- Am 7. Juni soll die Impfpriorisierung enden.
- Gesundheitsminister Jens Spahn bittet jedoch um Geduld - nicht alle Impfwilligen würden innerhalb weniger Tage einen Termin bekommen.
- Die Kassenärzte erwarten von der Regierung einen deutlichen Schub bei den Vakzin-Lieferungen.
In knapp drei Wochen soll die Impfpriorisierung enden. Gesundheitsminister
Die seit dem Impfstart vor fünf Monaten eingeführten Vorranglisten nach Alter, Erkrankungen und Beruf sollen dann in Praxen und regionalen Impfzentren wegfallen. Ab 7. Juni sollen auch Betriebs- und Privatärzte regulär mitimpfen.
Kassenärzte erwarten von Regierung Schub bei Vakzin-Lieferungen
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, erwartet, dass die Bundesregierung für einen deutlichen Schub bei den Lieferungen der Vakzine gegen Corona sorgt. "Wir gehen davon aus, dass Minister Spahn deshalb das Datum ab 7. Juni genannt hat, da dann wohl mit deutlich steigenden Liefermengen zu rechnen sein dürfte", sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Grundsätzlich begrüßte er die Entscheidung, die Priorisierung aufzuheben: "Wir finden das gut. Es macht die Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kolleginnen leichter. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass ausreichend Impfstoffe da sind."
In der letzten Maiwoche sollen die Hausärzte in Deutschland erstmals Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten. "Der Bund wird für die Woche vom 25. bis 30. Mai rund 1,6 Millionen Dosen von Biontech, etwas mehr als 500.000 Dosen von Johnson & Johnson und voraussichtlich 600.000 von Astrazeneca bereitstellen", teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) den Praxen in einerMitteilung mit, über die die "Rheinischen Post" (Dienstag) berichtet. Der Impfstoff von Johnson & Johnson hat den Vorteil, dass er mit einer Dosis auskommt.
Impfzentren könnten mit Wegfall der Impfpriorisierung zurückgefahren werden
Laut dem Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses des Bundestags, Erwin Rüddel (CDU), könnten die Impfzentren mit dem Wegfall der Impfpriorisierung zurückgefahren werden. "Alles hat seine Zeit: Priorisierung und Impfzentrum war wichtig. Je mehr Menschen in den Arztpraxen geimpft werden können ohne Priorisierung, kann man die Impfzentren zurückfahren", sagte er SWR Aktuell Rheinland-Pfalz. "Wir brauchen sie, weil nicht jeder einen Hausarzt hat. Aber ich glaube, dass wir mehr Flexibilität und mehr Entscheidungsfreiheiten in den Impfzentren brauchen in Kombination mit den Praxen und den Betriebsärzten kriegen wir dann große Dynamik in den Prozess."
Der Deutsche Hausärzteverband sprach von einer großen Herausforderung für das Praxispersonal, das schon von Anfragen überrannt werde. "Bei allem Verständnis dafür, dass jede und jeder jetzt so schnell wie möglich dran kommen will, appelliere ich an die Patientinnen und Patienten: Habt Geduld!", sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt der "Rheinischen Post" (Dienstag). Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte in der Zeitung, nicht ein Datum dürfe das Ende der ethischen Reihenfolge bei der Impfung bestimmen. Allein der Impffortschritt in den drei Prioritätsgruppen müsse der Maßstab dafür sein.
Mehr als 70 Prozent der Über-60-Jährigen mindestens einmal geimpft
Mehr als 70 Prozent der Über-60-Jährigen sind mindestens einmal geimpft, fast 25 Prozent vollständig. Insgesamt wurden inzwischen mehr als 40 Millionen Impfdosen verabreicht. 37 Prozent der Bundesbürger (30,8 Millionen) sind mindestens einmal geimpft - 11,2 Prozent (9,3 Millionen) voll.
Trotz der immer weiter steigenden Impfzahlen und fallender Infektionszahlen gibt es weiter Warnungen vor einem zu schnellen Ausstieg aus Corona-Beschränkungen. "Wir erleben jetzt ein chaotisches Herausstolpern aus den Beschränkungen", sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). "Dieser Flickenteppich untergräbt auch die hohe Disziplin, die die Menschen bisher gezeigt haben", beklagte er. "Damit besteht die große Gefahr für einen Rückschlag." Jetzt räche sich, dass es bisher nur bundeseinheitliche Maßnahmen für Infektionswerte über 100 je 100.000 Einwohner in sieben Tage gebe. "Bund und Länder müssten sich endlich auf einen einheitlichen Risikostufenplan auch für Inzidenzen unter 100 einigen", forderte er. "Wir sind längst nicht über den Berg."
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) wies die Warnungen vor einem uneinheitlichen Vorgehen der Länder bei den weiteren Öffnungsschritten unterdessen als unbegründet zurück. "Alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sind sich ihrer hohen Verantwortung bewusst. Keiner von uns wird leichtfertig oder unüberlegt weitere Lockerungen vornehmen", sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Es geht nicht um einen "Wettlauf der Lockerungen", sondern um einen durchdachten Weg, wie wir verantwortungsbewusst raus aus der Pandemie kommen ohne einen erneuten Rückschlag zu riskieren." (dpa/mgb)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.