Sarah Sanders ist neben Donald Trump die Stimme des Weißen Hauses. Mit Journalisten lieferte sie sich teils denkwürdige Wortgefechte. Jetzt will sich die Mutter dreier Kinder mehr um ihre Familie kümmern - und Trump muss sich einen neuen Sprecher suchen.
Donald Trumps Sprecherin Sarah Sanders verlässt zum Monatsende überraschend das Weiße Haus. Das teilte der US-Präsident am Donnerstag auf Twitter mit. "Nach dreieinhalb Jahren wird unsere wunderbare Sarah Huckabee Sanders Ende des Monats das Weiße Haus verlassen und in den großartigen Staat Arkansas heimkehren", schrieb
Sarah Sanders: Job war "einmalige Gelegenheit"
Sanders (36) betonte, der Job als Sprecherin des Weißen Hauses sei eine "einmalige Gelegenheit" gewesen. "Sogar die schwierigen Tage sind besonders." Sie wolle nun aber mehr Zeit mit ihrer Familie und ihren vier, fünf und sieben Jahre alten Kindern verbringen.
Die Tochter des republikanischen Ex-Gouverneurs und Präsidentschaftsbewerbers Mike Huckabee war nach turbulenten Monaten auf Sean Spicer als Sprecherin des Weißen Hauses gefolgt. Sie gilt als umstritten. Die früher üblichen täglichen Briefings von Journalisten in der US-Hauptstadt gab es zuletzt kaum noch.
Der von Trump verachtete US-Sender CNN schrieb: "Sarah Sanders primäres Vermächtnis als Pressesprecherin des Weißen Hauses wird der Tod des täglichen Pressebriefings sein." Sanders' letzte kurze Pressekonferenz im Briefing-Raum des Weißen Hauses war am 11. März.
Sanders fiel durch ihre nach außen fast bedingungslose Loyalität zu Trump auf. "Es war die Ehre meines Lebens", sagte sie am Donnerstag. Auf Twitter schrieb Sanders, sie sei Trump ewig dankbar für die Aufgabe - und sie sei stolz auf alles, was Trump erreicht habe. "Ich liebe den Präsidenten und meinen Job." Ihre wichtigste Aufgabe sei aber, ihren Kindern eine Mutter zu sein.
Sanders war auch Teil des Mueller-Reports
Im Abschlussbericht von FBI-Sonderermittler Robert Mueller zur Russland-Affäre hieß es, Sanders habe bei Interviews mit Muellers Team eingeräumt, zwei Mal vor Journalisten die Unwahrheit gesagt zu haben. Sanders sagte dem Bericht zufolge, es habe sich in einem Fall um einen "Versprecher" und im anderen Fall um eine Aussage "in der Hitze des Gefechts" gehandelt. Angesichts dessen waren einzelne Rücktrittsforderungen gegen sie laut geworden.
Sanders war schon im Wahlkampf für Trump unterwegs. Im Weißen Haus begann sie nicht vor dreieinhalb Jahren, wie Trump schreibt, sondern mit Beginn von Trumps Amtszeit im Januar 2017. Im Juli 2017 war sie dann als Sprecherin des Weißen Hauses auf Spicer gefolgt, der das Handtuch geworfen hatte. Sanders war davor Spicers Vertreterin.
Trump lobte seine scheidende Mitarbeiterin: "Sie ist eine besondere Person mit außergewöhnlichen Talenten, die unglaubliche Arbeit geleistet hat." Er hoffe, sie werde einmal als Gouverneurin ihres Heimatstaates Arkansas kandidieren und in die Fußstapfen ihres Vaters steigen. Von Reportern darauf angesprochen, sagte Sanders: "Ich habe vor langer Zeit gelernt, nie etwas auszuschließen."
Seit dem Amtsantritt Trumps hat es im Apparat der US-Regierung viele Rauswürfe, Personalwechsel und Rücktritte gegeben. So hatte etwa im April Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen ihren Posten verlassen. Zum Jahresende waren außerdem Verteidigungsminister James Mattis und Trumps Stabschef John Kelly ausgeschieden. Im Bereich Kommunikation hatten auch unter anderem die Kommunikationschefs Hope Hicks und Anthony Scaramucci aufgegeben.
Ärger um Kellyanne Conway
Wirbel gab es am Donnerstag auch um Trumps Beraterin Kellyanne Conway - sie soll einer Empfehlung einer unabhängigen US-Regierungsstelle zufolge ihren Posten im Weißen Haus räumen. Conway habe mehrmals gegen den so genannten Hatch Act verstoßen - ein Gesetz, das es Regierungsmitarbeitern verbietet, Wahlkampf zu machen. Nur der Präsident und der Vizepräsident sind davon ausgenommen. Der Special Counsel, eine Art Schiedsstelle für Personalangelegenheiten in der US-Regierung, sandte einen entsprechenden Brief an Trump, wie mehrere US-Medien am Donnerstag übereinstimmend berichteten.
Das Weiße Haus reagierte in einem eigenen Brief und warf dem Special Counsel unsaubere Arbeit vor. Die Bestandsaufnahme enthalte rechtliche, faktische und prozessuale Fehler. Unter anderem würden die Regelungen des Hatch Actes überinterpretiert. Sie seien auf Präsidentenberater nicht in diesem Maße anwendbar.
Conway ist - wie Sanders - eine langgediente Weggefährtin Trumps. Die Inhaberin eines Umfrageunternehmens war in der heißen Phase des Wahlkampfes 2016 gemeinsam mit dem rechtskonservativen Ideologen Steve Bannon zum Team des damaligen Kandidaten der Republikaner gestoßen. Seit der Amtseinführung Trumps im Januar 2017 ist Conway offiziell als Beraterin im Weißen Haus tätig.
Anders als viele andere Trump-Mitarbeiter hat sie sich bisher im wesentlichen skandalfrei im Amt gehalten. Sie geriet lediglich am Anfang von Trumps Amtszeit in die Bredouille, als sie versuchte, Trumps Unwahrheiten "alternative Fakten" zu nennen, und damit ein Unwort prägte. Für Aufsehen sorgt allerdings immer wieder ihr Ehemann George Conway, der ein erbitterter Kritiker Trumps ist. Erst am Mittwoch hatte George Conway Trump auf Twitter für amtsunfähig erklärt und ihm bescheinigt, ein "pathologischer Narzisst" zu sein. (mgb/dpa)
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