Chinas Infrastrukturoffensive Neue Seidenstraße hat den mehr als 130 teilnehmenden Ländern neben milliardenschweren Investitionsprojekten auch einen großen Schuldenberg gebracht. In den zehn Jahren seit Start der Initiative habe diese zu Bauverträgen im Umfang von umgerechnet 1,9 Billionen Euro geführt, teilte die Regierung in Peking am Dienstag mit. Die teilnehmenden Länder schulden der chinesischen Exportbank Eximbank demnach mehr als 280 Milliarden Euro.
Die veröffentlichten Unterlagen präzisieren nicht im Detail, welches Land wie viele Schulden hat. Auch Angaben zu Zinskosten fehlen. Ohnehin sei die genannte Zahl "weit unterschätzt", sagte Niva Yau, Forscherin am Global China Hub, der zur Denkfabrik Atlantic Council gehört, der Nachrichtenagentur AFP. "Weitere akademische Forschungsarbeiten haben sich mit diesen versteckten Schulden befasst, die sich auf 800 Milliarden Dollar belaufen könnten."
Insgesamt sei die Intransparenz jedoch ein zentrales Problem, sagte Yau weiter. "Wir haben einfach keine Informationen über diese Projekte und darüber, wie sich diese Zahlen zusammensetzen."
Die Neue Seidenstraße geht auf Chinas Präsidenten Xi Jinping zurück und hat zum Bau von Häfen, Eisenbahnlinien, Flughäfen und Industrieparks in Asien, Europa, Afrika und darüber hinaus geführt. Diese Projekte sollen China einen besseren Zugang zu den Märkten anderer Länder gewähren. International wird die Initiative teils scharf kritisiert, weil sie ärmere Länder in die Verschuldung und Abhängigkeit von China treibe.
Die chinesische Regierung zeigte sich am Dienstag zufrieden mit der bisherigen Bilanz der Initiative und erklärte, sie habe "den teilnehmenden Ländern echte Vorteile gebracht". Im Oktober veranstaltet Peking das dritte Internationale Kooperationsforum zur Neuen Seidenstraße. Russlands Präsident Wladimir Putin soll daran teilnehmen. © AFP
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