Der armenische Botschafter in Deutschland, Viktor Yengibayran, befürchtet nach der Eroberung von Bergkarabach durch Aserbaidschan auch einen Angriff des Nachbarlandes auf Armenien selbst.
"Wir hören aus Baku sehr viel Aggressivität, Bedrohungen und Hassrede, nicht nur gegen Bergkarabach sondern auch gegen die Republik Armenien", sagte Yengibayran dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Diesbezügliche Warnungen kamen zuvor auch aus dem Auswärtigen Amt in Berlin.
"Es gibt bei uns Befürchtungen, dass Aserbaidschan letztendlich zu weit geht und auch einen Angriff auf Armenien veranlasst", sagte Yengibayran. Er betonte, Armenien sei nach wie vor daran interessiert, mit Aserbaidschan eine regionale Kommunikation zu eröffnen, die es bislang nicht gebe. Als Voraussetzung nannte der Botschafter aber die Anerkennung international gültiger Prinzipien wie internationales Recht, Souveränität und Gegenseitigkeit.
Das Vorgehen Aserbaidschans im bislang vorwiegend von ethnischen Armeniern bewohnten Bergkarabach bezeichnete Yengibayran als "Kriegsverbrechen" und rief deswegen zu einer Einflussnahme der internationalen Gemeinschaft auf. "Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft ganz konkrete Schritte unternimmt und aktiv wird, sonst wird sich die Aggressivität Aserbaidschans steigern", warnte der Botschafter.
Hoffnungen setzte er auf ein Spitzentreffen auf europäischer Ebene am 5. Oktober im spanischen Granada unter Teilnahme von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte zuvor auf Beratungen über Sanktionen gegen Aserbaidschan in der EU hingewiesen. Für Deutschland sei dabei wichtig, dass Aserbaidschan "seiner Verantwortung für die noch in Bergkarabach verbliebene Zivilbevölkerung nachkommt und diese umfassend schützt" und "dass die Souveränität und territoriale Integrität Armeniens gewahrt bleibt", sagte er. Bislang scheiterten EU-Sanktionen gegen Aserbaidschan allerdings vor allem am Widerstand Ungarns.
Am 19. September hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in der umstrittenen Region gestartet. Die meisten in Bergkarabach lebenden Armenierinnen und Armenier sind inzwischen von dort nach Armenien geflohen. © AFP
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