Deutschlands Maschinen sind überall auf der Welt gefragt. Allerdings werden nicht nur Maschinen ins Ausland verkauft. Am Gewicht alleine gemessen exportiert Deutschland sogar mehr Plastikmüll als Produkte des Maschinenbaus. Wo der ganze Müll landet und welche Rolle Deutschland bei der Verschmutzung der Weltmeere spielt.

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Vorneweg: Plastikmüllexporte sind nicht illegal oder per se verwerflich. Sortierter Kunststoffabfall kann Verkaufserlöse von bis zu 900 Euro pro Tonne erzielen.

Plastikmüll gilt weltweit als "ungefährlicher Müll" und darf frei gehandelt werden. Ein Problem entsteht jedoch, wenn der exportierte Abfall nicht adäquat gelagert oder verwertet wird.

Wohin mit all dem Abfall?

Bis vor kurzem war China der größte Importeur von Plastikabfällen der Welt. Doch im Juli 2017 gab Peking bei einem Treffen der WTO bekannt, seine Importe von Kunststoffabfällen drastisch zu reduzieren. Zu diesem Zeitpunkt kaufte China bis zu 56 Prozent der globalen Plastikabfälle auf, um diese dann gewinnbringend zu recyceln. Die USA exportierten 60 Prozent, die Europäer verkauften sogar mehr als 70 Prozent ihres Abfalls nach China.

Der Importstopp der Chinesen versetzte der globalen Recyclingwirtschaft einen Schock. Auf der Suche nach neuen Abnehmern für die gewaltigen Mengen an Plastikmüll wurde man in Süd- und Südostasien fündig.

In vielen Ländern der Region vervielfachten sich die Importe rapide. Malaysia stieg mit einer Importmenge von 131.426 Tonnen zum wichtigsten Empfängerland auf. Auf Platz zwei liegt Indien - aber auch Staaten wie Vietnam und Indonesien nehmen beträchtliche Mengen an Plastikmüll auf. Das Problem: In diesen Ländern gelten deutlich laxere Import-Regularien und es gibt wenig bis keine Aufsicht.

Flüsse tragen Plastikmüll in die Ozeane

Deutschland ist der drittgrößte Exporteur von Plastikabfällen weltweit. Nur die USA und Japan exportieren noch mehr. Dabei nimmt man in Kauf, dass häufig nicht garantiert werden kann, wo dieser Müll schließlich landet.

Es ist kein Zufall, dass die drei am stärksten zur Plastikverschmutzung der Ozeane beitragenden Flüsse in Asien liegen. Mit weitem Abstand am meisten Kunststoff trägt dabei der Jangtsekiang (China) in die Weltmeere. Alleine 2015 gelangen über ihn stolze 333.000 Tonnen Plastik in das Ostchinesische Meer.

Nach Jahrzehnten der exzessiven Plastikimporte verwundert es also nicht, dass China den größten Anteil am in die Ozeane gelangenden Plastik trägt. Doch auch Indonesien, die Philippinen und Vietnam lassen jedes Jahr Millionen von Tonnen an Kunststoff in die Meere treiben.

Europa, Japan und die USA exportieren dennoch jedes Jahr ihren Müll in ebendiese Regionen. Der asiatische Raum alleine war 2015 für circa 86 Prozent der weltweiten Plastikverschmutzung durch Flüsse verantwortlich. Wer also in Deutschland glaubt, mit seiner Mülltrennung dafür zu sorgen, dass kein Plastikmüll im Meer landet, der irrt.

Länder mit Müll-Problem allein gelassen

Die sich auftürmenden Müllberge in den betroffenen Ländern lassen auch den Unmut der heimischen Bevölkerungen wachsen. Als Reaktion auf die Umweltverschmutzung in den eigenen Ländern haben Malaysia und die Philippinen bekanntgegeben, man wolle unsachgemäß gekennzeichneten Abfall an dessen Verursacher zurücksenden. In Thailand, Vietnam und Malaysia werden sogar absolute Importstopps diskutiert.

Bereits im Mai 2019 wurde eine Änderung der "Basel Convention" (Basel Übereinkommen) beschlossen. Die 2020 in Kraft tretende Änderung macht den Export von nicht recycelbaren Kunststoffen in Entwicklungsländer, ohne deren Einverständnis, illegal.

Allerdings sind die USA, der größte Plastikmüllexporteur der Welt, nicht Teil des Abkommens. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Plastikabfälle bereits jetzt illegal in südostasiatische Länder transportiert wird. Viele Container werden als Papierabfälle gekennzeichnet aber mit unsortierten Kunststoffen gefüllt.

Fehlen einer Kreislaufwirtschaft

Die Recyclingraten sind weltweit, im Besonderen aber in Südostasien, extrem niedrig. Mülltrennung ist in großen Teilen der Welt quasi nicht existent. Viele Deponien und Infrastrukturen sind außerdem viel zu unterentwickelt, um die gigantischen Müllberge verwerten oder verwahren zu können. Schätzungen gehen davon aus, dass in Thailand über 27 Prozent des Plastikmülls unsachgemäß beseitigt werden. So landen die Kunststoffe häufig in den Flüssen und schließlich in den Meeren, wo sie eine Gefahr für die empfindlichen Ökosysteme darstellen.

Sollten die Südostasiatischen Länder nun tatsächlich beginnen Plastikimporte zu stoppen, wären die westlichen Nationen gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Die globale Plastikproduktion ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig in die Höhe geschossen - momentan werden aber gerade einmal neun Prozent des weltweiten Plastikmülls recycelt. Es wird also in Zukunft darauf ankommen, Produkte zu entwickeln, die besser recycelbar sind, weniger Einwegplastik herzustellen und effizientere Recyclingmethoden zu entwerfen.

Verwendete Quellen:

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