Elon Musk ist Tech-Milliardär, Vater von zwölf Kindern und seit Oktober 2023 Twitter-Eigentümer in einem selbst propagierten Kampf für die Meinungsfreiheit. Der exzentrische Tesla-Boss und reichste Mann der Welt polarisiert. Ein Porträt.
"Ich hasse den Mann nicht, aber es ist an der Zeit, dass
Trump hatte den Tech-Unternehmer daraufhin als "Bullshit-Artist" bezeichnet und zwischen den beiden war es inmitten der Zwischenwahlen zum US-Kongress zu einer regelrechten Schlammschlacht gekommen. Heute scheint von der Auseinandersetzung zwischen dem E-Auto-Bauer und dem Ex-US-Präsidenten nichts mehr übrig zu sein.
Denn mittlerweile hat sich Musk offen für Trump ausgesprochen und unterstützt den Ex-Präsidenten im Rennen um eine zweite Amtszeit ganz offen. Der Tesla-Boss macht etwa mit einseitigen X-Posts Werbung für Trump und verbreitet regelmäßig Fake News und Verschwörungsmythen.
Doch wie wurde aus dem erfolgreichen Unternehmer und Hoffnungsträger der Klimaschützer ein für Verschwörungserzählungen offener und exzentrischer Rechtspopulist?
Reichtum der Familie Musk: Spekulationen um Smaragd-Mine
Die polarisierende Art ist dem Tesla-Boss in die Wiege gelegt worden. Musk wurde in Südafrika geboren. Sein Vater arbeitete sich durch verschiedene Berufe, war unter anderem Unternehmer, Politiker und angeblich Miteigentümer einer Smaragd-Mine. Elon Musk bestreitet die Existenz einer solchen Mine. Laut seinem Biografen habe Errol Musk nie eine solche Miene besessen, berichtet "Businessinsider".
Doch nicht nur aufgrund der Kontroversen um den angeblichen Besitz einer solchen Miene taucht Elons Vater in den Medien auf. Der heute 78-Jährige, bei dem Elon nach der Trennung seiner Eltern aufwuchs, machte 2022 Schlagzeilen, weil er zwei Kinder mit seiner ehemaligen Stieftochter bekam.
Musk lässt kein gutes Haar an seinem Vater
Das Verhältnis von Musk zu seinem Vater gilt als schwierig. Die Entscheidung, nach der Trennung der Eltern bei seinem Vater zu bleiben, bezeichnet der Tesla-Boss im Interview mit dem Magazin "Rolling Stone" als "keine gute Idee."
Sein Vater habe viele negative Seiten: "Sie haben keine Ahnung, wie schlimm es ist. Fast jedes Verbrechen, das Sie sich vorstellen können, hat er begangen", erzählt Musk. Die Anschuldigungen seines Sohnes streitet Errol Musk in einer Mail gegenüber dem "Rolling Stone" ab.
Nach der Jugend bei seinem Vater zog es Elon von Südafrika aus nach Kanada, wo er die Staatsbürgerschaft beantragte und schließlich von dort in die USA emigrierte.
1999 gründete Musk gemeinsam mit seinem Bruder Kimbal das Software-Unternehmen Zip2 und fuhr seinen ersten großen wirtschaftlichen Erfolg ein. Durch den Verkauf des Unternehmens im Jahr 1999 nahm er über 20 Millionen US-Dollar ein. Wenig später heiratete er die Schriftstellerin Justine Wilson, die er im Studium kennengelernt hatte, und bekam zwischen 2000 und 2008 sechs Kinder mit ihr.
Elon Musk und seine Beziehungen
Mit seinen Beziehungen machte Musk immer wieder Schlagzeilen. Der Ehe mit der britischen Schauspielerin Talulah Riley folgte die Beziehung zur kanadischen Sängerin Claire Boucher (Künstlername Grimes) von 2018 bis 2022, mit der Musk den Sohn namens "X AE A-12" bekam.
In einem Interview mit dem Podcaster Joe Rogan erklärt Musk die Aussprache: X, wie der englische Buchstabe X. AE solle wie das englische Wort Ash und der Zusatz A-12 ganz normal ausgesprochen werden. Daraus ergibt sich die Aussprache "X-Ash-A-Twelve."
Zur ungefähr selben Zeit bekam Musk Zwillinge mit einer seiner Geschäftsleiterinnen, mit der er Anfang 2024 ein drittes Kind bestätigte. Insgesamt hat der Twitter-Boss zwölf Kinder. Eine passende Anzahl für jemanden, der befürchtet, unsere Zivilisation gehe aufgrund der sinkenden Geburtenrate langsam unter.
Elon Musks wirtschaftlicher Aufstieg: Unternehmertum und strategische Investitionen
Nach dem Zip2-Verkauf hatte Musk im Jahr 2000 X.com gegründet, einen Online-Bezahldienst, der ein Jahr später mit einem Konkurrenzunternehmen fusionierte und zu PayPal wurde. In jener Zeit arbeitete Musk eng mit Peter Thiel, dem deutsch-amerikanischen CEO von PayPal und bekennenden Rechtslibertären, zusammen. Der Verkauf von PayPal an Ebay brachte Musk schätzungsweise 165 Millionen US-Dollar ein.
Es folgte die Gründung des Projekts SpaceX mit dem Ziel der Kolonisierung des Planeten Mars, das besonders kontrovers diskutiert wird. Neben der Gründung von SpaceX folgte 2004 der Einstieg bei Tesla Motors. Unter Musk wurde der E-Auto-Konzern von einem Nischen-Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Automobilhersteller weltweit. Der Tesla-Aufstieg ließ Musk auch zu einem Hoffnungsträger für den Klimaschutz werden. Denn sein Unternehmen zeigte, dass emissionsfreie Autos auch leistungsstark sein können.
Die parallelen Investitionen in Solartechnologie und Batteriespeicher trugen ebenfalls zu diesem Bild bei. Doch die vielen Flüge mit seinem Privatjet und die CO2-Emissionen von SpaceX, über die ein Oxfam-Report berichtete, trübten jenes Bild schon bald.
Vom Klima-Hoffnungsträger zum Rechtspopulisten
Mit dem 44-Milliarden-Dollar schweren Kauf von Twitter, unter dem Vorwand, die freie Meinungsäußerung schützen zu wollen, scheint nun nichts mehr vom einstigen Klima-Hoffnungsträger übrig.
Der Nachhaltigkeitswissenschaftler Jared Starr kritisiert im "Guardian", die Plattform habe unter Musk wesentlich zur Leugnung des Klimawandels beigetragen: "Der Anstieg von Klimawandel-Leugnung bei X und die Unterstützung von Kandidaten, die den Klimawandel als Schwindel bezeichnen, ist wenig hilfreich und nimmt dem Image des wohlwollenden Milliardärs, der uns hilft, das gelobte Land der sauberen Energiezukunft zu erreichen, seinen Glanz."
Die Werbeeinnahmen sanken, Hass und Desinformation nahmen zu. Der Wert der Plattform fiel massiv.
Musk hatte zahlreiche Accounts, die zuvor wegen Regelverstößen gesperrt worden waren, reaktiviert. Dazu zählen neben Klimawandel-Leugnern Verbreiter von rassistischen Inhalten und Verschwörungsmythen. Mit einigen, beispielsweise dem rechtsextremen Radiomoderator Alex Jones, interagierte Musk auch selbst.
Besondere Aufmerksamkeit hatte darüber hinaus auch die Freigabe von Donald Trumps Account nach sich gezogen. Trump wiederum stellte Musk laut Reuters jüngst eine Rolle in seinem Kabinett in Aussicht: "Er ist ein sehr kluger Kerl. Ich würde es auf jeden Fall tun, wenn er es machen würde. Er ist ein brillanter Kerl", sagte Trump.
Elon Musk und die Verbreitung von Verschwörungsmythen und Desinformation
Musk hat auch ein besonderes Verhältnis zu Verschwörungsmythen. So verbreitete er noch im November 2023 laut einem Bericht von "NBC News" die sogenannte "Pizzagate"-Verschwörung. Diese rechtsextreme und hinlänglich widerlegte Verschwörungserzählung behauptet einen Zusammenhang zwischen Mitgliedern der Demokraten und Kindesmisshandlung.
Auch zu den rechtsextremen Demonstrationen in Folge eines Mordes an drei Kindern in Großbritannien hatte Musk Fake News verbreitet. So teilte er laut einem BBC-Bericht ein Bild, das angebliche britische Internierungslager auf den Falklandinseln zeigen sollte, auf X. Später löschte Musk den Post.
In verschiedenen weiteren Tweets, über die der "Independent" berichtet, hatte Musk das Vereinigte Königreich und Premier Keir Starmer für deren Umgang mit den rechtsextremen Ausschreitungen angegriffen und die britischen Behörden beispielsweise als "woke Stasi" bezeichnet.
Elon Musk und sein Kampf gegen das "Woke-Virus"
"Woke" bedeutet ein Bewusstsein zu haben für rassistische, sexistische, aber auch soziale Ungerechtigkeiten. Von neurechten Kreisen wird das Wort aber seit geraumer Zeit zum Kampfbegriff stilisiert. Auch Elon Musk arbeitet sich seit mehr als zwei Jahren daran ab und widmet sich dem Kampf gegen das, wie er es nennt, "Woke-Virus". Eine drastische Wendung. Schließlich hatte sein Unternehmen Tesla in der Vergangenheit den Pride Month und Musk sich selbst als Vorreiter im Hinblick auf LGBTQ-Gleichberechtigung gefeiert.
Der Grund für seine Kampagne gegen LGBTQ soll seine eigene Tochter Vivian Jenna Wilson sein, die er mit seiner ersten Ehefrau Justine Musk hat. In einem Interview mit Jordan Peterson, einem Psychologen, der nach Ansicht verschiedener Kritiker eine Nähe zur Alt-Right-Bewegung hat, sagte Musk, sein Sohn sei tot. Er sei dazu verleitet worden, Dokumente für die Transition vom Mann zur Frau zu unterschreiben, ohne das gewusst zu haben. Seine Tochter widerspricht dieser Darstellung öffentlich.
"Danach habe ich mir geschworen, das 'Woke Mind Virus' zu zerstören", sagte Musk. So ergibt auch seine Unterstützung für Donald Trump schließlich Sinn: Der Ex-US-Präsident hatte der "Woke-Kultur" bereits im vergangenen Jahr den Krieg erklärt.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass Vivian Jenna Wilson die gemeinsame Tochter von Elon Musk und Grimes sei. Richtig ist, dass die Tochter aus Musks erster Ehe mit Justine Musk stammt.
Verwendete Quellen:
- Bbc.com: Musk shares faked far-right 'detainment camp' for rioters post
- Bild.de: So tickt Elon Musk, der reichste Mann der Welt
- Businessinsider.com: Elon Musk really was telling the truth by saying his father Errol never owned an emerald mine, biographer says
- Independent.co.uk: Farage reaches out to Elon Musk as he rages about ‘open borders’ media conspiracy as approval ratings plummet
- Nbcnews.com: Elon Musk has boosted the 'pizzagate' conspiracy theory five times in the last two weeks
- Reuters.com: Elon Musk endorses Trump in presidential race, calls him "tough"
- Reuters.com: Trump says he may end EV tax credit; is open to naming Elon Musk as an adviser
- Rollingstone.com: Elon Musk: The Architect of Tomorrow
- Rollingstone.com: Hey, Remember How Tesla Used to Celebrate Pride Month?
- Spacex.com: Mars & Beyond
- Tagesschau.de: Was von Twitter übrigblieb
- The-sun.com: Elon Musk’s father claims he’s had second unplanned child with STEPDAUGHTER, 35, and says ‘we’re on Earth to reproduce’
- Twitter.com: Elon Musk
- Youtube.com: Joe Rogan Experience ‘1470 – Elon Musk
- Youtube.com: Jordan Peterson Interviews Elon Musk at Giga Factory Full Interview
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