Südafrika gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt, nicht erst seit dem Tod des südafrikanischen Nationaltorwarts Senzo Meyiwa am Wochenende. Urlauber allerdings brauchen sich kaum Sorgen zu machen, sofern sie einige Regeln beachten.

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7,5 Millionen Touristen, das sind ein bisschen weniger als Niedersachsen Einwohner hat, reisten im vergangenen Jahr nach Südafrika, 200.000 davon kamen aus Deutschland. Sie alle entschieden sich für eine Reise in ein Land, das als eines der gefährlichsten der Welt gilt.

"Südafrika verzeichnet im Vergleich zu Deutschland hohe Kriminalitätsraten, vor allem in den Großstädten und deren Randgebieten", schreibt das Auswärtige Amt unter seinen Reise- und Sicherheitshinweisen. "Dies schließt auch Straftaten unter Anwendung von körperlicher Gewalt ein."

Doch ist Südafrika tatsächlich so gefährlich, wie man immer meint?

Im Jahr 2010, als das Land mit der Fußballweltmeisterschaft in den Fokus der Weltöffentlichkeit rückte, nannte die österreichische Zeitung "Der Standard" Südafrika "das gefährlichste Land der Welt". Später distanzierte sich die Redaktion, vermeldete, "die bei der WM 2006 in Deutschland dokumentierten Vorfälle – 7.000 Straftaten, 875 verletzte Personen, darunter 250 Polizisten und 9.000 polizeiliche Festnahmen – dürfte Südafrika weit unterboten haben." Ob die Richtigstellung die öffentliche Meinung noch beeinflussen konnte, ist ungewiss.

Denn es sind die Schlagzeilen über den ermordeten Nationaltorhüter Senzo Meyiwa am Wochenende und die Überfälle, wie jener auf einen einheimischen Mountainbike-Fahrer im Sommer, die dem öffentlichen Bewusstsein vermitteln: Südafrika ist gefährlich.

Und in gewisser Hinsicht ist das natürlich richtig.

Doch wie in vielen anderen (Urlaubs-)Ländern, gilt auch in Südafrika: Gewalt findet meistens dort statt, wo sich Touristen selten hin verirren, im diesem Fall vor allem in den Townships. Laut Angaben des Crime Information Analysis Centre der südafrikanischen Polizei geschehen 80 Prozent aller Morde und die Hälfte aller Raubfälle nämlich genau dort, wo die Armut groß und die Perspektiven so gering sind, dass man den Nachbarn schon für wenige Rand, der Landeswährung in Südafrika, umbringt.

In den USA sind Handfeuerwaffen verbreiteter als in Südafrika

Auch steht fest: Zwei Drittel der Opfer kennen ihre Täter bereits vorher, sie bewegen sich in den gleichen sozialen Kreisen, zu denen ein Tourist kaum Anschluss haben wird. Fast 60 Prozent der Toten sind Schwarze, fast 40 Prozent so genannte Coloureds, also Farbige. Die weitere Statistik besagt: 87 Prozent der Opfer sind Männer, zwei Drittel zwischen 18 und 35 Jahre alt. Die Hälfte der Morde geschieht am Wochenende, häufig als Folge einer Messerstecherei.

"Der überwiegende Teil der Gewaltkriminalität erfolgt in Gegenden und unter Umständen, von denen üblicherweise deutsche Urlaubs- oder Geschäftsreisende nicht betroffen sind" heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amts weiter. "Gleichwohl ist es nicht ausgeschlossen, dass deutsche Reisende Ziel und Opfer von Diebstählen, Einbrüchen, Raub und ähnlicher Delikte werden."

Ja, Südafrika ist gefährlich. Und doch: Im Durchschnitt kommen in Südafrika auf 100 Einwohner 13 Handfeuerwaffen. Und das ist sehr viel weniger als in den USA, aber auch deutlich weniger als in Deutschland, wo sich 100 Einwohner 30 Waffen teilen.

Auch sinkt die Mordrate beständig, von 27.000 im Jahr 1994 auf aktuell knapp 15 000. Mit 36,5 Mordfällen pro 100.000 Einwohnern liegt Südafrika in der Region von Ländern, die Touristen gerne und ohne Sorgen ansteuern: Jamaika mit 52, Belize mit 41 und die Dominikanische Republik mit 25.

Touristen sollten vorsichtig sein

Die Gründe für die hohe Kriminalitätsrate sind gleichermaßen spekulativ wie naheliegend: mangelnde Ächtung von Gewalt, große gesellschaftliche Konflikte, Armut und soziale Ungleichheit, fehlende Strafverfolgung und lockere Waffengesetze.

Für Touristen gilt daher: Meiden Sie die Innenstädte von Johannesburg, Pretoria, Durban, Port Elisabeth und Kapstadt nach Einbruch der Dunkelheit und besuchen Sie Townships nur mit ortskundiger Führung. Seien Sie achtsam und handeln Sie vorausschauend, dann kann so manche Gefahr gebannt werden.

Das Auswärtige Amt schreibt dazu: "Durch gute Vorbereitung und vernünftiges, Risiko minimierendes Verhalten lässt sich die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat in Südafrika zu werden, deutlich reduzieren."

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