Thailands umstrittener Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Der 74-Jährige wurde am Sonntag von dem Polizeikrankenhaus in Bangkok, in dem er sich in den vergangenen sechs Monaten aufgehalten hatte, nach Hause gefahren. Dass Thaksin nicht die acht Jahre Gefängnis absitzen musste, die vergangenen Sommer wegen Korruption und Machtmissbrauchs gegen ihn verhängt worden waren, stößt bei der Opposition auf Kritik.
Thaksin, der im August unmittelbar nach seiner Rückkehr aus einem 15-jährigen Exil inhaftiert worden war, verließ das Polizeikrankenhaus in einem Auto in Begleitung seiner Töchter Paetongtarn und Pintongta. Dabei trug der 74-Jährige eine Halskrause. Vor dem Polizeikrankenhaus im Zentrum von Bangkok protestierte eine Handvoll Menschen gegen seine Freilassung.
An seinem Haus in der thailändischen Hauptstadt wurde Thaksin mit einem Banner und von einer einzelnen Unterstützerin willkommen geheißen, die dort zwei Tage auf ihn gewartet hatte. "Ich wollte ihm sagen, dass er kämpfen soll", sagte die Demonstrantin. "Wenn er hier ist, wird sich das Land weiter entwickeln."
Die genauen Umstände von Thaksins Freilassung waren unklar. Möglicherweise muss der umstrittene Milliardär eine elektronische Fußfessel tragen oder Reiseauflagen einhalten.
Nach Angaben von Justizminister Tawee Sodsong gehört Thaksin zu einer Gruppe von 930 Häftlingen, die aufgrund ihres hohen Alters oder ihres Gesundheitszustands vorzeitig entlassen wurden. Thaksin hatte Berichten zufolge bei seiner Verlegung in das Polizeikrankenhaus unter Engegefühl in der Brust und Bluthochdruck gelitten. Nach Angaben seiner Familie wurde er in den folgenden Monaten zwei Mal operiert.
Thailands Regierungschef Srettha Thavisin erklärte am Sonntag, er erwarte nicht, dass Thaksin wieder politisch aktiv werde. Wenn er aber Ratschläge geben wolle, seien "alle in der Regierung bereit zuzuhören". Vermutungen, dass die Regierung mit Thaksin einen Deal für seine Freilassung geschlossen hat, weist der Regierungschef zurück.
Thaksins Heimkehr nach Thailand fiel mit der Rückkehr seiner Partei Pheu Thai an die Regierung zusammen, die sich mit mehreren Armee-nahen Parteien verbündet hat. Dies hatte Spekulationen hervorgerufen, dass eine Vereinbarung zur Verkürzung von Thaksins Haftzeit getroffen worden sei.
Thailands oppositionelle Fortschrittspartei MFP erklärte, Thaksins Freilassung errege Fragen nach einer Sonderbehandlung. "Thailand braucht ein demokratisches System, in dem das Rechtsstaats- und Justizsystem auf jeden in gleicher Weise angewandt wird, ohne doppelte Standards (...) für privilegierte Leute", erklärte die Partei am Sonntag.
Thaksin hatte Thailand von 2001 bis zu einem Staatsstreich des Militärs im Jahr 2006 regiert. Als Widersacher des pro-militärischen und royalistischen Establishments in Thailand übt der Medienunternehmer immer noch großen Einfluss auf die Politik in dem Königreich aus. Kritiker hatten ihm vorgeworfen, auch aus seinem Exil, das er überwiegend in Dubai verbrachte, noch die Strippen in Thailand zu ziehen. Seine Schwester Yingluck Shinawatra wurde 2011 Regierungschefin, bevor sie 2014 ebenfalls gestürzt wurde. © AFP
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