• Der Impfstoff von Astra Zeneca ist gegen die in Südafrika aufkommende Mutation wohl nur bedingt wirksam, wie eine aktuelle Studie zeigt.
  • Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde die Mutation bereits nachgewiesen, Experten rechnen mit einer weiteren Ausbreitung.
  • Können wir trotzdem auf die Impfung als Weg aus der Pandemie hoffen? Ein Überblick.

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In der EU sind bislang drei Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen: BNT162b2 von Biontech/Pfizer, mRNA-1273 von Moderna und AZD1222 von AstraZeneca. In der Schweiz sind zwei der drei Präparate bereits zugelassen - das Gesuch von AstraZeneca wird noch geprüft.

Bei ersteren beiden handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. Ihnen wurde ohne Berücksichtigung der derzeitigen Mutationen aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent nachgewiesen.

Das Vakzin von AstraZeneca hingegen ist ein Vektorenimpfstoff, dem in Studien eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent zugeschrieben wurde – also weniger im Vergleich zu den beiden anderen Impfstoffen.

Schutz vor Corona: So funktioniert der mRNA-Impfstoff

mRNA-Impfstoffe sind die große Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus. Wie aber funktionieren diese Mittel überhaupt? (Foto: iStock-kovop58)

Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Wirkweise von mRNA- und Vektorenimpfstoffen. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gründen auf einer neuen Technologie, die nun erstmals außerhalb von Laboren zum Einsatz kommt.

Bei mRNA-Vakzinen wird der "Bauplan" für ein Virus-Antigen injiziert, anhand dessen der Körper das Antigen - im Fall von Corona ein Oberflächenprotein des Virus - selbst produzieren kann. Diese Antigene allein sind ungefährlich, werden vom Immunsystem aber als fremd erkannt und bekämpft.

Kommt der Geimpfte später mit dem Virus in Kontakt, erkennt das Immunsystem dieses anhand des Oberflächenproteins wieder und kann nun schneller und gezielter gegen das Virus vorgehen.

mRNA-Impfstoffe können schnell an Mutationen angepasst werden

Das Paul-Ehrlich-Institut betrachtet den mRNA-Impfstoffe im Kampf gegen die aufkommenden Mutationen als besonders geeignet: "mRNA-Impfstoffplattformen bieten insbesondere den Vorteil, dass sie schnell an Mutationen angepasst werden können", heißt es.

"Innerhalb von sechs Wochen kann der Impfstoff ausgetauscht und modifiziert werden. Veränderungen des Erregers führen also nicht zu einem Verlust der Wirksamkeit", schreibt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf seiner Homepage.

Dass der aktuell verfügbare Impfstoff vom Biontech/Pfizer gegen die britische und südafrikanische Variante von SARS-CoV-2 wirksam ist, wurde in einer klinischen Studie gezeigt. Auch bei Moderna geht man Studien zufolge davon aus, dass der mRNA-Impfstoff gegen die britische sowie die südafrikanische Mutation erfolgreich eingesetzt werden kann.

Vektorenimpfstoff: Erbgutschnipsel in Trägerviren

Vektorenimpfstoffe wie das Produkt von AstraZeneca enthalten im Gegensatz zu mRNA-Vakzinen ungefährliche und gut untersuchte Trägerviren. Diese Viren transportieren die Kopie eines kleinen Teil Corona-Erbguts, also der DNA von SARS-CoV-2, in menschliche Körperzellen. Dieser Erbgutschnipsel dient ebenfalls als "Bauplan", sodass die Zelle letztlich die Oberflächenproteine des Coronavirus selber herstellt.

Auch hier lernt das Immunsystem die Abwehr von SARS-CoV-2-Viren und kann in der Folge den Organismus bei Kontakt mit dem Virus schneller effektiver schützen. AstraZeneca kündigte an, den Impfstoff an die bestehenden Mutationen anpassen zu wollen. Dies dürfte allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als dies bei den mRNA-Produkten der Fall ist.

Corona-Impfung

Verstöße gegen Impfreihenfolge - Politiker geimpft, obwohl sie nicht dran waren

In Deutschland haben etliche Politiker, Polizisten und Feuerwehrleute eine Corona-Impfung erhalten, obwohl sie noch gar nicht an der Reihe waren. Dies ergab eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur.

Milde Verläufe trotz Impfung mit AstraZeneca-Vakzin

Eine Studie der Universität Oxford zeigte nun, dass der so funktionierende Impfstoff von AstraZeneca gegen milde Verläufe der südafrikanischen Mutation bei jungen Menschen nur "minimal" wirksam ist. Für sie wurden 1.749 Probanden im Durchschnittsalter von 31 Jahren untersucht.

Da diese Gruppe aber ein niedriges Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle hatte, wurden solche nicht berücksichtigt. Die Aussage der Studie besteht daher vor allem darin, dass es trotz einer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin im Falle der südafrikanischen Mutation zu Infektionen mit einem milden Verlauf kommen kann.

Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektion und Immunität und Chefermittler der Oxford-Impfstoffstudie, sagte: "Diese Studie bestätigt, dass das Pandemie-Coronavirus wie erwartet Wege finden wird, sich in geimpften Populationen weiter auszubreiten, aber angesichts der vielversprechenden Ergebnisse aus anderen Studien in Südafrika, die einen ähnlichen viralen Vektor verwenden, können Impfstoffe die Gesundheitssysteme weiterhin entlasten, indem sie schwere Krankheiten verhindern."

SARS-CoV-2 wird auch durch Impfungen nicht verschwinden

Dass es mit der Impfung vor allem um die Vermeidung schwerer Krankheitsverläufe geht, betont auch Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast "Coronavirus-Update": "Klinisch auffällige Infektionen können auch Halsschmerzen sein." Von eigentlichem Interesse sei aber, "ob wir gegen den schweren Verlauf geschützt sind. Und da liegt die Wirksamkeit viel besser", so Drosten.

Es sei ein Irrglaube zu denken, dass SARS-CoV-2 und sämtliche seiner Mutationen durch die Impfung verschwinden werden. Dazu bräuchte es eine "sterile Immunität", bei der das Virus komplett ausgelöscht und nicht mehr übertragen wird. Eine solche gegen SARS-CoV-2 zu erzielen sei unrealistisch, wie Drosten betont.

Es sei "fast müßig zu denken, wir könnten hier eine sterile Immunität erzielen." Es werde immer so sein, dass auch der Geimpfte noch etwas Virus auf den Schleimhäuten haben kann. Dennoch werde ein Geimpfter "immer weniger das Virus verbreiten, auch wenn das sicherlich von Impfstoff zu Impfstoff dann wieder unterschiedlich ist", so Drosten.

Er geht davon aus, dass weitere Ansteckungen durch die Impfungen eingedämmt werden und schwere Krankheitsverläufe vermieden werden können. Das entspräche dann einer sogenannten klinischen Immunität. Das Virus wird also voraussichtlich trotz der Impfungen zumindest vorerst nicht verschwinden. Deshalb werden Regeln wie Abstand halten oder Masken tragen weiter Bestandteil unseres Alltags bleiben.

Dem BMG zufolge ist außerdem wichtig zu betonen, dass der Impfschutz nicht sofort nach der Impfung eintritt. Um den bestmöglichen Schutz zu erwirken, ist die Verabreichung beider Impfdosen im entsprechenden zeitlichen Abstand notwendig. Wie lange der Impfschutz dann anhält, ist bislang unklar und muss weiterhin erforscht werden.

Verwendete Quellen:

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: "Corona und Impfstoffe. Das sollten Sie über Impfstoffe wissen"
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: "Der Impfstoff AstraZeneca (AZD1222, AstraZeneca) zur Impfung gegen Corona"
  • Biontech: "Was sind mRNA-Impfstoffe und wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?"
  • Nature Medicine: "Neutralization of SARS-CoV-2 spike 69/70 deletion, E484K and N501Y variants by BNT162b2 vaccine-elicited sera"
  • University of Oxford: "ChAdOx1 nCov-19 provides minimal protection against mild-moderate COVID-19 infection from B.1.351 coronavirus variant in young South African adults"
  • Paul-Ehrlich-Institut: "Kann ein COVID-19-Impfstoff Schutz bieten, wenn das SARS-CoV-2-Virus mutiert?"
  • Moderna: "Moderna COVID-19 Vaccine Retains Neutralizing Activity Against Emerging Variants First Identified in the U.K. and the Republic of South Africa"
  • Bundesministerium für Gesundheit: "Informationen zum Impfen. Wirksamkeit und Sicherheit"
  • Bundesministerium für Gesundheit: Informationen zum Impfen. Impfquote und Gemeinschaftsschutz
  • Podcast "Das Corona-Update" Folge 74. Durststrecke mindestens bis Ostern. 03.02.2020
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