60 Jahre nach ihrer Gründung befindet sich die Bundeswehr in einer Phase der Neuausrichtung: Mit weniger Mitteln und Personal soll sie mehr und schwierigere Aufgaben erfüllen.
Die Bedeutung der Bundeswehr ist trotz der Schrumpfkur der letzten Jahre nach wie vor groß - und sie könnte auch noch wachsen, sagen Experten.
Die Bundeswehr hat seit ihrer Gründung am 12. November 1955 einige Phasen durchlebt, doch so wenige Soldaten wie jetzt hatte sie zuletzt Ende der 50er Jahre: knapp 177.000 sind es aktuell, zu Spitzenzeiten waren es rund 500.000.
Die Verschlankung war wohl nötig, aber aktuell stehe die Bundeswehr vor der Herausforderung mit weniger Personal - und teilweise veralteter Ausrüstung - immer komplexere Aufgaben zu erfüllen. Und zwar militärische und zivile im In- und Ausland.
"Von Krisen umzingelt"
So sieht etwa die Sicherheitsexpertin Jana Puglierin von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) Bundeswehreinsätze auch weit außerhalb Deutschlands als unabdingbar an.
Wenn man sich die Länder um Europa ansehe, "dann ist es nicht mehr so, dass wir von Freunden umzingelt sind, sondern dass wir mittlerweile von Krisen umzingelt sind, auf die man reagieren können muss", sagte Puglierin in einem Interview mit dem "Deutschlandradio". Ein Beispiel sei die Ukraine-Krise, bei der das Land die Nato zu Hilfe rief.
Seit dem Ende des Kalten Krieges hat Deutschland an vielen Missionen mit teilweise sehr unterschiedlichem Ausgang teilgenommen.
So war die Bundeswehr unter anderem bei Nato- und UN-Einsätzen im Kosovo, in Somalia und in Afghanistan mit zeitweise einigen tausend Soldaten aktiv.
Derzeit sind insgesamt rund 3.000 Bundeswehrangehörige bei Auslandseinsätzen unterwegs, meist im Rahmen von Beobachtungs- oder Ausbildungsmissionen.
Rückkehr zur Abschreckungspolitik?
Doch auch Christian Mölling vom German Marshall Fund glaubt, dass die zahlreichen Krisenherde auf der Welt Deutschland zu einem aktiveren Handeln bringen werden.
"Die Welt hat sich so verändert, dass das Krisenmanagement wieder mehr militärische Aktivitäten und Aufgaben beinhalten wird", sagt der Sicherheitsexperte. Das werde auch für die Bundeswehr gelten.
"Wir stellen derzeit eine Rückkehr der Abschreckungsthematik fest", sagt Mölling.
Das bedeute, dass das Militär wieder verstärkt zu einem Instrument der Verhinderung militärischer Auseinandersetzungen werde.
Dies geschehe, indem die jeweils andere Partei in einem Konflikt davon überzeugt werde, "dass es für ein bestimmtes politisches Problem keine militärische Lösung geben wird, sondern dass man an den Verhandlungstisch zurückkehren muss".
Amtshilfe in der Flüchtlingskrise
Krisen im Ausland sind das eine, die Bundeswehr leistet aber auch im Inland immer wieder sogenannte Amtshilfe bei Naturkatastrophen oder anderen schweren Unglücken.
Beim Hochwasser im Sommer 2013 waren zeitweilig bis zu 19.000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz, etwa um Dämme abzudichten und Gebäude zu evakuieren.
Um in solchen Fällen zu helfen, gibt es seit einigen Jahren auch eine rund 3.000 Reservisten umfassende Truppe, die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr).
In der aktuellen Flüchtlingskrise unterstützt die Bundeswehr die vielfach überlasteten Hilfsorganisationen - und zwar mit rund 6.000 Männern und Frauen.
Sie dichten Zelte ab, legen Stromleitungen und Kanäle und helfen bei der Registrierung der Flüchtlinge.
"Vor allem bei der Errichtung von Infrastruktur kann die Bundeswehr helfen, weil das eine wesentliche Aufgabe von Militär ist", sagt Mölling.
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