Donald Trump hatte Anthony Scaramucci Ende Juli zu seinem neuen Kommunikationsdirektor im Weißen Haus ernannt und nur zehn Tage später wieder entlassen. Über die Gründe und Hintergründe wurde viel berichtet, nun aber will Scaramucci selbst seine Sicht der Dinge schildern.

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Anthony Scaramucci war von Donald Trump am 21. Juli ins Weiße Haus befördert worden, um den etwas biederen und bisweilen tölpelhaft wirkenden Medienchef Sean Spicer abzulösen.

Doch wo Spicer für den Geschmack des US-Präsidenten zu passiv agierte, ging Scaramucci mit atemberaubend unflätigen Äußerungen in die Offensive - innerhalb der eigenen republikanischen Reihen.

Scaramucci schießt übers Ziel hinaus

Seine Beschimpfungen gegen Stabschef Reince Priebus und die Attacken auf Trumps radikalen Chefstrategen Steve Bannon konterkarierten das Ziel einer positiveren Außendarstellung des Weißen Hauses.

Zu viel Trash-Talk, selbst für Donald Trump: Scaramucci musste auf Anweisung des neuen Stabschefs John Kelly sein Büro im Westflügel des Weißen Hauses räumen, kaum dass er dort über die Türschwelle getreten war.

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Anthony Scaramucci: Die irren Sprüche des ehemaligen Kommunikationschefs

Nur zehn Tage im Amt. Anthony Scaramucci hat in der kurzen Zeit für einen Skandal gesorgt und musste jetzt die Koffer packen. Das sind die irren Sprüche des ehemaligen Kommunikationschefs.

Nun will Anthony Scaramucci angeblich auspacken und seine Version der jüngsten Ereignisse schildern.

Internes Dokument mit neuer Strategie

Wie CNN berichtet, möchte der 53-Jährige an diesem Freitag bei einem Online-Auftritt seine eigene Geschichte über das jüngste Chaos im Weißen Haus erzählen.

Was genau dabei herauskommen wird, ist bislang unklar. Scaramucci fühlt sich jedoch als Opfer von Intrigen durch Reince Priebus und Sean Spicer. Möglich also, dass Scaramucci zum Gegenangriff übergeht.

Nicht völlig undenkbar wäre auch Kritik an Donald Trump selbst, von dem sich Scaramucci enttäuscht fühlen dürfte.

Schließlich dokumentiert ein interner "Communication Plan", der CNN vorliegt, wie Scaramucci die Außendarstellung der Trump-Administration mit viel Elan modellieren und optimieren wollte.

Scaramucci hatte erkannt, dass die bisherige Medienarbeit des Weißen Hauses für eine positive Image-Pflege des US-Präsidenten und seiner Regierungsarbeit - wohlwollend formuliert - nicht immer förderlich gewesen war.

"Der Präsident kann sich dazu entschließen, sich mit der Presse anzulegen", mahnt Scaramucci in dem Papier, "aber die Kommunikationsabteilung kann das nicht."

Vergeben, aber nicht vergessen

Die mitunter belasteten Beziehungen zu Journalisten und Redaktionen sollten harmonisiert werden. Das Weiße Haus müsste dazu "alten Groll hinter sich lassen - aber niemals vergessen", heißt es in Scaramuccis Strategiepapier.

Eine ähnliche Empfehlung gibt es auch für den Umgang mit Abgeordneten und Parteikadern: "Die Leute wollen dem Präsidenten helfen, aber sie müssen sich wertgeschätzt fühlen."

Zudem forderte Scaramucci einen erhöhten Einsatz aller Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung. Keiner solle nach Hause gehen dürfen, ehe nicht "alle Anrufe, E-Mails und Textnachrichten beantwortet" wären.

Ohne Donald Trump beim Namen zu nennen, rief Scaramucci auch dazu auf, wegen Leaks und interner Streitigkeiten keine Drohungen mehr auszusprechen.

"Fehler, denen eine gute Absicht zugrunde liegt, werden akzeptiert", sollte die Botschaft an die Mitarbeiter lauten. Doch jeder, der gegen den Präsidenten agiere, werde gefeuert. "Wir werden die faulen Eier aussortieren."

Für die komplette PR-Strategie des Weißen Hauses gebe es nur einen einzigen Maßstab, betonte Scaramucci: "Hilft es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika?"

Zu wenig Positives, zu viel Negatives

Die Aufgabe der Kommunikationsabteilung sei es, im Kampf um Nachrichten und Informationen dem Präsidenten mehr Positives an die Hand zu geben.

"Das Verhältnis zwischen Positiv und Negativ ist aus dem Gleichgewicht", stellte Scaramucci fest. Dabei gebe es sehr wohl sehr viel Positives, was eben nur nicht an die Öffentlichkeit kommuniziert werde.

Es gehe darum, dem Präsidenten ein Image zu verleihen, das an Ronald Reagan erinnere: Das politisierte Image des "Fröhlichen Kriegers", der vor keiner Herausforderung zurückschreckt.

Und wann immer die Medien oder die Demokraten den Präsidenten angriffen, solle das Weiße Haus mit dem Hinweis auf die wirtschaftliche Lage parieren.

"Wahre Amerikaner interessieren sich nicht für Palast-Intrigen", heißt es in Scaramuccis geheimer Anordnung. "Der Präsident führt und fördert die Wirtschaft und verbessert die Lebensbedingungen. Nur das interessiert die Menschen."

Scaramuccis skurrile Ideen

Scaramuccis Ideen-Katalog mutet mitunter bizarr an, wenn er eine "The President Donald Trump"-Show zur medialen Image-Politur produzieren lassen möchte, weil Trump schließlich "der größte TV-Star in der Geschichte" sei.

Regelrecht grotesk wird es aber, wenn die menschlichen Qualitäten Donald Trumps in der Öffentlichkeit damit "aufpoliert" werden sollen, indem man betont, dass Trump "der beste Golfer ist, der jemals als Präsident gedient" habe.

Losgelöst von derartiger Skurrilität hebt das Papier von Anthony Scaramucci allerdings auch Selbstverständlichkeiten einer professionellen Kommunikationsstrategie hervor, die den Vorwurf untermauern, dass eine solche Professionalität im Weißen Haus gegenwärtig eben alles andere als selbstverständlich ist.

Ob der geschasste PR-Profi zur nachträglichen Selbstverteidigung auf diese Unzulänglichkeiten hinweisen will, wenn er nun an die Öffentlichkeit geht, oder sogar einen Gegenangriff plant, wird sich am Freitag zeigen.

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