- Vor einem halben Jahr bot Hamburgs Erzbischof Heße dem Papst seinen Amtsverzicht an.
- Der Ex-Personalchef im Erzbistum Köln zog damit die Konsequenz aus einem dortigen Missbrauchsgutachten.
- Jetzt hat der Papst das Rücktrittsgesuch abgelehnt.
Papst Franziskus hat den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht angenommen und ihn gebeten, "seine Sendung als Erzbischof von Hamburg im Geist der Versöhnung und des Dienstes an Gott" fortzuführen. So heißt es in einer Mitteilung der Apostolischen Nuntiatur in Berlin, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Heße hatte dem Oberhaupt der katholischen Kirche vor einem halben Jahr im Zusammenhang mit dem Kölner Missbrauchsgutachten seinen Amtsverzicht angeboten.
Der Erzbischof betonte in einer schriftlichen Stellungnahme: "Die mir gewährte Auszeit ist beendet und ich übernehme nun nach dem Willen des Papstes ausdrücklich wieder Verantwortung als Erzbischof von Hamburg. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass es nicht unbedingt leicht sein wird, meinen Dienst wieder aufzunehmen." Heße war 2015 als Erzbischof nach Hamburg gewechselt.
Heße wurden Pflichtverletzungen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen vorgeworfen
Im März war in Köln ein seit langem erwartetes Gutachten vorgestellt worden. Darin wurde untersucht, wie Bistumsverantwortliche in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgingen.
Heße, früher Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, wurden insgesamt elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Gutachter unter anderem um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.
In der Mitteilung aus Rom heißt es: "Nach eingehender Prüfung der eingegangenen Dokumente hat der Heilige Stuhl für den fraglichen Zeitraum Mängel in der Organisation und Arbeitsweise des Erzbischöflichen Generalvikariates sowie persönliche Verfahrensfehler Heßes festgestellt".
Die Untersuchung habe jedoch nicht gezeigt, dass diese mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen. "Das Grundproblem bestand, im größeren Kontext der Verwaltung der Erzdiözese, im Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber", hieß es.
Bätzing begrüßt die Entscheidung des Papstes
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, begrüßte die Entscheidung des Papstes. Damit ende "eine schwierige Zeit der Ungewissheit", teilte Bätzing am Mittwoch in Bonn mit. "Das ist gut so, und dafür bin ich dankbar. Erzbischof Heße wird in Hamburg bleiben und damit auch weiterhin Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz sein."
Er wünsche dem Erzbistum und seinem Erzbischof einen guten Neustart. "Bei allen, die nun möglicherweise irritiert sind, werbe ich um das Zutrauen, dass die Entscheidung des Papstes aufgrund von Beratung wohlüberlegt und begründet ist", so Bätzing.
Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte die Entscheidung von Papst Franziskus dagegen scharf. Das Vorgehen sei "höchst problematisch", teilte "Wir sind Kirche" am Mittwoch mit. "Die jetzige Entscheidung Roms stellt faktisch eine Amnestie für Erzbischof Stefan Heße dar, dem das Gutachten der Kanzlei Gercke elf rechtlich fassbare Pflichtverletzungen als früherer Kölner Generalvikar nachgewiesen hat." Es stelle sich die Frage, wofür Menschen in kirchlichen Leitungsdiensten dann überhaupt noch zur Verantwortung gezogen würden. © dpa
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