Bei einem Besuch in Namibia hat SPD-Chef Lars Klingbeil auf einen schnellen Abschluss der Verhandlungen über eine Entschädigung für deutsche Kolonialverbrechen gedrängt. "Nach vielen Jahren der Verhandlungen muss es jetzt gelingen, das Versöhnungsabkommen gemeinsam zu unterzeichnen und damit ein neues Kapitel in der Beziehung unserer Länder aufzuschlagen", sagte Klingbeil der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag nach Gesprächen mit Vertretern der Volksgruppen Herero und Nama in der Hauptstadt Windhuk.

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Der Austausch mit den Nachfahren der während des Völkermords getöteten Herero und Nama habe ihn tief berührt, so Klingbeil. Er habe ihnen zugesagt, dass er in Berlin für eine schnelle Lösung werben werde. "Als SPD unterstützen wir die Bemühungen der Bundesregierung und wollen, dass die Unterschriften sehr zügig unter die gemeinsame Erklärung gesetzt werden", sagte Klingbeil. Der namibischen Seite gehe es nicht nur um eine offizielle Entschuldigung, sondern um Wiedergutmachung und um einen Start in eine gemeinsame bessere Zukunft.

Klingbeil befindet sich bis Freitag auf einer Afrika-Reise, mit weiteren Stationen in Südafrika und Ghana.

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika und schlug dort Aufstände gegen seine Herrschaft brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs (1904-1908) kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Historiker schätzen, dass 65 000 von 80 000 Herero und mindestens 10 000 von 20 000 Nama getötet wurden.

Die Bundesregierung und die Regierung von Namibia verhandeln seit langem über ein vorgelegtes Aussöhnungsabkommen, das Finanzhilfen Deutschlands für Entwicklungsprojekte in Namibia in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vorsieht. Eine Verabschiedung der Erklärung – 120 Jahre nach Beginn des Völkermords - liegt derzeit auf Eis, da die Bundesregierung es ablehnt, mit den Nachkommen der damaligen Opfer direkt über persönliche Entschädigungen zu verhandeln. Deutschland verhandle mit der namibischen Regierung, die völkerrechtlich ganz Namibia vertrete, so die Position der Bundesregierung.  © dpa

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