Die angekündigte Schließung von drei Standorten des Goethe-Instituts in Frankreich hat heftige Kritik ausgelöst. "Dies widerspricht den Werten des Elysée-Vertrags, der die Vermittlung von Kultur und Sprache des Partnerlandes in den Mittelpunkt stellt", sagte der Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks, Tobias Bütow, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Die Schließung sei eine Fehlentscheidung "in einer Zeit, in der wir jeden Ort brauchen, um demokratische Werte und den Geist Europas zu vermitteln".

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Die Entscheidung, die Standorte in Bordeaux, Lille und Straßburg bis zum Jahresende zu schließen, löste auch im Elysée-Palast Stirnrunzeln aus. Präsident Emmanuel Macron habe den Vorgang "sehr wohl zur Kenntnis genommen", hieß es aus seinem Umfeld. Es handle sich um "ein Signal, das in dieser Zeit nicht sehr glücklich ist".

Das Präsidium des Goethe-Instituts hatte die Schließungen in der vergangenen Woche beschlossen. Sie sind Folge eines Sparprogramms, aber auch einer geostrategischen Neuausrichtung. Künftig solle das Engagement in Mittel- und Osteuropa, im Kaukasus, im Südpazifik sowie in der Landesmitte der USA gestärkt werden, betonte das Goethe-Institut. Geschlossen werden dafür auch Standorte in Turin, Genua und Rotterdam.

Das Goethe-Institut in Bordeaux, das im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte, wird nach Berichten lokaler Medien fünf Mitarbeiter entlassen. Die bisherige Leiterin Luise Holke sagte der Zeitung "Sud Ouest", die Ankündigung der Schließung habe sie völlig unerwartet getroffen. Zu den historischen Momenten des Instituts in Bordeaux zählt ein Konzert des ostdeutschen Liedermachers Wolf Biermann im November 1989 vor 700 Studierenden am Vorabend des Mauerfalls.

Geschlossen werden sollen auch das 1957 gegründete Goethe-Institut in Lille, das erste überhaupt in Frankreich, sowie ein Verbindungsbüro in Straßburg. Der Vorsitzende der Region Grand Est, Franck Leroy, beklagte eine "einseitige und inakzeptable Entscheidung".

Bestehen bleiben in Frankreich die Goethe-Institut in Paris, Lyon (mit Außenstelle in Marseille) und Nancy. In Toulouse gibt es noch ein verkleinertes Institut, das keine Sprachkurse mehr anbietet.

Der gemeinnützige Verein, der vor allem aus Bundesmitteln finanziert wird, soll die Kenntnis der deutschen Sprache fördern, kulturelle Zusammenarbeit pflegen und ein umfassendes Deutschlandbild vermitteln.

Die angekündigten Schließungen dürften auch Thema bei der für Montag und Dienstag geplanten Klausurtagung der deutschen und französischen Regierung sein. Dabei handelt es sich um ein neues Format, das einen intensiveren informellen Austausch zwischen Regierungsmitgliedern ermöglichen und damit die Beziehungen beider Länder wieder verbessern soll. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich ist wegen Unstimmigkeiten vor allem bei der Energiepolitik derzeit angespannt.


  © AFP

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