Ermittler gehen dem Verdacht auf eine Straftat gegen die Bundeswehr nach. Anzeichen dafür sind eine Störung an einem Wasserwerk und ein Schaden am Zaun bei der Kaserne Köln-Wahn. Auch am Bundeswehrstandort Geilenkirchen gab es Aufregung.

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Polizei und Staatsschutz ermitteln nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts auf eine gegen die Bundeswehr gerichtete Sabotageaktion. Bei dem Vorfall seien "abnorme Wasserwerte" und dann ein Loch im Zaun festgestellt worden, sagte ein Sprecher der Bundeswehr in Köln vor der Kaserne.

Das Militärgelände wurde daraufhin für Stunden abgeriegelt. Polizeibehörden, Militärpolizei ("Feldjäger") und der Militärische Abschirmdienst (MAD) waren vor Ort. Berichte, wonach es in den Reihen der Soldaten auch Krankheitsfälle gab, bestätigte die Bundeswehr nach Prüfung nicht.

Die Kaserne durfte über Stunden nicht betreten oder verlassen werden, wurde dann aber wieder geöffnet. In Köln-Wahn sind mehrere Dienststellen untergebracht. Auch die Flugbereitschaft der Bundeswehr – zuständig für Reisen von Bundespräsident und Kanzler, von Kabinettsmitgliedern und hohen Regierungsbeamten – hat dort ihren Sitz.

Experten warnen schon länger vor Aktionen gegen Militär und Infrastruktur

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird die Sicherheitslage in Europa insgesamt neu bewertet. Sicherheitsexperten haben wiederholt gewarnt, dass auch militärische Infrastruktur Ziel von Ausspähungen oder Sabotageversuchen sein könne.

Die Bundeswehr sprach von einem "Vorfall", auf den der Betriebsdienst durch abnorme Wasserwerte aufmerksam geworden sei. Dann sei das Loch in dem zum Wasserwerk der Kaserne führenden Zaun entdeckt worden. Untersuchungen der veränderten Wasserwerte liefen, können nach Angaben von Experten aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Der Verdacht auf Sabotage besteht

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte in Berlin, dass die Kaserne für Untersuchungen gesperrt worden sei, "weil es Verdacht auf einen Eindringversuch oder ein vollzogenes, illegales Eindringen gibt". Er sagte: "Auch der Verdacht von Sabotage besteht." Oberstleutnant Ulrich Fonrobert, der für die Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen sprach, sagte: "In der gestrigen Nacht hat es einen Vorfall in der Kaserne hinter uns gegeben. Dieser Vorfall hat dafür gesorgt, dass die Kaserne seitdem geschlossen worden ist." Die Bundeswehr nehme diesen Vorfall sehr ernst.

In der insgesamt angespannten Lage wurden auch am Rande des Nato-Flugplatzes Geilenkirchen – von dort starten und landen Aufklärungsflüge – verdächtige Beobachtungen gemacht. Berichten über eine Abriegelung des Militärflugplatzes wurde widersprochen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde aber zwischenzeitlich ein Mensch im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen. Der Verdacht erhärte sich demnach aber nicht. Eine Sicherheitsbehörde ordnete jedoch an, auch dort das Trinkwasser zu untersuchen. Es wurden aber keine Auffälligkeiten festgestellt.

Sicherheitspolitiker warnt vor hybrider Kriegführung Russlands

Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, Konstantin von Notz (Grüne), warnte angesichts des sich Sabotage-Verdachts am Bundeswehr-Fliegerhorst Köln-Wahn vor hybrider Kriegführung Russlands. "Sollten sich die Verdachtsmomente bestätigen, zeigen sich erneut die realen Gefahren des hybriden Krieges, den Putins Russland gegen die westlichen Demokratien führt, für unsere Gesellschaft", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Es gibt fast täglich Cyberangriffe, breiteste Desinformationskampagnen, die antidemokratische Parteien und Personen in Deutschland, Europa und den USA fördern und unsere Gesellschaft spalten sollen, aber es gibt eben auch Spionage und Sabotage", warnte er. Von Notz forderte: "Die Ermittlung am Bundeswehr-Fliegerhorst in Köln-Wahn müssen entschlossen vorangebracht werden. Der Schutz der Soldatinnen und Soldaten auf und in den Liegenschaften der Bundeswehr ist essenzielle Grundlage für die wichtigen Aufgaben unserer Armee zum Schutz unseres Landes und seiner Menschen." (Carsten Hoffmann, dpa/bearbeitet von mbo und tas)

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