Das Ende des Atom-Deals scheint besiegelt. Irans Präsident Hassan Ruhani kündigte an, am Wochenende mit neuer Uran-Anreicherung beginnen. Damit verstößt nach dem Ausstieg der USA auch Teheran offen gegen den "Joint Comprehensive Plan of Action" zurück. Gibt es einen diplomatischen Ausweg?

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Der Iran will nach Angaben von Präsident Hassan Ruhani ab dem Wochenende "unbegrenzt" Uran anreichern - und damit die zweite Phase des Teilausstiegs aus dem Atomabkommen einleiten. "Am 7. Juli wird unsere Obergrenze für die Urananreicherung nicht mehr 3,67 Prozent betragen und wir werden diesbezüglich unsere Verpflichtungen nicht mehr erfüllen", sagte Ruhani bei einer Kabinettssitzung am Mittwoch. Je nach Bedarf werde der Iran den Anreicherungsgrad erhöhen - es sei denn, die Vertragspartner setzten bis dahin das Atomabkommen vertragsgerecht um, sagte Ruhani im staatlichen Fernsehsender IRIB.

US-Präsident Donald Trump reagierte auf Twitter und schrieb: "Sei vorsichtig mit den Drohungen, Iran." Die Drohungen könnten sich dramatisch rächen. Ruhani forderte, statt den Iran zu kritisieren, sollten die USA und die verbliebenen Vertragspartner das Atomabkommen einfach korrekt umsetzen. "Wir waren und sind dem Atomdeal hundertprozentig verpflichtet", erklärte er. "Aber das beruht auf Gegenseitigkeit." Er verlange "eine Rückkehr zur Logik, zu Gesetzen, zu anerkannten Abkommen und zu UN-Resolutionen".

Das Atomabkommen von 2015 soll dazu dienen, den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern. US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen im Mai vergangenen Jahres einseitig aufgekündigt. Die verbliebenen Unterzeichnerstaaten - die UN-Vetomächte China, Frankreich, Großbritannien, Russland sowie Deutschland - halten daran fest.

Ende des Deals droht

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom Montag hatte der Iran in einer ersten Phase des Teilausstiegs erstmals die im Abkommen vereinbarte Mengenbegrenzung seiner niedrigangereicherten Uranvorräte von 300 Kilogramm nicht mehr eingehalten. Eine zusätzlich unbegrenzte Urananreicherung würde nach Einschätzung von Beobachtern das Ende des Abkommens bedeuten.

Dass er in der Lage wäre, in kurzer Zeit Uran bis über 20 Prozent anzureichern, hat der Iran mehrfach behauptet. Zugleich betonte die Islamische Republik stets, die Herstellung und Nutzung von Massenvernichtungswaffen sei nicht im Einklang mit den islamischen Vorschriften und sei daher auch nicht geplant. Für Waffen wird in der Regel eine Anreicherung auf mehr als 90 Prozent als nötig angegeben. Auf 20 Prozent angereichertes Uran wird unter anderem für medizinische Zwecke verwendet. Allerdings ist mit einer Anreicherung auf 20 Prozent ein großer Schritt hin zur Waffenfähigkeit getan.

Hoffen auf neue diplomatische Lösung

Am Freitag hatte ein Treffen hochrangiger Diplomaten in Wien Hoffnungen auf eine Rettung des Atomabkommens geschürt. Bei den Gesprächen ging es zentral darum, ob die verbliebenen Partner den Weg für bessere Wirtschaftsbeziehungen ebnen. Eine von Deutschland, Großbritannien und Frankreich im Januar gegründete Gesellschaft namens Instex sollte den Zahlungsverkehr bei Iran-Geschäften abwickeln. Bei erfolgreichen Gesprächen hätte der Iran die bis Sonntag gesetzte Frist zumindest verschieben können.

"Bis jetzt hat Istex uns nichts gebracht, aber falls es trotzdem helfen sollte, dann könnte man diese Initiative weiterhin in Betracht ziehen", erklärte Ruhani nun. Zugleich kündigte er die Vollendung des Umbaus des zentraliranischen Schwerwasserreaktors Arak an. Der Atomdeal sah eine dauerhafte Umwandlung in einen Leichtwasserreaktor vor, unter anderem mit chinesischer Hilfe. Die Vertragspartner hätten sich jedoch nicht an die Abmachungen gehalten, erklärte Ruhani. (mc/dpa)

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