Mit Prinz Andrew hat der Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein ein prominentes Opfer gefordert. Der Sohn von Queen Elizabeth II. lässt seine öffentlichen Ämter wegen seiner früheren Bekanntschaft zu dem US-Unternehmer vorerst ruhen. Die Behörden ermitteln derweil weiter, um mögliche Mittäter zu finden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Worum geht es im Epstein-Skandal?

Die Staatsanwaltschaft in New York warf Jeffrey Epstein 2019 vor, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben. Der Geschäftsmann hat laut Anklageschrift zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelring aufgebaut.

Einige Mädchen seien erst 14 Jahre alt gewesen und mit großen Summen Bargeld angelockt und dazu verleitet worden, weitere Mädchen anzuwerben. Die Ermittler berichteten, sie hätten bei Durchsuchungen in Epsteins Anwesen in Manhattan Hunderte Nacktbilder gefunden. Epstein plädierte auf nicht schuldig.

Bereits in der Vergangenheit war Epstein auffällig geworden. Alexander Acosta, der damalige Staatsanwalt in Florida, war 2008 einen umstrittenen Deal mit Epstein eingegangen: Der Unternehmer bekannte sich schuldig, minderjährige Prostituierte an seine Klienten vermittelt zu haben und saß eine Gefängnisstrafe von 13 Monaten ab. Im Gegenzug wurde ihm ein Verfahren vor einem Bundesgericht erspart. Mehrere Frauen hatten ihm Missbrauch vorgeworfen.

Acosta war bei der erneuten Verhaftung Epsteins im Jahr 2019 Arbeitsminister der Trump-Administration und musste auf politischen Druck seinen Posten räumen.

Wem wird eine Nähe zu Epstein nachgesagt?

Die Liste ist lang – und extrem prominent besetzt. So ist darauf beispielsweise der amtierende US-Präsident Donald Trump zu finden, der sich im Juli 2019 deutlich von Epstein mit der Begründung distanzierte, er habe vor langer Zeit einen Streit mit ihm gehabt und sei kein Fan von ihm. In einem "New York Magazine"-Interview von 2002 las sich das allerdings noch völlig anders: Darin hatte Trump Epstein als "großartigen Mann" beschrieben. Damals sagte der noch nicht politisch aktive Immobilienmogul: "Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte."

Ebenfalls in die Kritik geriet der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. Dieser ließ laut "Spiegel" nach Bekanntwerden des Skandals Berichte dementieren, wonach er über 20-mal an Bord eines Epstein-Jets gewesen sei, der auch als "Lolita Express" bezeichnet wurde. Clinton ließ mitteilen, er sei nur viermal mit Epstein geflogen, meist für humanitäre Missionen. Zudem habe er seit mehr als einem Jahrzehnt keinen Kontakt mehr zu dem Unternehmer gehabt und nichts von den "schrecklichen Taten" gewusst.

Und auch Mitglieder des englischen Königshauses sind betroffen: Hier wird die frühere Nähe zu Epstein vor allem für Prinz Andrew brenzlig. Dieser lässt nun aufgrund seiner Verwicklungen in den Skandal vorerst alle royalen Pflichten "auf absehbare Zeit" ruhen und kündigte an, "mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte". Zuvor hatte er versucht, seine Sicht der Dinge in einem Interview mit der BBC darzulegen. Dabei verstrickte er sich in weitere Ungereimtheiten und war dafür weiter in die Kritik geraten.

Wie kam Jeffrey Epstein ums Leben?

Am 10. August 2019 wurde Jeffrey Epstein tot in seiner Zelle aufgefunden. Der Obduktionsbericht bestätigte den Suizid des US-Unternehmers, eine Fremdeinwirkung wurde ausgeschlossen. Bereits zwei Wochen zuvor hatte es einen "Vorfall" gegeben, bei dem Epstein mit Wunden am Hals und bewusstlos auf dem Boden seiner Zelle entdeckt wurde.

Eine Untersuchung des Todesfalls ergab, dass Epsteins Wächter ihre Aufsichtspflicht massiv verletzt hatten. Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert. Im Anschluss hätten sie Berichte gefälscht, um ihr Versäumnis zu vertuschen. Der Unternehmer nahm sich mutmaßlich in dieser unbeobachteten Zeit das Leben und wurde später in einem Krankenhaus für tot erklärt.

Ein Richter hatte zuvor entschieden, dass der 66 Jahre alte Epstein bis zum Beginn seines Prozesses - der im Juni 2020 beginnen sollte - im Gefängnis bleiben muss. Der Richter hatte geurteilt, dass Epstein eine "Gefahr für andere und die Gemeinschaft" sei.

Ob Epsteins guter Vernetzung bis in höchste Kreise schossen direkt nach dem Tod des Unternehmers die wildesten Verschwörungstheorien ins Kraut, die teilweise auch heute noch kursieren. Tenor: Epstein wurde von seinen mächtigen Bekannten ermordet. Diese Theorien sind allerdings völlig haltlos.

Wie geht es nach dem Tod von Epstein weiter?

Es wird weiter ermittelt. Direkt nach dem Tod Epsteins teilte der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey S. Berman mit, dass die Untersuchungen zu den erhobenen Vorwürfen fortgeführt würden. Er verwies darauf, dass ein Anklagepunkt auch mutmaßliche Mittäter ins Visier nahm.

Und auch in Frankreich wurden Ermittlungen gegen mutmaßliche Mittäter des US-Unternehmers angestrengt. Dabei gehe es unter anderem um Vorwürfe der Vergewaltigung, der Vergewaltigung von Minderjährigen jünger und älter als 15 Jahre und der kriminellen Verschwörung zur Begehung von Straftaten, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.

Die französischen Untersuchungen richteten sich auf mögliche Straftaten, die auf französischem Staatsgebiet begangen wurden sowie Vergehen, bei denen Opfer oder Täter französische Staatsbürger seien. Erst kürzlich wurde erneut ein internationaler Zeugenaufruf gestartet.

Material der dpa.
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