Er kritisierte, schimpfte und hoffte: Uri Avnery, israelischer Friedensaktivist mit deutschen Wurzeln, glaubte stets an eine Lösung im Nahost-Konflikt. Nun starb er im Alter von 94 Jahren.

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Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery hat ein Leben lang für eine Lösung im Nahost-Konflikt gekämpft und war in Israel umstritten wie nur wenige. Der gebürtige Deutsche erhielt gemeinsam mit seiner Frau Rachel 2001 den Alternativen Nobelpreis.

In der Nacht zum Montag starb Avnery im Alter von 94 Jahren in Tel Aviv, wie ein Sprecher des Ichilov-Krankenhauses bestätigte. Avnery hatte Anfang des Monats einen Schlaganfall erlitten und lag seither im Krankenhaus.

Er wollte den Nahost-Konflikt lösen

"Die Grundlage für jeden denkbaren Frieden ist es, das Westjordanland mit Ostjerusalem und dem Gazastreifen in einen palästinensischen Staat umzuwandeln", sagte Avnery vor seinem 90. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur.

"Die Siedler sind ein Feind des Friedens und damit auch ein Feind des Staates Israel." Bis ins hohe Alter glaubte der Mann mit den dichten weißen Haaren und dem buschigen Bart, dass er eine Lösung des Nahost-Konfliktes noch erleben werde.

An dem am 10. September 1923 als Helmut Ostermann im westfälischen Beckum geborene Avnery schieden sich in Israel die Geister. Den einen galt der Gründer der Menschenrechtsorganisation Gusch Schalom (Friedensblock) als engagierter Kämpfer für den Frieden, anderen als Verräter an der zionistischen Sache. Seine Frau Rachel, die Gusch Schalom mitgegründet hatte, starb bereits 2011.

Avnery hatte sich weit reichende Ziele gesetzt: Er wolle den "genetischen Code der zionistischen Bewegung" und "das Volksbewusstsein (der Israelis) von der Tiefe aus verändern", sagte er vor zehn Jahren. "Und das ist eine gewaltige Aufgabe."

Den Siedlungsausbau und die israelischen Militäreinsätze in den Palästinensergebieten sah er als "Unglück für Israel" und "schreckliches Hindernis für jede Art von Frieden".

Averny wanderte 1933 aus

Uri Avnery wuchs in Hannover auf und wanderte 1933 mit seiner Familie nach Palästina ein. Er hat die Härten des Nahostkonflikts am eigenen Leib erlebt: Im ersten Nahostkrieg von 1948 wurde er im Kampf schwer verwundet. Von 1938 an war er vier Jahre lang Mitglied der jüdischen Untergrundbewegung Irgun. Später beschrieb er sich selbst rückblickend als "Terroristen".

Von 1950 an war er Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Haolam Haseh" (Diese Welt). Auf die Redaktionsräume und die Druckerei wurden mehrmals Bombenanschläge verübt. 1975 überlebte er einen Mordversuch. Wegen finanzieller Schwierigkeiten stellte er das Magazin 1990 ein.

Auch als Parlamentsabgeordneter hatte Avnery sich nach 1965 in insgesamt drei Amtsperioden für seine Ziele eingesetzt. Bis zuletzt schrieb er regelmäßig Analysen für die linksliberale Zeitung "Haaretz" und kommentierte dabei auch innerisraelische Krisen.

Mit seinen unbequemen Äußerungen brachte Avnery viele Israelis in Rage. Vor zwölf Jahren rief der rechtsextreme Aktivist Baruch Marsel die Armee sogar zu seiner "gezielten Tötung" auf. Linksorientierte Aktivisten schadeten Israels Interessen nicht weniger als die äußeren Feinde des Landes, meinte er.

Zahlreiche Auszeichnungen

Für seine Arbeit wurde Avnery allerdings mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (1995) und den Aachener Friedenspreis (1997). Den Alternativen Nobelpreis bekamen Uri und Rachel Avnery für die Gründung von Gusch Schalom.

Für Entrüstung sorgte Avnery 1982, als er sich in Beirut zum ersten Mal mit Jassir Arafat traf, dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Kontakte mit der PLO waren zu der Zeit in Israel noch verboten. Avnery riskierte eine Anklage wegen Hochverrats.

Heute seien Kontakte mit der Fatah, der zur PLO gehörenden Partei des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, offizielle Regierungspolitik, sagte Avnery bereits vor zehn Jahren mit Genugtuung. Er sah dies als Beweis dafür, "in der Tiefe der israelischen Volksseele mit gewaltigen Schritten vorangekommen" zu sein.  © dpa

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