Eine US-Influencerin steht in Australien unter Kritik, nachdem sie ein Wombat-Baby für ein Video von seiner Mutter getrennt hat. Eine Petition fordert Konsequenzen. Mehrere Regierungsmitglieder reagieren auf den Vorfall.
Mit einem Video von einem Babywombat hat eine Influencerin aus den USA Empörung in Australien ausgelöst. In der Aufnahme hebt Sam Jones, die sich selbst in den sozialen Medien als "Wildbiologin und Umweltwissenschaftlerin" bezeichnet, ein wildes Wombat am Rand einer Straße auf und trägt es von seinem Muttertier weg. "Ich habe ein Babywombat gefangen!", ruft Jones dem Mann hinter der Kamera zu.
Das Jungtier strampelt mit den Beinen und faucht, die Mutter verfolgt die beiden. "Ok, seine Mutter ist da und sie ist sauer“, sagt Jones in die Kamera, bevor sie das Wombat-Baby wieder am Straßenrand absetzt und das Video abbricht. Die Aufnahme, die daraufhin in den sozialen Medien kursierte, wurde mittlerweile von Jones' Profil gelöscht.
Petition fordert Ausreise von Jones
Naturschützer und Wildtierexperten reagierten entsetzt auf das Video. Eine Online-Petition auf "change.org" fordert, die Influencerin aus Australien abzuschieben und mit einem Einreiseverbot zu bestrafen. Auch für den Mann aus dem Video werden Konsequenzen gefordert. Man wolle die Politik und Polizei auf den Vorfall aufmerksam machen. Mit Australiens Tierwelt sei nicht zu spaßen, so die Initiatoren der Petition.
Tania Bishop, Tierärztin der Wildtierrettung WIRES, sagte gegenüber ABC News online, die Art und Weise, wie das Junge an den Armen hochgehoben wurde, könnte zu "Schäden an Muskeln, Sehnen, Nerven, Schultern und Oberarmen" geführt haben. Auch sei ein junges Wombat völlig von seiner Mutter abhängig. Bishop zeigte sich besorgt über die möglichen Folgen des Vorfalls für die Tiere.
Zudem sei es illegal, einheimische Wildtiere in Australien zu verletzen oder aus ihrer Umgebung zu reißen, betonte Bishop. Man dürfe die Tiere nur anfassen, wenn beispielsweise die Mutter tot ist oder ein begründeter Verdacht besteht, dass ein Tier Hilfe braucht. Das sei in dem Video von Jones nicht der Fall.
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Die australische Gesellschaft zum Schutz der Wombats kritisierte, die Influencerin habe offensichtlich "auf der Jagd nach Likes ein Wombat-Junges misshandelt". Anschließend habe sie das schutzlose Jungtier auch noch am Straßenrand abgesetzt und damit der Gefahr ausgesetzt, überfahren zu werden.
Innenminister: Glaube nicht, dass sie zurückkommen wird
Die Aufnahmen seien "ziemlich schrecklich", kommentierte Außenministerin Penny Wong den Vorfall am Donnerstag im Fernsehsender Channel Seven. "Jeder, der das gesehen hat, wird denken, 'Bitte, lass den Wombat in Ruhe'."
Innenminister Tony Burke lässt nach eigenen Angaben jetzt prüfen, ob Jones gegen ihre Visa-Bedingungen verstoßen hat. "Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Individuum Australien verlässt, ich glaube nicht, dass sie zurückkommen wird", erklärte er.
Influencerin Jones verteidigte die Aktion auf ihrem Profil. "Die beiden sind völlig unbeschadet zurück ins Gebüsch gewandert", schrieb Jones die Kritik unter dem Video in mittlerweile gelöschten Kommentaren. (ng)
Verwendete Quellen
- abc.net.au: Wildlife experts criticise US influencer for temporarily taking joey wombat from mother
- Agence France Presse (AFP)