- Christian Schmidt, Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, hat bei einer Pressekonferenz die Fassung verloren.
- "Das ist Quatsch, großer Quatsch", rief der frühere deutsche Landwirtschaftsminister und CSU-Politiker.
- Hintergrund sind Diskussionen um das Wahlgesetz in Bosnien.
In bosnischen Medien – und inzwischen auch in den sozialen Netzwerken – sorgt ein Auftritt des deutschen Politikers Christian Schmidt für Aufsehen. Der frühere Bundeslandwirtschaftsminister ist inzwischen Hoher Repräsentant in Bosnien-Herzegowina und ist bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in der Stadt Gorazde regelrecht ausgeflippt.
Schmidt wurde von einer Journalistin gefragt, ob er zu Änderungen an einem geplanten Wahlgesetz für Bosnien-Herzegowina bereit sei. Daraufhin rief er: "Das ist Quatsch, großer Quatsch." Und weiter polterte der CSU-Politiker: "Ich habe diese Situation satt. Jeder gibt jedem die Schuld. Freunde, so kommt man nicht nach Europa!" Die Szene wurde unter anderem vom bosnischen Fernsehsender TV N1 Sarajevo auf Twitter geteilt.
Christian Schmidt: Ausländischer Politiker mit weitreichender Macht
Die Hintergründe sind kompliziert: 1995 wurde der schwere bosnische Bürgerkrieg durch das Dayton-Abkommen beendet. Es sieht eine Machtteilung zwischen den drei großen ethnischen Gruppen in Bosnien-Herzegowina vor: Bosniaken, Kroaten und Serben. Über die Einhaltung des Abkommens wacht der "Hohe Repräsentant", der zu diesem Zweck mit weitreichender Macht ausgestattet ist. Seit August 2021 bekleidet dieses Amt der deutsche Politiker Schmidt.
Anfang Oktober findet in Bosnien-Herzegowina die nächste Parlamentswahl statt. Schmidt wollte zuvor per Dekret eine umstrittene Wahlrechtsreform durchboxen, die nach Einschätzung von Kritikern einseitig zugunsten der Kroaten in Bosnien ausgefallen wäre. Erst nach heftigem Gegenwind gab er den Plan auf.
Schmidts Posten steht auch ganz grundsätzlich in der Kritik, weil vielen Menschen in Bosnien-Herzegowina nicht klar ist, warum ein ausländischer Politiker so stark in ihren Staat eingreifen kann. Auf Fragen zum Wahlgesetz reagiert der Deutsche seitdem offenbar zunehmend gereizt. In wenig diplomatischem Ton polterte er auf der Pressekonferenz: "Stellen Sie Ihre Fragen – aber bitte akzeptieren Sie, wie ich entscheide und wie ich mit den Leuten umgehe." (fab/dpa)
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