Der frühere Innenminister von Gambia in Westafrika, Ousman Sonko, steht seit Montag vor einem Schweizer Gericht.

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Ihn werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Sonko galt in seiner Heimat als "Folterkommandant" des autoritären Herrschers Yahya Jammeh. Er war erst im Militär, dann Polizeichef und von 2006 bis 2016 Innenminister, ehe er in die Schweiz flüchtete. Sein Mandant weise sämtliche Vorwürfe zurück, sagte sein Anwalt, Philippe Currat, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Anklage wirft Sonko unter anderem vor, "vorsätzlich getötet, gefoltert, vergewaltigt" zu haben, wie das Bundesstrafgericht in Bellinzona auf seiner Webseite zu dem Fall darlegt. Es geht unter anderem um den Fall eines Soldaten, der des Putsches verdächtigt wurde. Er sei von Sonko und Komplizen im Jahr 2000 getötet worden. Sonko soll dessen Witwe mehrfach vergewaltigt und gefoltert haben. Er soll auch Angehörige der Armee, Politiker und Journalisten und Oppositionelle gefoltert, teils vergewaltigt und getötet haben.

Sonko hatte sich Ende 2016, als sich das Ende von Jammehs Herrschaft abzeichnete, ins Ausland abgesetzt. Er wurde in einem Asylbewerberheim in der Schweiz erkannt und nach einer Anzeige von Trial International im Januar 2017 festgenommen. Die Organisation kämpft gegen Straflosigkeit für solche Täter und unterstützt Opfer, die am Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona teilnehmen. Der Prozess soll mindestens bis Ende Januar dauern.

Die Anklage erfolgt nach dem Weltrechtsprinzip. Verbrechen gegen die Menschlichkeit wiegen so schwer, dass sie in jedem Land der Welt vor Gericht gebracht werden können. Auch in Deutschland gab es bereits einen Prozess gegen einen ehemaligen gambischen Soldat wegen Beteiligung an Gräueltaten während Jammehs Herrschaft. Ein Gericht in Celle verurteilte ihn Ende November zu lebenslanger Haft.  © dpa

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