- Die Bundesregierung befürchtet Proteste vor Impfzentren und Firmensitzen von Impfstoff-Produzenten.
- Auch Gewalt könne dabei nicht ausgeschlossen werden.
- Organisation möglicherweise über Telegram-Gruppen.
Die Bundesregierung stellt sich auf mögliche Angriffe auf Impfzentren, Impfstofftransporte oder auch Hersteller von Corona-Impfstoffen ein. Zwar gebe es bisher keine konkreten Hinweise darauf, aber es bestehe wegen "der großen medialen Präsenz sowie der hohen Dynamik und Emotionalität" des Themas eine "abstrakte Gefährdung" der genannten Einrichtungen, heißt es in einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet.
"In diesem Zusammenhang sind insbesondere Proteste von Impfgegnern, Corona-Skeptikern und Verschwörungstheoretikern auch an Standorten der Produktionsfirmen, der Impfzentren und der Impfstoff-Lagerstätten einzukalkulieren", heißt es in dem Schreiben des Ministeriums. Personen könnten versuchen, in die Einrichtungen einzudringen, um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen. "Dies könnte eskalierend mit Sachbeschädigungen in den Gebäuden einhergehen. In Einzelfällen könnte es bei Aufeinandertreffen mit dem beschäftigten Personal oder den Impfempfängern zu auch strafrechtlich relevanten physischen Übergriffen kommen."
Beim Kommunikationsdienst Telegram sei bereits in verschiedenen unter dem Namen "D-Day 2.0" laufenden Gruppen erwogen worden, sich vor Impfzentren zu versammeln. Informationen über tatsächliche Versammlungen gebe es aber noch nicht. Die Nutzer und Organisatoren von "D-Day 2.0" ordnet das Innenministerium dem "verschwörungsideologischen Spektrum" zu. Es verweist zudem darauf, dass
Die Bundesregierung stuft zudem die Gefahr von Cyberangriffen auf die Impf-Einrichtungen als hoch ein. "Bis die Corona-Pandemie nicht global eingedämmt worden ist, bleiben sie ein attraktives Ziel für Angriffe, denen sowohl wirtschaftliche als auch staatliche Interessen zugrunde liegen können", heißt es in den 18-seitigen Antworten des Ministeriums. Darin wird darauf verwiesen, dass es bereits solche Angriffe auf die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und das Biotech-Unternehmen Miltenyi Biotec im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach gegeben habe.
Forschungseinrichtungen für Impfstoffe oder Produktionsstätten seien zudem potenzielle Ziele für Spionage und Sabotage durch fremde Nachrichtendienste. "Es sind mehrere mutmaßliche Ausforschungsversuche bezüglich deutscher Impfstoffhersteller bekannt geworden." Aufgrund der Bedeutung dieser Einrichtungen bestehe zudem grundsätzlich die Gefahr von Sabotage-Akten durch Nachrichtendienste über das Internet. Bisher gebe es aber keine Anzeichen für gezielte Angriffe dieser Art von staatlicher Seite.
Das Innenministerium weist außerdem darauf hin, dass Impfzentren und Lagerstätten, aber auch Transporte potenzielle Ziele für islamistischen Terror darstellten. Die Impfzentren seien Orte mit großen Menschenansammlungen, denen islamistisch motivierte Attentäter eine besonders hohe Bedeutung zumessen würden. (br/dpa)
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