Der israelische Verteidigungsminister hat bei einer Schalte mit Nato-Kollegen zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen. Um die Grausamkeit der Hamas zu unterstreichen, zeigte er ein unzensiertes Video mit brutalen Taten der Terrororganisation.

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Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat in einer Schalte mit Kollegen der Nato-Staaten ein unzensiertes Video einiger brutaler Taten der Hamas gezeigt. Wie das israelische Verteidigungsministerium im Anschluss mitteilte, dokumentierte es Gräueltaten gegen israelische Zivilisten und Soldaten sowie gegen ausländische Staatsangehörige, die entweder entführt oder getötet wurden. Aus Nato-Kreisen hieß es, die Bilder seien schockierend gewesen. Genauere Angaben wurden aber nicht gemacht.

Unter den mehr als 1.200 Todesopfern der Hamas-Attacken seien 189 Soldaten, teilte Israels Armee am Mittwochabend mit. Die weitaus meisten der getöteten Menschen sind demnach Zivilisten. Mindestens 3.000 Menschen wurden verletzt und rund 150 in den Gazastreifen entführt.

Galant sagte nach Angaben seines Ministeriums in der Sitzung: "Es wird ein langer und schwieriger Krieg." Aber Israel werde siegen und die Hamas zerstören, die eine grausame, vom Iran finanzierte Organisation sei. "Wir werden jeden einzelnen Mann zur Strecke bringen, an dessen Händen das Blut unserer Kinder klebt", sagte Galant mit Blick auf die laufende Gegenoffensive Israels. Galant verglich die Hamas den Angaben zufolge mit der Terrormiliz Islamischer Staat, die in den vergangenen Jahren von Nato-Staaten intensiv bekämpft worden war.

Galant: "2023 ist nicht 1943"

An die Adresse der Feinde Israels gerichtet, warnte Galant vor einer Unterschätzung seines Landes. "Wir wurden hart getroffen. Aber täuschen Sie sich nicht – 2023 ist nicht 1943", sagte er in Anspielung auf die Vernichtungspläne der Nazis gegen die Juden. "Wir sind die gleichen Juden, aber wir haben andere Fähigkeiten." Der Staat Israel sei stark, man sei vereint und mächtig.

Für Deutschland nahm Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an der Videokonferenz am Rande eines zweitägigen Nato-Treffens in Brüssel teil. Er hatte Galant bereits im Vorfeld Unterstützung zugesagt und Unverständnis über Staaten geäußert, die Israel kritisieren. "Die Israelis führen hier einen Existenzabwehrkampf", sagte er. Dies könne man nicht übersehen und auch nicht relativieren, wie das der eine oder andere gerade versuche.

Natürlich hoffe aber auch Deutschland, dass es nicht zu weiteren Eskalationen komme, wenn die Israelis jetzt die Bodenoffensive starten sollten, ergänzte Pistorius. Man müsse aber damit rechnen, dass die Situation eskaliere.

Pistorius sagt Israel Kampfdrohnen zu

Pistorius berichtete außerdem von Anfragen für Lieferungen von Kriegsgerät und Ausrüstung aus Deutschland. Israel habe Deutschland um Munition für Kriegsschiffe gebeten, sagte der Verteidigungsminister am Donnerstagmorgen am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel. Zudem sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem auch Blutkonserven und Schutzwesten angefragt worden seien.

Zuvor hatte das Bundesverteidigungsministerium am Mittwochabend bereits bestätigt, dass Deutschland Israel mit bis zu zwei von der Bundeswehr geleasten Kampfdrohnen vom Typ Heron TP unterstützen wird. Die Bundeswehr least derzeit fünf Drohnen dieses Typs. In Israel werden an ihnen deutsche Soldaten ausgebildet.

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Die Nato-Staaten haben Israel ihre Solidarität versichert, die israelische Armee aber zugleich zur Wahrung der "Verhältnismäßigkeit" aufgefordert. Israel habe "das Recht, sich selbst unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit gegen diese ungerechtfertigten Terrorakte zu verteidigen", teilten die Nato-Staaten mit. Sie riefen die Hamas dazu auf, "alle Geiseln unverzüglich freizulassen" und forderten "den größtmöglichen Schutz für Zivilisten". US-Präsident Joe Biden hatte gewarnt, Israel müsse sich "trotz aller Wut und allem Frust" an internationales Recht halten. (dpa/lko)

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