Wegen Korruptionsvorwürfen hat Angola die Vermögenswerte von Isabel dos Santos eingefroren. Die reichste Frau Afrikas fühlt sich zu Unrecht verfolgt – nun wurde einer ihrer Mitarbeiter tot in Portugal aufgefunden.

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Eloquent, umtriebig und mehrsprachig: Jahrelange war Isabel dos Santos ein gern gesehener Gast auf internationalen Konferenzen, wie die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt. Doch die reichste Frau Afrikas sieht sich derzeit schweren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Die 46-Jährige soll ihr Vermögen durch Korruption und Vetternwirtschaft angehäuft haben. Wegen der Vorwürfe hat Angola im Dezember alle Vermögenswerte der Milliardärin im Land eingefroren. Weitere Rätsel gibt nun der Tod eines engen Mitarbeiters auf.

Der Mann wurde am Mittwochabend in Lissabon tot aufgefunden. Gegen den 45-Jährigen und dos Santos sowie gegen weitere Personen hatte die Staatsanwaltschaft in Angola am gleichen Tag Anklage unter anderem wegen Unterschlagung erhoben.

Die Leiche des Mannes weise mehrere Verletzungen auf, wie portugiesische Medien berichteten. Sie sei in einer Garage eines Wohnhauses im Westen Lissabons gefunden worden. Alles deute zwar auf einen Freitod durch Erhängen hin. Es werde aber auch ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen.

Präsidententochter dos Santos

Dos Santos ist die Tochter des früheren angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos. Teils autoritär regierte der das Land fast 40 Jahre lang bis 2017. "Dos Santos hat Angola wie seine persönliche Farm behandelt", erklärte der angolanische Menschenrechtsanwalt Salvadore de Freire mit Blick auf den Ex-Präsidenten. Angola gehört zu den korruptesten Ländern der Welt. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International belegt es aktuell Platz 146 von 180.

Obwohl die ehemalige portugiesische Kolonie einer der größten Erdölproduzenten Afrikas ist, gilt Angola als eines der ärmsten der Welt. In diesem Umfeld schaffte es die einstige Präsidententochter ganz weit nach oben, doch erst seit Kurzem wirft ihr Reichtum viele Fragen auf.

Am Sonntag veröffentlichte Recherchen des Internationalen Konsortiums Investigativer Journalisten (ICIJ), zu dem auch "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR gehören, legen den Verdacht nahe, dass dos Santos erhebliche Vorteile aus dem korrupten System in Angola zog. "Mehr als 400 Firmen in 41 Jurisdiktionen haben Isabel dos Santos und ihr Umfeld in den vergangenen Jahren gegründet, fast 100 davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hongkong", schreibt der NDR in einer Erklärung. Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert.

Isabel dos Santos: "Die Prinzessin"

Der aktuelle Präsident João Lourenço setzt sich seit seinem Amtsantritt 2017 für Reformen und die Bekämpfung von Korruption ein, wie Transparency International in einem Bericht hervorhebt. Er entließ Dutzende Regierungsbeamte, darunter auch Isabel dos Santos.

All das steht womöglich miteinander in Verbindung. Denn der in Lissabon aufgefundene Tote war Private-Banking-Direktor der portugiesischen Bank Eurobic, an der Isabel dos Santos 42,5 Prozent des Kapitals hält. Er war auch Kontoführer von dos Santos.

Das Eurobic-Konto dos Santos', die in Angola und Portugal oft nur "die Prinzessin" genannt wurde, war im November 2017 unter dubiosen Umständen leergeräumt worden - kurz nachdem die heute 46-Jährige als Präsidentin der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft Sonangol abgesetzt worden war. Nach Medienberichten wurden damals innerhalb weniger Stunden insgesamt rund 52 Millionen Euro auf ein Offshore-Konto überwiesen.

Dos Santos soll in ihrem Heimatland vor Gericht gestellt werden

Dos Santos weist alle Korruptionsvorwürfe als "äußerst irreführend und unwahr" zurück, wie sie in einer Stellungnahme erklärte, die am Donnerstag von einer Londoner PR-Firma verbreitet wurde. Darin kündigt sie an, ihren "guten Namen" vor internationalen Gerichten verteidigen zu wollen. Die Geschäftsfrau lebt seit dem Rücktritt ihres Vaters im August 2017 in London und Dubai. Die angolanische Justiz will nach eigenen Angaben nun "alle zur Verfügung stehenden Mittel" einsetzen, um dos Santos in ihr Heimatland zurückzubringen und dort vor Gericht zu stellen.

Forbes taxiert dos Santos Vermögen auf knapp zwei Milliarden Euro - woher stammt aber das ganze Geld? "Ich baue Unternehmen und Betriebe auf, ich investiere und schaffe Arbeitsplätze", erklärte sie am 19. Januar auf Twitter. "Daher kommt mein Reichtum: BUSINESSES."

Das ist dos Santos' immer wieder gepflegte Erzählung. Jahrelang feilte sie bei öffentlichen Auftritten an ihrem Image als Selfmade-Milliardärin, die es nach dem Ingenieursstudium nur dank harter Arbeit an die Spitze geschafft habe.

Und nun sieht sie eine Verschwörung gegen sich. Angolanische Geheimdienste hätten Informationen an internationale Investigativjournalisten weitergereicht, um diese für die eigene politische Agenda einzuspannen. "Wir werden weiterhin jeden Tag in jedem Geschäft unser Bestes geben und für das kämpfen, woran ich für Angola glaube", betonte dos Santos auf Twitter. "Der Weg ist lang, die Wahrheit wird sich durchsetzen." (dpa/afp/mf)

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