Das Sturmtief "Mortimer" bringt in Deutschland Mensch und Tier mit massiven Regenfällen in Lebensgefahr. Für einen Autofahrer gibt es keine Rettung mehr. 350 Schafe in Dortmund konnten hingegen gerettet werden.
Der erste Herbststurm des Jahres hat in Deutschland zu Behinderungen und Schäden geführt. In Norddeutschland stellte die Bahn wegen umgestürzter Bäume vorübergehend große Teile des Fernverkehrs ein. Auf einer Landstraße bei Wittenberg in Sachsen-Anhalt starb ein Autofahrer, weil ein Baum auf sein Fahrzeug fiel. Der ungewöhnlichste Notruf aber erreichte die Dortmunder Feuerwehr.
Sie brachte in einer spektakulären Rettungsaktion 350 Schafe in Sicherheit, deren Weide sich in einen See verwandelt hatte. Sogar ein Schlauchboot und Taucher kamen zum Einsatz, wie die Feuerwehr nach dem nächtlichen Kraftakt am Montag mitteilte.
Nach Sturmtief "Mortimer": Bis zu zwei Meter Wasser
Die Schafe drohten angesichts der massiven Regenfälle durch Sturmtief "Mortimer" zu ertrinken. Ihre Weide stand bis zu zwei Meter hoch im Wasser, wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur schilderte.
Die Tiere hatten sich auf einen Hang geflüchtet und waren in höchster Gefahr. Rund 120 Einsatzkräfte rückten an. "Die Rettung von 230 Tieren gestaltete sich besonders herausfordernd, da die Wolle der Schafe mit Wasser vollgesogen war", berichtete die Feuerwehr. "Das Gewicht der Tiere erhöhte sich so deutlich."
Man habe manche Schafe mit dem Schlauchboot in Sicherheit bringen müssen. Um weitere 100 Tiere zu retten, die auf einer Art Insel Zuflucht gesucht hatten, errichtete die Feuerwehr eine provisorische Brücke. Von dort aus konnten die Schafe auf einen sicheren Bereich geführt werden.
20 Tiere ertranken - darunter wohl auch Lämmer. Der Einsatz im Südwesten Dortmunds zog sich über mehrere Stunden hin.
Die Bahn sperrt mehrere Strecken
Geduld über mehrere Stunden benötigten Bahnreisende im Norden und Nordosten der Republik. Nach Angaben der Bahn waren wegen "Mortimer" wichtige Fernstrecken etwa zwischen Hamburg und Berlin, zwischen Hannover und Berlin sowie zwischen Hamburg, Hannover und Göttingen gesperrt.
Bis Montagmittag lief der Verkehr aber wieder, es kam laut Unternehmen lediglich noch zu Verspätungen. Außerdem wurden die Bahnhöfe Braunschweig und Hildesheim nicht angefahren.
Laut einer Sprecherin der Bahn fuhr ein ICE am Montagvormittag bei Wolfsburg gegen einen umgestürzten Baum und blieb liegen. Die etwa 250 Passagiere an Bord blieben unverletzt. Sie wurden mit Bussen zum Bahnhof in Wolfsburg gebracht. Die Frontscheibe des ICE wurde dabei beschädigt. Berichte, wonach der Lokführer leicht verletzt worden sein soll, konnte die Bahnsprecherin nicht bestätigen.
Baum erschlägt Autofahrer
Die Polizei in Dessau-Roßlau musste vom Tod eines 41-jährigen Autofahrers berichten. Der Mann fuhr am Montagmorgen zwischen Nudersdorf und Straach, als er mit seinem Auto unter einen sturmbedingt umstürzenden Baum geriet.
Er wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und von Rettungskräften aus dem Wrack befreit, starb aber trotz aller Bemühungen noch vor Ort.
Hubschrauber rettet Insassen aus Autos
Mit einem Hubschrauber mussten direkt an der Nordseeküste bei Jade in Niedersachsen vier Menschen gerettet werden, die in ihren Autos in einem Überflutungsgebiet eingeschlossen wurden.
Die Rettungskräfte setzten nach Angaben der Polizei bei dem Einsatz vom Montagmittag die Winde des Helikopters ein, um die vier Betroffenen im Alter zwischen 28 und 55 Jahren auf den nahen Deich abzusetzen.
Wie die Beamten weiter mitteilten, handelte es sich dabei um zwei Paare, die trotz der Warnbeschilderung in den sturmflutgefährdeten tieferliegenden Bereich gefahren waren. Bei einsetzender Flut wurde ihnen der Rückweg abgeschnitten. Ein Paar war demnach ein ortsunkundiges Urlauberehepaar. Beide Autos wurden überflutet.
Der erste Herbststurm des Jahres erreichte nach Informationen des Deutschen Wetterdiensts in der Spitze auch orkanartige Böen von etwa hundert Stundenkilometern.
Das Tief zog über den Norden und Osten Deutschlands. Parks und Zoos blieben vorsichtshalber geschlossen. Bis Montagabend sollte der Wind aber wieder abflauen. Allerdings nur kurz, bereits am Mittwoch kündigte sich der nächste Sturm für Deutschland an. Die Ausläufer des Atlantik-Tornados wirken hierzulande über das verlängerte Wochenende ein. (sap/hau/AFP/dpa)
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