• Welcher Schnelltest springt am besten auf Omikron an? Das fragen sich derzeit viele Verbraucherinnen und Verbraucher.
  • Was bisher über die Aussagekraft der Testergebnisse bekannt ist - und wie Sie das für Ihren Test zu Hause herausfinden.

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Omikron sorgt für Unsicherheit und nun auch noch zunehmende Verwirrung rund um die verfügbaren Schnelltests: Die US-Behörde FDA (U.S. Food and Drugs Administration) hatte Endes des Jahres vermeldet, dass die Antigentests für den Hausgebrauch womöglich nicht empfindlich genug auf Omikron reagierten. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte am Sonntag nun eine Positivliste an mit Tests, "die für Omikron besonders geeignet sind".

Das sorgte bei vielen für Fragezeichen: Sind die verfügbaren Tests, die viele bei sich zu Hause horten und auch regelmäßig etwa vor Treffen mit anderen Personen anwenden, großteils nutzlos? Das Wichtigste gleich vorweg: In Deutschland gibt es laut dem Paul-Ehrlich-Institut keine Corona-Schnelltests zu kaufen, die das Label "unzuverlässig" verdienen. Dies stellte der Präsident Klaus Cichutek am Montag im ZDF klar.

Erkennen Schnelltests Omikron?

Die meisten Tests sind zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet. Genau genommen mindestens 80 Prozent der verfügbaren Tests, wie es vom PEI heißt. Das Institut hatte eine erste Einschätzung der Tests bereits im Dezember gegeben.

Warum man sich dort so sicher ist, dass die meisten Tests auch auf Omikron reagieren: Sie schlagen auf ein bestimmtes Protein des Virus an, das von der Omikron-Mutation vergleichsweise wenig betroffen ist.

Sind 20 Prozent der Corona-Schnelltests nutzlos?

Bis Mitte Dezember testete das PEI 245 Antigentest, die in Deutschland erhältlich sind. Die Ergebnisse im Detail finden Sie unter diesem Link.

Die wichtigsten Fakten:

  • 199 von 245 Tests bestanden, also rund 81 Prozent. Die meisten davon konnten auch Omikron nachweisen.
  • 20 Prozent der Tests fielen durch. Cichutek erklärte im ZDF aber, sie seien damit "nicht unzuverlässig": "Wir haben lediglich ein höheres Level an die Anforderungen, an die Sensitivität der Tests gelegt."

Muss man damit rechnen, dass die durchgefallenen Tests noch in den Regalen der Drogerie um die Ecke liegen? Zwar seien diese Tests marktfähig, sagte Cichutek weiter. Doch hätten sich Testzentren, Apotheken und auch Discounter an den veröffentlichten Ergebnissen orientiert und die positiv evaluierten Tests gekauft.

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Wie gut ist der Test, den ich zu Hause habe?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bietet auf seiner Website eine Liste mit Corona-Schnelltests mit CE-Kennzeichnung (heißt: wurde vom Hersteller überprüft und entspricht EU-Anforderungen) mit Vermerk, welche das PEI überprüft hat. Die Liste wird, das ist ein großes Plus, laufend aktualisiert. Kritik gab es allerdings bereits daran, dass sie für Laien nicht leicht zu verstehen ist.

So können Sie vorgehen und das sollten Sie wissen, wenn Sie die Zuverlässigkeit zu einem bestimmten Antigentest abrufen möchten:

  • Klicken Sie auf den Link des BfArM und geben Sie im Suchfeld den Namen des Herstellers Ihres Tests ein. Unter den angezeigten Ergebnissen suchen Sie nach dem Produkt, das Sie zu Hause haben
  • Wichtig ist die Spalte "Evaluierung": Bei Tests, die das PEI untersucht hat, steht hier "Ja"
  • Ist der Antigen-Test in der Untersuchung des PEI durchgefallen, streicht das BfArM den Test von seiner Liste
  • Je höher die Prozentzahl in den Spalten "Sensitivität" und "Spezifität", desto besser.

Was es mit diesen zwei Begriffen auf sich hat, erläutert das Fraunhofer-Institut auf seiner Website. Hintergrund ist, dass es eben nicht nur zu falsch-negativen Tests (der Test zeigt negativ an, obwohl die Person infiziert ist), sondern auch zu falsch-positiven Tests kommt (Test zeigt positiv an, obwohl keine Infektion vorliegt). Beide Fälle kommen bei sehr guten Tests natürlich möglichst selten vor.

  • Sensitivität ist die durch die Untersuchung ermittelte Wahrscheinlichkeit, mit der eine tatsächlich erkrankte Person auch als "positiv" getestet wird
  • Spezifität ist die Wahrscheinlichkeit, mit der eine nicht-erkrankte Person auch korrekterweise einen negativen Test erhält

Speziell zu Omikron heißt es vom PEI: Auf der Grundlage der aktuellen Datenlage gehe man davon aus, dass die allermeisten der in Deutschland angebotenen und positiv bewerteten Antigentests eine Omikron-Infektion nachweisen können.

Warum gilt die Liste des PEI nur als "Zwischenstand"?

Das PEI schränkte bereits nach Veröffentlichung der Daten ein: "Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage sind weitere Untersuchungen, insbesondere Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-infizierten Personen erforderlich." Deshalb kündigte Lauterbach am Wochenende die besagte "Positivliste" für Schnelltests an, die Omikron gut erkennen können.

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Die vom PEI genannten Daten seien "ein erster Zwischenstand", sagte Lauterbach: "Wir wussten nicht genau: Wie viel Viruslast muss da sein, damit jemand mit Omikron infiziert überhaupt für andere ansteckend ist? Diese Daten bekommen wir gerade jetzt." Es gebe eine gewisse Wahrscheinlichkeit, "die ist sehr hoch", dass vorhandene Tests Omikron auch nachweisen. "Das wissen wir aus der Literatur, aus den Studien." Er wolle aber genau wissen, wie hoch die Genauigkeit sei. Das Erstellen der kompletten Liste werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Damit solle eine bessere Orientierung bei der Test-Auswahl ermöglicht werden.

Wie zuverlässig sind Schnelltests generell?

Die Fehlerrate bei Schnell-, also Antigentests ist höher als bei PCR-Tests. Zudem ist die richtige Anwendung Voraussetzung.

Generell fällt ein Schnelltest nur dann positiv aus, wenn zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast besteht. Dies gilt für Omikron ebenso wie für andere Varianten. Schnelltests sorgen zwar für mehr Sicherheit im Alltag, weil sie helfen, Infizierte schneller zu erkennen und Infektionsketten zu brechen. Doch bieten sie eben keine 100 prozentige Sicherheit und seien daher kein "Freibrief", wird immer wieder gewarnt. Christian Drosten äußerte sich entsprechend bei Einführung von Regelungen wie 3G: Vor Symptombeginn, wenn Infizierte aber bereits ansteckend seien und PCR-Tests bereits anspringen, seien "Schnelltests einfach nicht empfindlich genug".

Experten bekräftigen es deshalb immer wieder aufs Neue: Nach wie vor nötig seien weitere Schutzmaßnahmen mit Abstand und Masken sowie Kontaktbeschränkungen. (af)

Verwendete Quellen:

  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
  • PEI: SARS-CoV-2-An­ti­gen­tests für Nach­weis der Omi­kron-In­fek­ti­on ge­eig­net; 30.12.21
  • Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM
  • dpa: Lauterbach: Positivliste für Schnelltests, die Omikron erkennen, 9.1.22; Cichutek: 80 Prozent der Corona-Schnelltests erkennen Omikron; 10.1.22.
  • ZDF: Wie zuverlässig sind Schnelltests?; 10.1.22
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