Anti-Kriegs-Aktionen und selbst das Niederlegen von Blumen in Trauer können in Russland Festnahmen und schwere Strafen nach sich ziehen. Trotzdem wagen sich wieder einmal Menschen auf die Straße.

Mehr aktuelle News

In Russland haben ungeachtet der jüngsten Polizeigewalt erneut Menschen an den im Straflager gestorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny und an den zweiten Jahrestag des Beginns des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine erinnert. Bürgerrechtler meldeten am Samstag zahlreiche Festnahmen bei den Aktionen im Land. Das unabhängige Portal ovd.info listete am Nachmittag 32 Festnahmen in neun Städten auf. Es habe Proteste zu verschiedenen Themen gegeben, hieß es.

Festnahmen gab es auch bei einer Aktion von Frauen, die vom Kreml die Rückkehr ihrer bei einer Mobilmachung von Reservisten 2022 zum Krieg einberufenen Männer forderten. In Kasan und Moskau wurden bei den Aktionen erneut jeweils auch zwei Journalisten festgenommen, wie ovd.info berichtete. Kremlchef Wladimir Putin hatte den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 befohlen.

Letzte Ehre trotz Polizeipräsenz erwiesen

Allein 27 Festnahmen habe es gegeben, als Menschen Blumen im Andenken an den am 16. Februar im Straflager gestorbenen Nawalny niederlegten, hieß es. An der Erlöserkathedrale in Moskau, der russisch-orthodoxen Hauptkirche, warteten Menschen in einer Schlange, um dann im Inneren am neunten Tag nach dem Tod Nawalnys des 47-Jährigen zu gedenken. Auch in anderen Kirchen des Landes erwiesen die Menschen Nawalny nach einem öffentlichen Aufruf in sozialen Netzwerken die letzte Ehre. Zuvor hatte Nawalnys Familie die Behörden aufgefordert, den Körper Alexej Nawalnys für eine menschenwürdige Beerdigung herauszugeben.

In der Moskauer Innenstadt gedachten Menschen im Park am Ukrainski Boulevard trotz Polizeipräsenz der Opfer des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sie legten dort am Fuß eines Denkmals für die ukrainische Dichterin Lessja Ukrajinka Blumen nieder. Uniformierte verfolgten das Geschehen aus einem Polizeiauto heraus, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

Öffentliche Anti-Kriegs-Aktionen sind in Russland auch angesichts massiver staatlicher Repressionen sehr selten. Es hatte immer wieder Festnahmen gegeben. Die Beamten gingen zuletzt auch nach Nawalnys Tod gewaltsam gegen Trauernde vor. Es gab im Land Hunderte Festnahmen. (dpa/mak)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.