- Kürzlich hat Annalena Baerbock ihr Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" veröffentlicht.
- Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber wirft der Grünen-Kanzlerkandidatin nun vor, abgeschrieben zu haben.
- Die Grünen weisen diesen Vorwurf bestimmt zurück.
Am 21. Juni dieses Jahres hat Annalena Baerbock, ihr Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" veröffentlicht. Auf 240 Seiten erzählt die Kanzlerkandidatin der Grünen aus ihrem Leben, präsentiert aber auch ihre politischen Ansichten. Unterstützt bei der Arbeit hat sie der Autor Michael Ebmeyer, der auch schon an einem Buch von SPD-Außenminister
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Nun kritisiert der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber auf seinem Blog "plagiatsgutachten" das Werk scharf. Er wirft Baerbock vor, abgeschrieben zu haben.
Bei einem ersten Check habe er fünf Stellen, danach weitere sechs gefunden, an denen sich Baerbock bei anderen Quellen bedient haben soll. "Und wenn man es genau nimmt, handelt es sich auch um mehrere Urheberrechtsverletzungen."
Der Medienwissenschaftler, der sich bereits seit Mai auch mit Ungenauigkeiten im Lebenslauf Baerbocks befasst hat, zählt in seinem Beitrag mehrere Textpassagen auf, zu denen sich Parallelen in anderen Veröffentlichungen finden. Als Beispiele führt Weber unter anderem Beiträge des US-Politikwissenschaftlers Michael T. Klare, der Bundeszentrale für politische Bildung und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" an.
Auf seinem Blog schreibt er: "Vollkommen klar: Ein Sachbuch einer Politikerin im Ullstein-Verlag ist keine Dissertation." Zudem würden auch keine Quellen angegeben. "Beides ist aber noch lange keine Legitimation für schwerwiegende Textplagiate. Textplagiate sind ethisch nicht korrekt und wurden auch bereits in Sachbüchern zu Recht bemängelt."
Auch von der politischen Konkurrenz kam harte Kritik. "Vorsätzlich getäuscht, schlampig gearbeitet und bei der eigenen Leistung schon wieder hochgestapelt - das hat bei Annalena Baerbock scheinbar System und erschüttert einmal mehr ihre Glaubwürdigkeit", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume "Focus online". Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, sagte dem Portal: "Erst den Lebenslauf mit wenig eigener Leistung und viel heißer Luft produzieren, jetzt beim Buch abschreiben. So kann man kein Land führen."
Grüne weisen Vorwürfe zurück: "Allgemeiner Fakt und kein Plagiat"
Ein Grünen-Sprecher wies die Vorwürfe zurück und sagte dazu am Dienstag: "Das ist der Versuch von Rufmord." Baerbock habe den auf Medienrecht spezialisierten Rechtsanwalt Christian Schertz eingeschaltet.
In einer Erklärung der Grünen heißt es: "Welche Staaten im Rahmen der EU-Osterweiterung aufgenommen wurden, wie sich die Mitgliedszahl dadurch vergrößert hat oder was die größten Holzbauprojekte sind, ist ein allgemeiner Fakt und kein Plagiat."
Gleiches gelte für die Forderung nach einem Wohlstandsindikator. Das sei eine Grünen-Position, die Baerbock schon an anderer Stelle erhoben habe, erklärte die Partei. "Dass sie auch auf Wikipedia gefunden wird, macht aus der Forderung mit Sicherheit kein Plagiat."
Anwalt Schertz erklärte in einer von der Grünen-Pressestelle verschickten Stellungnahme: "Ich kann nicht im Ansatz eine Urheberrechtsverletzung erkennen, da es sich bei den wenigen in Bezug genommenen Passagen um nichts anderes handelt, als um die Wiedergabe allgemein bekannter Fakten sowie politischer Ansichten."
Auch die Hamburger Grünen-Politikerin Katharina Fegebank reagierte empört: "Jetzt drehen Sie völlig am Rad, Markus Blume! Immer schön mit Dreck schmeißen, irgendwas bleibt hängen. Diese Schmutzkampagne ist so unwürdig und zeigt, dass hier der moralische Kompass mächtig verrutscht ist", twitterte sie. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: "Wir führen gern harten Wahlkampf (...). Aber hört auf mit diesem Schmutz. Demokratischer Wettbewerb hat auch mit Anstand zu tun."
Verlag verweist auf sorgfältiges Lektorat
Auch der Ullstein-Verlag, bei dem das Buch erschienen ist, verwahrte sich gegen die Vorwürfe. "Das Manuskript von Annalena Baerbocks Buch ist im Verlag sorgfältig lektoriert worden", so der Verlag. "Wir können keine Urheberrechtsverletzung erkennen."
"Das sind Vorwürfe, die müssen geklärt werden", sagte dagegen FDP-Generalsekretär Volker Wissing laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bei einer Pressekonferenz. Er könne nur "an alle appellieren, Transparenz herzustellen. Der Ball liegt im Feld von Frau Baerbock." (awa/ash/dpa/AFP)
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