von Karolus die bessere Bildqualität aufweisen, doch Mihálys Gerät war in Massen produzierbar und auch für den Verkauf bestimmt. Pech nur, dass es noch keinen Fernsehsender gab, den man sich darauf hätte anschauen können.
Erste Schritte eines neuen Leitmediums
Im Jahr 1931 war es erneut die Funkausstellung in Berlin, wo die Besucher Zeuge eines weiteren Meilensteins der Fernsehgeschichte werden konnten. Der deutsche Forscher Manfred von Ardenne (Foto) präsentierte das erste vollelektronische Fernsehgerät auf Basis der Braun'schen Röhre. Vier Jahre später geht das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt an den Start: Der Berliner "Fernsehsender Paul Nipkow" - benannt nach dem Erfinder der bereits erwähnten Lochscheibe - sendete ab 1935 zunächst an drei Tagen der Woche, bald jedoch täglich zwischen 20.30 und 22 Uhr. Neben Nachrichten-, Kultur- und Unterhaltungssendungen können die Zuschauer nun auch Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Berlin 1936 am Bildschirm verfolgen.
Noch waren Fernseher jedoch ein Luxusgut, die meisten Menschen verfolgten die Sendungen in so genannten öffentlichen Fernsehstuben. Das änderte sich 1939, als der von der deutschen Industrie gemeinschaftlich entwickelte Einheitsempfänger E1 auf dem Markt kam. Wiederum war es die Funkausstellung, auf der dieser neuerliche Durchbruch gefeiert wurde. Der Beginn des 2. Weltkriegs im gleichen Jahr verhinderte jedoch zunächst die Verbreitung, und so sollte der Siegeszug des Fernsehens erst nach 1945 weitergehen.
Erst Eins, dann Zwei
Nach dem 2. Weltkrieg war es ab 1950 der Nordwestdeutsche Rundfunk NWDR, der aus Hamburg wieder die ersten Fernsehbilder sendete. Im gleichen Jahr schlossen sich diverse Landesrundfunkanstalten zur "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" - kurz ARD - zusammen. Und im Dezember 1952 startete in der Bundesrepublik das ständige Programm - allerdings für nur wenige Hundert Zuschauer. Doch das sollte sich schnell ändern.
Insbesondere die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz sorgte für einen Boom der neuen Technologie. Jeder wollte ein Gerät haben, und bereits 1957 wurde die Millionengrenze überschritten. Nachdem Bundeskanzler Konrad Adenauer mit der Einführung eines staatlichen Fernsehsenders an der Kulturhoheit der Länder gescheitert war, gründeten diese einen zweiten Fernsehsender, sinnigerweise "Zweites Deutsches Fernsehen" - kurz ZDF - genannt. Das ZDF ging offiziell am 1. April 1963 auf Sendung. (Im Bild zu sehen: ZDF-Intendant Karl Holzamer bei der Erstausstrahlung am 1. April um 19.30 Uhr.)
Und die Welt wurde bunt
Am 25. August 1967 um 10.57 Uhr war es so weit: das deutsche Fernsehprogramm wurde ab diesem Moment auch in Farbe ausgestrahlt. Und wieder war die IFA in Berlin der Ort, um diesen Schritt zu vollziehen. Der damalige Außenminister Vizekanzler
Das Farbfernsehen in Deutschland kam zwar später als beispielsweise in den USA, aber dafür in einer viel besseren Qualität. Bereits 1954 setzte man in den USA auf das NTSC-Verfahren, das den Zuschauern jedoch einige Geduld abverlangte, weil sie die Farbtöne am Gerät manuell einstellen mussten - manchmal mehrmals während einer einzigen Sendung. Dementsprechend setzte sich als Langform der Abkürzung im Volksmund auch "Never The Same Color" ("Immer wieder neue Farben"). Die in Europa gebräuchlichen Systeme PAL und SECAM wurden erst in den 60er Jahren eingeführt, wiesen aber eine viel bessere Farbqualität auf. Das Warten hatte sich also gelohnt.
Immer neue Technologien
Zusätzlich zu einem Ausbau des Programms durch die Sender setzte man auch von Seiten der Hersteller auf technische Neuerungen, um die Zuschauer vor der Flimmerkiste zu halten. Neben den "normalen" Weiterentwicklungen der Fernsehgeräte (besseres Bild, besserer Ton etc.) wurden beispielsweise die Fernbedienung (1971), der Videotext (1980) und der Stereo-Ton (1981) eingeführt. Zudem erblickte ein Gerät die Welt, das Jugendliche von heute bald auch nur noch aus dem Fernsehen kennen: der Videorekorder. 1971 stellten Phillips und Grundig das erste Gerät für den Hausgebrauch vor. Und wo? Natürlich auf der Funkausstellung.
Es gab nicht immer nur zwei Fernsehsender in Deutschland
In den 70er Jahren begann die Deutsche Bundespost mit dem Bau von Versuchskabelnetzen, bevor man Anfang der 80er vier Pilotprojekte ins Leben rief: in Berlin, München, Dortmund und Ludwigshafen. Letzteres bedeutete 1984 auch die Geburtsstunde des Privatfernsehens in Deutschland - RTL plus und Sat. 1 (damals noch PKS) gingen auf Sendung. Die Vielfalt an Sendern wurde immer größer, besonders weil es eine weitere Technik gab, sie auszustrahlen: Satellitenfernsehen. Die erste von einem Satelliten übertragene Fernsehsendung gab es bereits 1962. Es dauerte allerdings noch mehr als 20 Jahre, bis in Deutschland die ersten Geräte für Satellitenempfang vorgestellt wurden - das war 1985. Neben den "normalen" Privatsendern, die ein breites Programmspektrum abdecken, entwickelten sich im Laufe der Zeit auch Spartensender und Pay-TV-Kanäle: 1991 beispielsweise ging der Bezahlsender Premiere auf Sendung und 1992 mit n-tv der erste deutsche Nachrichtensender.
Aus alt mach' neu
Neben der veränderten Sendelandschaft gab es in den vergangenen 20 Jahren auch technisch eine Reihe von Innovationen für den Fernsehzuschauer. So wurde 1993 das europäische DVB-Projekt zur Digitalisierung des Rundfunks gegründet und 1996 in Betrieb genommen. Derzeit ist geplant, bis 2010 in Deutschland keine Sendungen mehr mit analoger Technik auszustrahlen.
Eine weitere Verbreitungsmöglichkeit von digitalen Rundfunksignalen ist das derzeit noch in den Kinderschuhen steckende IPTV. Hierbei werden die Signale über das dem Internet zugrunde liegende Protokoll IP (Internet protocol) verbreitet. Empfangen werden können die Signale entweder mit Hilfe einer speziellen Software am Computer oder über eine so genannte Set-Top-Box mit Decoder am Fernseher.
Zudem wurde das HDTV-Projekt, das unter analogen Vorzeichen schon einmal gescheitert war, mit digitaler Technik wieder in Angriff genommen. Mit HDTV (High Definition Television) werden eine Reihe von Standards zur höheren Auflösung von Fernsehsignalen bezeichnet. Herkömmliche Fernsehgeräte können HDTV nicht empfangen, dafür sind spezielle Geräte mit dem "HD ready"-Label notwendig.
Doch was helfen die besten neuen Standards, wenn die TV-Geräte selbst keine Weiterentwicklung erfahren? So hat der gute, alte Röhrenbildschirm zwar noch nicht ausgedient, aber der Markt wird doch zunehmend von seinen flacheren Nachkommen mit Plasma- oder LCD-Bildschirmen beherrscht. Auch neue Techniken wie OLED (organische Leuchtdioden), SED (Bildschirmtechnologie mit leitfähigen Elektronen-Emittern) und FED (Feldemissionsbildschirm) machen dem herkömmlichen Fernseher den Platz in den Wohnzimmern streitig.
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