Der INF-Vertrag ist Geschichte und die USA lassen die Muskeln spielen. An der Westküste testet das Militär einen landgestützten Marschflugkörper - das wäre nach dem Abkommen verboten gewesen.

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Erstmals nach dem Ende des INF-Abrüstungsvertrags zwischen Russland und den USA hat das amerikanische Militär nach eigenen Angaben einen konventionellen landgestützten Marschflugkörper getestet.

Er sei am Sonntag von der Insel San Nicolas in Kalifornien abgefeuert worden und habe sein Ziel nach mehr als 500 Kilometern Flug präzise erreicht, teilte das Pentagon am Montag mit. Die gewonnenen Daten und Erkenntnisse würden nun in die Entwicklung zukünftiger Mittelstreckenkapazitäten fließen, hieß es weiter.

Test wäre nach INF-Richtlinien verboten

Der Test wäre nach dem INF-Vertrag verboten gewesen. Die Vereinbarung untersagte beiden Seiten Produktion, Tests und Besitz von bodengestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit Reichweiten zwischen 500 und 5.500 Kilometern.

Der Sender ABC News berichtete unter Berufung auf Kreise, bei dem Marschflugkörper habe es sich um eine Tomahawk-Variante gehandelt.

Die Umweltorganisation Greenpeace erklärte, mit dem Test sei das atomare Wettrüsten in vollem Gange. "Europa muss jetzt zusammen stehen und unmissverständlich klar machen, dass keine Atomwaffen hier stationiert werden dürfen", erklärte Sprecher Christoph von Lieven.

Die USA hatten den INF-Vertrag Anfang Februar mit Rückendeckung der Nato-Partner zum 2. August gekündigt, weil sie davon ausgehen, dass Russland ihn seit Jahren mit einem Mittelstreckensystem namens SSC-8 (Russisch: 9M729) verletzt. Dieses soll in der Lage sein, Marschflugkörper abzufeuern, die sich mit Atomsprengköpfen bestücken lassen und mehr als 2.000 Kilometer weit fliegen können. Moskau weist dies zurück, beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld für die Eskalation.

USA planen mit nicht-atomaren Raketen - noch

Das Pentagon hatte den Test bereits im März angekündigt, sollte Russland nicht zur Vertragstreue zurückkehren. Die "Washington Post" schrieb zu dieser Zeit, für November sei zudem der Test einer Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von etwa 1.800 bis 2.500 Meilen (rund 2.900 bis 4.000 Kilometer) geplant.

Das Ende des INF-Vertrags, eines der hat weltweit Sorgen vor einem neuen Wettrüsten geschürt. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, dass die USA nun mit der Entwicklung eines Mittelstreckenraketensystems voranschreiten würden. Das Pentagon hatte bereits 2017 die Grundlage dafür gelegt.

Das System soll nach derzeitiger Planung ausschließlich mit konventionellen - das heißt nicht-atomaren - Sprengköpfen eingesetzt werden. Ob es dabei bleibt, ist allerdings unklar. Militärexperten weisen darauf hin, dass sich solche Planungen schnell ändern ließen.

Russland hat angekündigt, mit dem Start von Arbeiten an neuen, landgestützten Hyperschall-Mittelstreckenraketen auf das Aus für den INF-Vertrag zu reagieren. (jwo/dpa)  © dpa

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