• Die zunächst ausgesetzten Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca sollen in Deutschland wieder aufgenommen werden - aber mit einem neuen Warnhinweis.
  • Ziel sei, dass an diesem Freitag wieder mit dem Spritzen des Wirkstoffs begonnen werden könne.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Die vorsorglich gestoppten Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca sollen in Deutschland wieder starten - aber mit einem neuen Warnhinweis zu möglichen Nebenwirkungen. Ziel sei, dass schon an diesem Freitag wieder begonnen werden könne, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstagabend nach einem Votum der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und Beratungen mit den Ländern. Die EMA hatte zuvor die Sicherheit des Impfstoffes bekräftigt. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen hinzugefügt.

Die EMA-Experten hatten den zugelassenen Impfstoff von Astrazeneca erneut auf den Prüfstand gestellt, nachdem in einigen europäischen Ländern Auffälligkeiten bekannt geworden waren. In Deutschland gibt es inzwischen 13 gemeldete Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen mit dem Präparat, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte. Drei Patienten seien gestorben. Insgesamt handele es um zwölf Frauen und einen Mann im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die Bundesregierung stoppte den Einsatz von Astrazeneca am vergangenen Montag nach einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) - damals gab es sieben Fälle. Trotz mehr als 1,6 Millionen Impfungen sei dies überdurchschnittlich häufig.

Spahn: Vorsorgliches Aussetzen war nötig, um Sicherheit zu bekommen

Spahn sagte, das vorsorgliche Aussetzen sei notwendig gewesen, um Sicherheit zu bekommen. Ärzte ohne diese Informationen weiterimpfen zu lassen, wäre schwer zu verantworten gewesen. "Es war richtig, die Impfungen mit Astrazeneca vorsorglich auszusetzen, bis die auffällige Häufung der Fälle dieser sehr seltenen Thombosenart analysiert worden ist." Aufklärungsbögen für Ärzte und Patienten sollten ergänzt werden. Mit Wiederaufnahme der Impfungen gelte es nun, die vier seitdem vergangenen Tage aufzuholen.

Die EMA hatte erklärt, sie sehe keine erhöhten Gesundheitsgefahren und empfahl die Fortsetzung der Impfungen. "Der Impfstoff ist sicher und effektiv gegen COVID-19, und die Vorteile sind wesentlich größer als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Donnerstag in Amsterdam nach einer Sondersitzung des Sicherheitsausschusses. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Impfungen die Vorfälle verursacht hätten. Dennoch sei es nicht ausgeschlossen. Daher würden die Prüfungen und Studien auch fortgesetzt. Experten der EMA hatten alle Daten der Fälle gemeinsam mit dem Hersteller des Impfstoffes, Experten für Bluterkrankungen sowie Gesundheitsbehörden geprüft.

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

Astrazeneca ist als dritter Corona-Impfstoff zugelassen worden und spielt eine wichtige Rolle in der gesamten Impfstrategie der EU. Der britisch-schwedische Hersteller hat zwar Lieferschwierigkeiten, dennoch sind 70 Millionen Dosen für das zweite Quartal vorgesehen. Weil das Präparat nicht so stark gekühlt werden muss, kann es auch gut von Hausärzten gespritzt werden. Verfügbar sind daneben auch die schon zuvor zugelassenen Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar begrüßte die EMA-Entscheidung. Nun müssten alle vorhandenen Impfstoffdosen verimpft werden, "damit die Bevölkerung möglichst gut geschützt ist gegen die dritte Corona-Welle". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen sich an diesem Freitag zu einem "Impfgipfel" per Telefonkonferenz zusammenschalten. Beraten werden soll auch über den Zeitplan für einen breiten Impfstart in Praxen.

Dritte Corona-Welle zeichnet sich deutlicher ab

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten diesen Übergang bisher spätestens für die Woche vom 19. April angepeilt. Zu klären ist dafür auch, wie verfügbarer Impfstoff zwischen Praxen und den regionalen Impfzentren aufgeteilt werden soll. Die Länder wollen ihre Einrichtungen vorerst parallel weiterbetreiben.

Nach Kritik wegen knapper Mengen und überlasteten Termin-Hotlines werden in den nächsten Monaten größere Impfstoffmengen erwartet. Im zweiten Quartal sollen 40,2 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer kommen. Von Astrazeneca waren bisher 16,9 Millionen Dosen vorgesehen. Dazu sind 6,4 Millionen Dosen von Moderna eingeplant. Zudem wird wohl in der zweiten Aprilhälfte der Lieferbeginn des inzwischen ebenfalls zugelassenen Präparats von Johnson & Johnson erwartet.

Beim Impfen gibt es einen Wettlauf gegen die Zeit: Eine dritte Corona-Welle zeichnet sich deutlicher ab. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt das Wachstum als exponentiell ein. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner stieg erneut. Bundesweit lag diese Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI am Donnerstag bei 90 - und damit erneut höher als am Vortag (86,2). Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 17.504 Corona-Neuinfektionen - gut 3.000 mehr als am Donnerstag der Vorwoche. (ash/dpa)

Ältere haben erhöhtes Risiko einer erneuten Corona-Infektion

Eine erste Ansteckung schützt laut einer dänischen Studie die meisten, aber nicht alle vor einer erneuten Infektion mit dem Coronavirus. Bei älteren Menschen sehen die Wissenschaftler ein höheres Risiko als bei jüngeren.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.