• Der Giftanschlag auf den den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny sorgt auch Monate nach der Tat noch für Schlagzeilen.
  • Überraschend ist nun in Omsk der Arzt gestorben, der Nawalny nach dessen Zusammenbruch zuerst behandelt hatte.

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Ein russischer Arzt, der den Kremlkritiker Alexey Nawalny direkt nach dem Giftanschlag im vergangenen August behandelte, ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Der stellvertretende Chefarzt für Anästhesiologie und Reanimation, Sergej Maksimischin, sei "plötzlich verstorben", teilte die Klinik in der sibirischen Stadt Omsk mit. Maksimischin arbeitete demnach 28 Jahre lang in dem Krankenhaus.

Nawalnys im Ausland lebender Mitarbeiter Leonid Wolkow sagte dem US-Nachrichtensender CNN, dass der Mediziner zwei Tage lang für die Behandlung des Oppositionellen verantwortlich gewesen war, bis dieser nach Deutschland ausgeflogen wurde. "Er wusste mehr als irgendjemand sonst über Alexejs Zustand", erklärte Wolkow.

Öffentlich habe sich Maksimischin allerdings nie zu Nawalny geäußert, schreibt der Journalist Ilja Schepelin vom unabhängigen russischen TV-Kanal Doschd auf Facebook. Der Mediziner sei am Mittwoch mit sehr hohem Blutdruck "über 250" ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Ärzte hätten es zwar geschafft den Blutdruck zu senken, das Herz habe dennoch versagt. Die offizielle Todesursache Maksimischins wird Schepelin zufolge mit Herzinfarkt angegeben.

Der Journalist berichtet zudem von einer weiteren Auffälligkeit: Drei leitende Angestellte des Omsker Krankenhauses hätten die Klinik innerhalb von vier Monaten nach der Behandlung Nawalnys verlassen.

Chefarzt wird befördert - trotz Kritik

Anders Chefarzt Alexander Murachowski. Im November wurde er zum Gesundheitsminister der Region befördert. Murachowski hatte Nawalny damals lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt, Hinweise auf eine Vergiftung hatte es nach seinen Angaben nicht gegeben.

Nawalny warf ihm eine "Fälschung" der Diagnose vor. So hatte etwa ein anderer behandelnder Arzt in Omsk gleich zu Anfang auch eine Vergiftung Nawalnys in Erwägung gezogen. Tatsächlich wurde der 44-Jährige nach Untersuchungen mehrerer Labore zufolge mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet. Russland behauptet hingegen, man habe bei Nawalny keine Vergiftung nachweisen können und leite deshalb keine Ermittlungen ein.

Der russische Oppositionsführer war am 20. August während eines Flugs zusammengebrochen. Nach einer Zwischenlandung kam Nawalny in das Omsker Krankenhaus. Am 22. August wurde Nawalny nach Berlin ausgeflogen und wochenlang in der Charité behandelt.

Nawalny selbst wurde nach seiner Rückkehr in Moskau inhaftiert und Anfang der Woche zu mehreren Jahren Straflager verurteilt, weil er gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren wegen Betrugs und Veruntreuung von Geldern verstoßen haben soll, während er sich in Deutschland aufhielt. (dpa/mf)

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