Ein Bündnis aus Kinder-, Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen hat am Mittwoch anlässlich des Weltkindertags die Umsetzung der im Koalitionsvertrag versprochenen Verbesserungen beim Familiennachzug gefordert. "Geflüchtete Kinder und ihre Familien warten nun seit knapp zwei Jahren darauf, dass die aktuelle Bundesregierung ihrem Recht auf Familie und ihren damit verbundenen Kinderrechten endlich Priorität einräumt", erklärten die 33 Organisationen. "Getan hat sich seitdem nichts", so die Kritik.

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Tausende nach Deutschland geflüchtete Kinder lebten getrennt von einem oder beiden Elternteilen oder von ihren Geschwistern. "Dabei haben sie ein Recht auf Familiennachzug, aber gesetzliche und bürokratische Hürden verhindern immer noch die Umsetzung", kritisierten die unterzeichnenden Organisationen, darunter Pro Asyl, Terre des Hommes, Brot für die Welt, Diakonie Deutschland, der Paritätische Gesamtverband, Caritas Deutschland, AWO Bundesverband, Amnesty International und das Netzwerk deutscher Menschenrechtsorganisationen "Forum Menschenrechte".

Das Bündnis verwies auf die Einschränkungen des Familiennachzugs von subsidiär Schutzberechtigen, also etwa von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen, auf die fehlende Möglichkeit zum Nachholen von Geschwisterkindern sowie auf jahrelang andauernde Familiennachzugsverfahren.

"Die Missstände beim Familiennachzug verstoßen gegen menschenrechtliche Verpflichtungen und müssen dringen behoben werden", so die Forderung. "Die Bundesregierung muss dem Grundrecht von geflüchteten Kindern auf Familienleben endlich Priorität einräumen."

Die jahrelangen Visaverfahren seien eine "absolute Integrationsbremse", sagte die rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl, Wiebke Judith. Die Missstände zeigten sich auf dramatische Weise besonders bei in Deutschland anerkannten Afghaninnen und Afghanen. Deren Familienmitglieder seien gezwungen, außerhalb Afghanistans bei deutschen Botschaften ein Visum zum Familiennachzug zu beantragen. "Bei der deutschen Botschaft in Pakistan beträgt die derzeitige Wartezeit auf einen solchen Termin aber über zwei Jahre."  © AFP

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