Die EU-Kommission hat staatliche Beihilfen für den Bau und Betrieb eines neuen, fünften Atomreaktors am Standort Dukovany in Tschechien genehmigt. Das teilte die Behörde am Dienstag in Brüssel mit. Der Block mit einer Leistung von bis zu 1200 Megawatt soll nach den Prager Plänen im Jahr 2036 in den Probebetrieb und bis 2038 kommerziell ans Netz gehen. Tschechien plane einerseits einen Stromliefervertrag mit einem staatlichen Abnehmer, der stabile Einnahmen über einen Zeitraum von 40 Jahren sicherstelle, teilte die Kommission mit. Zum anderen werde ein staatlicher Kredit einen Großteil der Baukosten und etwaige Risiken abdecken.

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Tschechien habe eine Reihe von Zugeständnissen gemacht und sich unter anderem verpflichtet, mindestens 70 Prozent der Energieproduktion des neuen Reaktors auf offenen Strombörsen anzubieten, hieß es. Staatshilfe unterliegt in der EU strengen Regeln und muss teils von der EU-Kommission genehmigt werden. Damit soll verhindert werden, dass finanzstarke Länder wie Deutschland heimischen Unternehmen unlautere Vorteile gegenüber Konkurrenten aus kleineren Staaten gewähren.

In der Ausschreibung für den Atomausbau in Tschechien haben der französische Energiekonzern EDF und der südkoreanische Konkurrent KHNP unterdessen ihre verbindlichen Angebote abgegeben. Das teilte der teilstaatliche AKW-Betreiber CEZ am Dienstag in Prag mit. Nun folge die Beurteilung der eingereichten Unterlagen aus wirtschaftlicher und technischer Sicht. Der Zuschlag und die Vertragsunterzeichnung sollen demnach bis Ende März 2025 erfolgen. Die Angebote sehen neben der Errichtung eines fünften Blocks in Dukovany den Bau von bis zu drei weiteren Reaktoren vor, davon ein Teil am südböhmischen AKW-Standort Temelin.

Tschechische, deutsche und österreichische Atomkraftgegner kritisieren die Pläne. Das AKW Temelin mit derzeit zwei Druckwasserreaktoren vom Typ WWER 1000/320 liegt weniger als 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Niederösterreich entfernt. Von Dukovany, das über vier Altmeiler der sowjetischen Bauart WWER-440/213 verfügt, sind es nach Wien nur knapp 100 Kilometer.  © dpa

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