In der Vorweihnachtszeit stehen Spielzeuge wieder weit oben auf den Einkaufszetteln vieler Eltern. Verbraucherschützer mahnen aber zur Wachsamkeit. Vor allem Kinderspielzeug aus China steht im Fokus.
Weichmacher, Gifte, Kleinteile: Zum Beginn der Vorweihnachtszeit warnen Umwelt- und Verbraucherschützer vor gefährlichem Kinderspielzeug. "Die problematischsten Spielzeuge sind die aus Plastik", sagte Tatiana Santos vom Europäischen Umweltbüro (EEB) am Donnerstag in Brüssel. Vor allem aus China kämen sehr viele Spielsachen mit gesundheitsschädlichen Chemikalien. Europaabgeordnete erwarten von der neuen EU-Kommission rasches Handeln.
Tests ergeben bedenkliche Chemikalienkonzentrationen
Dem Umweltverband EEB zufolge wurden - basierend auf Informationen des europaweiten Schnellwarnsystems für gefährliche Produkte (Rapex) - im Laufe des Jahres bereits um die 250 Spielzeugmodelle vom Markt genommen, nachdem Tests bedenkliche Chemikalienkonzentrationen ergeben hatten. Gut vier von fünf davon kamen demnach aus China.
Dem europäischen Verbraucherverband Beuc zufolge gehören zu den problematischen Produkten in Deutschland etwa Puppen und Actionfiguren. In Italien fanden sich bedenkliche Farbstifte, in Dänemark entdeckten Verbraucherorganisationen belastete Luftballons.
Über Rapex können einzelne Staaten Informationen zu gefährlichen Waren austauschen, die dann vom gesamten EU-Markt genommen werden können. Rapex zufolge betrafen gut 45 Prozent aller erfassten Fälle im laufenden Jahr Risiken wegen enthaltener Chemikalien. Vor allem Phthalate - in Plastik verwendete Weichmacher - standen hier im Fokus. Neben schädlichen Chemikalien spielten vor allem Spielzeuge mit Erstickungsgefahr eine Rolle. 11 Prozent der Fälle betrafen zudem Batterien, die zu leicht zugänglich waren.
Jenseits der erfassten Problemfälle sorgen sich die Umweltschützer aber um die mögliche Dunkelziffer. "Wo Kontrolleure die Ressourcen bekommen, die sie brauchen, machen sie hervorragende Arbeit", sagte EEB-Chemikalien-Expertin Santos weiter. Die Frage sei jedoch, wie viele giftige Spielzeuge unbemerkt in die EU kämen. "Importeure chinesischer Waren müssen deutlich mehr Druck auf ihre Lieferanten ausüben", forderte sie.
Beuc warnte in diesem Zusammenhang auch vor unbedachten Online-Einkäufen. Kunden werde empfohlen, nicht gekennzeichnete Produkte zu meiden. Wenn von chinesischen Internetseiten eingekauft werde, sollten zudem Elektronikgeräte, Kleidung oder Spielsachen gemieden werden, die unverhältnismäßig günstig seien, erklärte Beuc-Sprecher Laurens Rutten.
"Augen auf beim Geschenkekauf"
Auch aus dem Europaparlament kamen mahnende Stimmen. "Der "Black Friday" wird als Startschuss in die Weihnachtseinkaufsaison auch in Deutschland und Europa immer beliebter. Es gilt allerdings: Augen auf beim Geschenkekauf", sagte die SPD-Verbraucherschutzexpertin Evelyne Gebhardt. "Zu oft missachten Hersteller aus China oder anderen Ländern die Vorgaben des europäischen Verbraucherschutzes. Kinderspielzeugtelefone sind nicht selten zu laut und können zu Gehörschäden führen."
"Von zu vielem Plastikspielzeug können Teile leicht abbrechen und Kinder verletzen. Holzspielzeug ist noch immer zu oft mit Farbe angemalt, deren giftige Inhaltsstoffe gegen die europäischen Zulassungsregeln verstoßen", sagte Gebhardt weiter. "Rapex verzeichnet jede Woche mehr als zehn neue Meldungen wegen gefährlichen Spielzeugs in der EU", sagte sie. "Ich erwarte von der neuen EU-Kommission, dass sie sich mit Nachdruck für die Produktsicherheit einsetzt." Die EU-Kommission der neuen Präsidentin Ursula von der Leyen (CDU) soll am 1. Dezember starten. Die Behörde ist in der EU vor allem für neue Gesetzesvorschläge sowie für die Überwachung von EU-Recht in den einzelnen Staaten zuständig.
Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold sagte: "Giftige Umwelthormone haben im Spielzeug nichts verloren. Europa braucht einen Aktionsplan, um Gifte aus unserem Lebensalltag zu entfernen." Zudem müsse die Durchsetzung geltenden Rechts schärfer von Brüssel kontrolliert werden. "Wir können nicht gefährliche Chemikalien in Europa verbieten und gleichzeitig giftige Importe aus China zulassen." © dpa
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