• Die Proteste gegen das islamische Regime im Iran reißen nicht ab.
  • Nun haben die Regierungskritiker Zuspruch von zwei prominenten Stimmen bekommen.
  • Für die Führung in Teheran brisant: Eine der kritischen Stimmen ist die Schwester von Ajatollah Khamenei.

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Die Protestbewegung im Iran hat prominente Unterstützung erhalten. Am Mittwoch stellte sich Badri Hosseini Khamenei, die Schwester des iranischen geistlichen Oberhaupts Ajatollah Ali Khamenei, hinter die Demonstrationen. In einem von ihrem Sohn in Paris veröffentlichten Brief verurteilte sie die "despotische" Führung ihres Bruders.

"Ich drücke mein Mitgefühl mit allen Müttern aus, die die Verbrechen des Regimes der Islamischen Republik" von der Gründung nach der islamischen Revolution im Jahr 1979 bis in die heutige Zeit "betrauern", erklärte Badri Hosseini Khamenei. Der Staatsführung warf sie vor, "dem Iran und den Iranern nichts als Leiden und Unterdrückung" gebracht zu haben. Sie könne wegen ihrer körperlichen Verfassung leider nicht an den Protesten teilnehmen, erklärte sie.

"Ich hoffe, den Sieg der Bevölkerung und den Sturz dieser Iran regierenden Tyrannei bald zu sehen", heißt es in dem Brief weiter. Sie rief die Revolutionsgarden dazu auf, die Waffen niederzulegen und sich dem Protest anzuschließen. Badri Khamenei überwarf sich in den 80er Jahren mit ihrer Familie und floh in den Irak. Inzwischen lebt sie vermutlich wieder im Iran.

Auch Farideh Moradchani kritisierte das Regime scharf

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Mitglied von Ayatollah Khameneis Familie sich öffentlich kritisch zur Führung in Teheran äußert. Auch Badri Khameneis Tochter, Farideh Moradchani, kritisierte das Regime zuletzt auch scharf.

Nach Angaben ihres Bruders war die Nichte des geistlichen Oberhaupts Ende November festgenommen worden. Zuvor hatte sie die iranische Führung in einem Video als "mörderisches und Kinder-tötendes Regime" bezeichnet. Moradchani hatte sich in der Vergangenheit einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht und saß bereits mehrfach im Iran im Gefängnis.

In ihrem dem Video kritisiert Farideh Moradchani auch eine mangelnde internationale Reaktion auf die Niederschlagung der derzeitigen Proteste im Iran. Die gegen Teheran verhängten Sanktionen nannte sie "lächerlich" und beklagte, die Iraner würden in ihrem Kampf für Freiheit "alleine" gelassen

Protestslogan: "Frau, Leben, Freiheit"

Neben dem Zuspruch Badri Hosseini Khamenei erhielt die Protestbewegung zuletzt auch Rückendeckung durch den ehemaligen Präsident Mohammad Chatami. Chatami lobte die Protestbewegung und bezeichnete ihren Hauptslogan "Frau, Leben, Freiheit" als "schöne Botschaft, die den Weg in [...] eine bessere Zukunft weist".

Freiheit und Sicherheit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, sagte Chatami in einer von der Nachrichtenagentur Isna am Dienstagabend zitierten Erklärung. Er verurteilte die Festnahme von an den Protesten beteiligten Studenten. Repressionen könnten die Sicherheit der Universitäten und der Gesellschaft nicht gewährleisten, sagte er. Chatami war zwischen 1997 und 2005 Präsident des Iran.

Die seit Mitte September anhaltenden Proteste gegen die Führung in Teheran wurden durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst, die kurz nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei gestorben war.

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Bei der Niederschlagung der Proteste wurden nach unterschiedlichen offiziellen iranischen Angaben inzwischen mehr als 200 oder sogar mehr als 300 Menschen getötet. Die Organisation Iran Human Rights (IHR) spricht von mindestens 448 "von Sicherheitskräften getöteten" Menschen. Tausende wurden festgenommen.

Am Donnerstag wurde nach Angaben von iranischen Staatsmedien auch erstmals ein Todesurteil im Zusammenhang mit den Protesten vollstreckt. Den Berichten zufolge sei Mohsen Schekari hingerichtet worden. Das Regime wirft ihm vor, Ende September bei einer Straßenblockade in Teheran ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen verletzt zu haben. (afp/thp)

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