Nach einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park in Berlin hat die Polizei nach Angaben vom Montag einen weiteren Tatverdächtigen festgenommen. Die Ermittlungen gegen weitere Verdächtige dauern an.

Mehr Panorama-News

Nach einem mutmaßlichen Sexualdelikt im Görlitzer Park hat die Polizei nach Angaben vom Montag einen weiteren Tatverdächtigen festgenommen. Der per Haftbefehl gesuchte 22-Jährige sei am Sonntagabend in der Skalitzer Straße Ecke Görlitzer Straße durch Polizeikräfte bemerkt und nach seiner Identifizierung in Polizeigewahrsam genommen worden. Er befinde sich aktuell in Untersuchungshaft.

Die Polizei hatte in der vergangenen Woche bereits einen 22-Jährigen verhaftet, der an einer Vergewaltigung im Görlitzer Park beteiligt gewesen sein soll. Die Ermittlungen auch gegen weitere Verdächtige dauern laut Polizei an.

Am 21. Juni sollen mehrere Männer in den frühen Morgenstunden eine 27-Jährige vergewaltigt haben. Ihr gleichaltriger Freund soll von den Tätern verletzt und zu Boden gebracht worden sein.

Wegner will Sicherheitsgipfel einberufen

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte am Sonntag an, dass er sich die Sicherheitslage im Görlitzer Park vornehmen werde: "Die Lage im Görlitzer Park ist inakzeptabel, so wie die Situation dort ist, darf es nicht bleiben", sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel" vom Sonntag. Polizeipräsidentin Barbara Slowik brachte einen Zaun und eine nächtliche Schließung der Grünfläche ins Gespräch. Sie warnte zugleich, die Polizei allein werde das Problem nicht lösen können.

Der Park galt auch schon vor der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung als Berliner Brennpunkt. In dem Park finden immer wieder Drogendelikte, Diebstahl, Bedrohungen und anderen Verbrechen statt.

Wegner kündigte dazu Gespräche mit Innensenatorin Iris Spranger (SPD), der Polizeiführung und dem Bezirk an. Der Görlitzer Park werde auch Thema bei einem Sicherheitsgipfel Anfang September, sagte der Regierungschef. Mit Polizei, Feuerwehr und Verfassungsschutz solle diskutiert werden, wie Sicherheitsbehörden gestärkt und die Sicherheitslage verbessert werden könnten. Ziel sei ein Maßnahmenpaket.

Mehr Polizei allein wird nicht genügen

Der Berliner FDP-Generalsekretär Lars Lindemann kritisierte, dass Wegner anscheinend "immer noch nicht verstanden hat, dass er in Berlin die Regierung führt". Und er fügte hinzu: "Der Regierende Bürgermeister muss nicht prüfen und diskutieren, sondern endlich handeln."

Polizeipräsidentin Slowik sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Situation vor Ort wird sich allein durch polizeiliche Maßnahmen nicht dauerhaft verbessern." Alle zuständigen Behörden und die Zivilgesellschaft seien gefordert. Nötig seien "tragfähige Konzepte für Beleuchtung, Müllentsorgung, Toiletten, Spielplätze, um den Görli als für alle sichere Grünanlage zu nutzen". Sie plädierte für Sportmöglichkeiten, Gastronomie und Sozialarbeit für die Drogen- und Obdachlosenszene.

"Sicher würde es zumindest uns als Polizei helfen, den Park vergleichbar dem Flugfeld Tempelhof einzuzäunen und die Zugänglichkeit des Parks zeitlich zu beschränken, indem man ihn nachts verschließt", sagte die Polizeipräsidentin. Zugleich zeigte sie sich skeptisch. Es fehle am Konsens zur Nutzung des Parks.

Sexualstraftaten im Görli "eher die Ausnahme"

Die Polizei habe an dem Brennpunkt unter anderem Kontaktbereichsbeamte, Funkwagen, Streifen, die mobile Wache, Zivilkräfte, Hundertschaften oder Diensthunde im Einsatz. Primär gehe es um Drogenkriminalität und damit verbundene Straftaten wie Diebstähle, Bedrohungen, Körperverletzungen und Betrugstaten, sagte Slowik. "Sexualstraftaten waren und sind vor Ort eher die Ausnahme."

Videoüberwachung könnte am Görlitzer Park nach Einschätzung des CDU-Innenpolitikers Burkard Dregger viel zur Eindämmung der Kriminalität beitragen. "Es wird jetzt endlich Zeit, dass wir politisch neue Wege in Berlin gehen. Das hat die Koalition aus CDU und SPD auch verabredet", sagte Dregger der dpa. "Wir haben im Koalitionsvertrag festgehalten, dass an den sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten Videoaufklärung eingeführt werden darf. Der Görlitzer Park gehört dazu." (dpa/lko)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.