Kremlkritiker Alexej Nawalny geht es besser: Der russische Oppositionelle ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der 44-Jährige befand sich nach einer Vergiftung mehrere Wochen in einem künstlichen Koma, wurde beatmet.
Einen Monat nach seiner Einlieferung in die Berliner Charité ist der russische Oppositionspolitiker
Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen habe sich bis zu seiner Entlassung am Dienstag "soweit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte", teilte das Universitätskrankenhaus am Mittwoch mit.
Alexej Nawalny: Ärzte gehen von vollständiger Genesung aus
Die behandelnden Ärzte halten demnach eine vollständige Genesung "aufgrund des bisherigen Verlaufs und des aktuellen Zustandes" von Nawalny für möglich. Jedoch könnten eventuelle Langzeitfolgen erst im weiteren Verlauf beurteilt werden, erklärte die Charité weiter.
Insgesamt wurde Nawalny 32 Tage in der Klinik behandelt, davon 24 Tage auf einer Intensivstation. Nawalny war am 22. August in die Charité eingeliefert worden, nachdem er zwei Tage zuvor während eines Flugs in Russland zusammengebrochen war.
Zum aktuellen Aufenthaltsort Nawalnys machte die Charité keine Angaben. "Die öffentliche Mitteilung zum Gesundheitszustand von Herrn Nawalny erfolgt im Einvernehmen mit ihm und seiner Ehefrau", hieß es nur.
Nawalny konnte teilweise nicht mehr sprechen
Der 44-Jährige hatte seinen Weg der Genesung zuletzt mit mehreren Instagram-Fotos dokumentiert. Er dankte bereits in einer am Samstag veröffentlichten Nachricht den "brillanten Ärzten" der Klinik.
Noch vor kurzem aber habe er nicht einmal Menschen erkannt und nicht begriffen, wie das Reden geht. "Das hat mich zur Verzweiflung getrieben, weil ich ja im Grunde schon verstanden habe, was der Doktor will, aber ich wusste nicht, woher ich die Worte nehmen soll."
Auf den Fotos wirkt Nawalny abgemagert und vom Kampf um sein Leben gezeichnet.
Nawalny wies auch darauf hin, dass es noch viele Probleme zu lösen gebe. Das Telefon fühle sich in der Hand an wie ein Stein. "Und sich selbst Wasser einschenken ist eine richtige Attraktion."
Der Kremlkritiker war am 20. August auf einem Flug von der sibirischen Stadt Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Nach einer Zwischenlandung wegen des Notfalls wurde er in Omsk im Krankenhaus behandelt.
Am 22. August war Nawalny auf Drängen seiner Familie nach Deutschland ausgeflogen worden. Wochenlang lag er in einem künstlichen Koma. Nach Angaben der deutschen Regierung wurde Nawalny "zweifelsfrei" mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Russland weist bisher alle Vorwürfe zurück, dass auf Nawalny ein Anschlag mit dem Gift verübt worden sein soll.
Deutschland nennt Zustand Nawalnys "sehr ermutigend", Emmanuel Macron fordert Aufklärung
Die Bundesregierung hat sich "sehr erleichtert" über die Verbesserung von Nawalnys Gesundheitszustand geäußert, die seine Entlassung aus dem Berliner Krankenhaus Charité ermöglicht hat.
"Das ist sehr ermutigend, wir wünschen ihm weiterhin eine vollständige Genesung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Zum Aufenthaltsort Nawalnys oder seine weiteren Pläne wollte Seibert sich nicht äußern. "Dafür bin ich nicht zuständig."
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen von Russland indes erneut Aufklärung im Fall Nawalny gefordert. Alles müsse ans Licht gebracht werden, sagte Macron am Dienstag bei einer vorab aufgenommenen Video-Botschaft, die auf Bildschirmen in den Sitzungssaal der UN-Vollversammlung übertragen wurde.
"Dieser Klärungsprozess muss schnell und ohne Mängel passieren." Macron warnte, die "roten Linien" Frankreichs dürften nicht überschritten werden. Sowohl Frankreich als auch Russland sind ständige Mitglieder und damit Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat. (AFP/dpa/ank)
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