Tragödie auf der "Blumeninsel" Madeira: Ein Reisebus mit Osterurlaubern kommt in der Nähe von Funchal von der Straße ab und stürzt einen Abhang hinunter. Unter den Opfern sollen viele Deutsche sein.
Bei einem schweren Busunglück auf der portugiesischen Urlaubsinsel Madeira sind 29 Menschen ums Leben gekommen. Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa erklärte portugiesischen Medienberichten zufolge am späten Mittwochabend, dass nach seinen Informationen alle Todesopfer aus Deutschland stammen.
Nach TV-Berichten von Donnerstag sind unter den 29 Toten aber möglicherweise auch zwei Einheimische. Die Identifizierung der Opfer soll nach Angaben des Krankenhauses "Dr. Nélio Mendonça" in Funchal voraussichtlich bis Samstag abgeschlossen sein. Die Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind die gleichen, wonach unter den Toten wahrscheinlich 27 deutsche Staatsangehörige sind.
Reisebus stürzte eine Böschung hinunter
Der Reisebus war am Mittwochabend in der Gemeinde Caniço, in der die Urlauber im Hotel "Quinta Splendida" die Osterferien verbrachten, in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und eine Böschung hinunter auf ein Wohnhaus gestürzt.
Auf einem im Internet verbreiteten Video war zu sehen, wie er sich an dem steilen Abhang mehrmals überschlug. Fotos zeigten das zerstörte Wrack auf der Seite und teilweise auf einem roten Ziegeldach liegend.
Laut Medienberichten ist der Einsatz der Rettungskräfte am Unfallort inzwischen beendet. Das Wrack des Reisebusses sei kurz nach 5:00 Uhr (6:00 MESZ) am Donnerstag vom Unglücksort geräumt worden, berichteten der Sender SIC Notícias und die Zeitung "Observador".
Busunglück auf Madeira: 28 Menschen verletzt
Insgesamt sollen 57 Menschen an Bord gewesen sein. Sie waren unterwegs zu einem typisch madeirischen Abendessen in der Hauptstadt Funchal, als gegen 18:30 Uhr das Unglück passierte.
Bei den Toten soll es sich der Nachrichtenagentur AFP zufolge um 12 Männer und 17 Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren handeln. Sie wurden in eine eigens eingerichtete Leichenhalle am Flughafen von Funchal gebracht.
In einer Pressekonferenz teilte das Krankenhaus von Funchal mit, dass nach dem Unfall insgesamt 28 Verletzte Personen eingeliefert worden seien. Nach Informationen von "Observador" konnten zwei das Krankenhaus bereits wieder verlassen, mehrere andere mussten operiert werden. Unter den Verletzten seien zwei Portugiesen: der Fahrer und ein Fremdenführer.
Wie die Zeitung "Diário de Notícias" am Donnerstag ohne Nennung von Quellen berichtet, soll es sich bei dem Fahrer um einen 55-Jährigen mit viel Berufserfahrung handeln. Er habe einen von insgesamt drei Bussen gefahren, die die Urlauber vom Hotel "Quinta Splendida" in der Gemeinde Caniço zu dem Essen in Funchal bringen sollten.
Das Fahrzeug sei demnach relativ neu gewesen. Laut dem Bericht sei es im Februar 2013 zugelassen worden und damit nur rund sechs Jahre alt gewesen.
Auswärtiges Amt richtet Krisenstab ein
"Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind", twitterte das Auswärtige Amt am späten Mittwochabend. "Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden."
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb auf Twitter von "entsetzlichen Nachrichten" aus Madeira. Die Bundesregierung wollte am Donnerstag zunächst keine genaueren Informationen zu den Toten auf Madeira machen.
Kanzleramtschef Helge Braun begründete das am Donnerstag damit, dass zunächst die Angehörigen informiert würden. "Die Bundesregierung unternimmt nun alles, um dafür zu sorgen, dass schnell Gewissheit für die Angehörigen herrscht", sagte er vor Journalisten in Berlin.
Das Auswärtige Amt richtete in Berlin einen Krisenstab ein. Die deutsche Botschaft stehe in engem Kontakt mit den portugiesischen Behörden auf Madeira, um die Identität der Opfer zu klären und den Verletzten beizustehen, twitterte das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes.
Portugals Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Portugals Präsident de Sousa wollte im Laufe des Tages mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.
Die Regionalregierung von Madeira ordnete eine dreitägige Trauerzeit für die im Atlantik gelegene Insel an.
Unfallursache ist weiterhin unklar
Nach Angaben von Tui und Thomas Cook Group vom Donnerstagmorgen handelte es sich bei der Gruppe in dem Reisebus nicht um Touristen dieser beiden Konzerne.
Die Unfallursache war am Morgen weiter unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Der Inhaber des Unglücksfahrzeugs sagte den Ermittlungsbehörden seine uneingeschränkte Kooperation zu.
Laut Medienberichten könnte ein mechanisches Problem der Grund gewesen sein - entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, nannte jegliche Mutmaßungen zu der Unglücksursache "verfrüht".
(dpa/afp/thp/awa)
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